Pankower Kleingärtner bangen um ihre Datschen. Im Zuge der Aufarbeitung des Veruntreuungsskandals um die ehemalige Verbandsvorsitzende hat das Finanzamt dem Pankower Verband die steuerrechtliche Gemeinnützigkeit aberkannt. Das berichtet exklusiv der Tagesspiegel.
Demnach machte die Nachricht, die das Aus für den Verband bedeuten kann nach dem vergangenen Wochenende die Runde unter Pankower Kleingärtnern.
Auf einer Versammlung am 29. August sei mitgeteilt worden, „dass dem Bezirksverband Pankow nachträglich die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde“, heißt es in einer Mitteilung an Vereinsmitglieder der Kleingartenkolonie Neuland Buchholz, aus der der Tagesspiegel zitiert. Unklar bleibt, welche Auswirkungen die Aberkennung auf das laufende Insolvenzverfahren hat.
Derzeit werden in dem Insolvenzverfahren die Schäden aufgearbeitet, die der ehemalige Vorstand des Pankower Bezirksverbands verursacht hat. Gelder in hohem sechsstelligen Bereich sollen veruntreut worden sein.
Hoher Schaden im Pankower Kleingartenskandal
Innerhalb von zwei durch den Insolvenzverwalter gesichteten Geschäftsjahren sei dabei ein Minus von rund 600.000 Euro aufgetreten. Dies sei nur durch jahrelange „Pflichtverletzungen“ und Vertuschungen zu erklären, so der Zeitungsbericht.
Hohe Gehaltszahlungen an den Vorstand und Vetterwirtschaft, so lauten die Vorwürfe, denen mittlerweile auch die Staatsanwaltshaft nachgeht. Der Bezirk Pankow hat ein gerichtliches Mahnverfahren gestartet und Strafanzeige gestellt.
Für die Pankower Kleingärtner ist die Aberkennung der Gemeinützigkeit ihres Bezirksverbandes ein Schlag, dessen Folgen sich erst später absehen lassen.
Die über 5000 Kleingärtner sind auf einen Dachverband angewiesen, der Pachten und Zahlungen gesammelt an Eigentümer weiterleitet. Fällt die Gemeinnützigkeit für den angeschlagenen Verband weg, so können weitere Steuern wie die Körperschaftssteuer erhoben werden.
Sollte es zu Nachforderungen kommen, sähe sich der strauchelnde Bezirksverband der Gartenfreunde Pankow hohen Schulden gegenüber, befürchtet der Kleingärtner Axel Quandt, der den Pankower Skandal ins Rollen brachte.
Quandt sieht den Hauptschaden laut Tagesspiegel „im weiteren moralischen Ansehensverlust“ des Bezirksverbands: „Die Aberkennung der Gemeinnützigkeit bedeutet im Ergebnis immer, dass das Finanzamt die Selbstlosigkeit als nicht mehr gegeben sieht - das ist für den Kleingartenverband eine Katastrophe.“