Es ist in Parks zu hören und auf Grünstreifen: Überall dort, wo sich in Berlin Füchse breit gemacht haben und heimisch fühlen. Auf einmal bellen Füchse in der Nacht. Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert erklärt, was da los ist.
Nächtliches Bellen sorgt in Berliner Kiezen für Irritationen. Was für viele Anwohner verstörend klingt, sei ein ganz normales Verhalten von Jungfüchsen, erklärt der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert. „Seit etwa 14 Tagen ist ganz massiv ein ganz lautes, herzzerreißendes Bellen zu hören“, berichtet er und rät zur Gelassenheit: Das nächtliche Bellen sei harmlos. Es gehöre zum natürlichen Entwicklungsprozess der Füchse.
Die Berliner Jungfüchse betteln um Futter
Die Tiere, meist im Frühjahr geboren, stehen kurz vor der Selbstständigkeit, wie der Wildtierexperte erläutert. Noch lebten sie im elterlichen Revier und wurden bislang noch von den Eltern versorgt. Doch nun beginne die Abnabelungsphase.
„Die Eltern ziehen sich zurück, stellen das Füttern ein – und die Jungfüchse reagieren mit lautem Bellen, um Aufmerksamkeit zu erregen und Futter zu erbetteln“, erklärt Ehlert. Häufig seien die Rufe in Innenhöfen, Unterführungen oder an Hauswänden zu hören – Orte, an denen der Schall sich gut verbreitet. Die Jungtiere nutzten diese akustische Verstärkung gezielt, um ihre Eltern zu erreichen.
Die Abnabelung dauere noch einige Wochen. „Im September werden die Jungtiere noch im Revier ihrer Eltern geduldet, aber nicht mehr gefüttert. Im Oktober werden sie geschlechtsreif und müssen sich eigene Reviere suchen“, erklärt Ehlert. Dann sei das „Hotel Mama“ nicht mehr verfügbar.
Es beginne eine schwierige Phase: „Ohne Schutz und außerhalb vertrauter Gebiete müssen sie sich ein eigenes Revier suchen – eine Herausforderung in einer Stadt wie Berlin, wo die meisten Reviere bereits besetzt sind.“
Es kommt auch zu Angriffen auf Hunde
Ferner erreichten ihn auch Meldungen von Füchsen, die kleine Hunde angreifen – ein Phänomen, das nicht ausschließlich mit Jungtieren zusammenhänge. Es handele sich dabei um normales Verhalten. Meist seien es Muttertiere, die ihre Jungen verteidigen.
Obwohl Füchse in der Regel schwächer seien als Hunde und ihnen meist aus dem Weg gingen, komme es dennoch vereinzelt zu Angriffen. Besonders betroffen sind kleinere Hunderassen wie Chihuahuas, die von Füchsen nicht als ernsthafte Gefahr eingeschätzt werden. Die Zahl solcher Vorfälle bleibe jedoch überschaubar. „Etwa zehnmal im Jahr werden entsprechende Angriffe gemeldet“, so Ehlert.

Um diese zu vermeiden, sei es wichtig, Hunde immer angeleint zu lassen. „Auch, wenn es für die Betroffenen erst mal etwas ungerecht klingt: Ein Hund ist ein Haustier. Ein Haustier hat einen Halter und der Halter ist immer verantwortlich für sein Tier“, sagt der Wildtierexperte. Umgekehrt komme es auch immer wieder zu Angriffen von Hunden auf Füchse, die würden aber von den Haltern eher nicht gemeldet.