Auch Marathonläufer können der Inflation nicht weglaufen. Weltweit explodieren die Startgebühren bei den großen Laufveranstaltungen. Besonders auch in Berlin. Kostete der Start im Jahre 2021 noch 125 Euro, sind die Gebühren inzwischen auf 205 Euro geklettert. Wer alles an den Läufern verdient, wie viel Geld umgesetzt wird.
Mit einem Startgeld von 205 Euro schiebt sich Berlin in die Spitzengruppe der weltweit teuersten Marathons vor. Ganz vorne liegt hier der New York – mit einem Startgeld von rund 285 Euro. Aus den USA kennt man auch die Zahlen, die mit dem Laufevent verdient werden. Der Veranstalter New York Road Runners erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 85 Mio. Dollar, der Nettogewinn lag bei knapp 12 Mio. Dollar. Größter Profiteur selbst ist die Stadt New York City. Schon 2019 schätzte die Rennleitung, dass der Marathon 427 Millionen Euro in die Kassen der Stadt spülte.
Berlin-Marathon: Mehr als 10 Mio. Euro an Startgeldern
Und in Berlin? Beim Marathon-Wochenende am 28./29. September werden in diesem Jahr knapp 55.000 Läufer und Skater erwartet –die Startgelder allein füllen die Kassen schon mit mehr als 10 Millionen Euro. Dazu kommt die Laufsport-Messe am Tempelhofer Flughafen. Mit rund 160 Ausstellern, die für einen Quadratmeter Messestand bis zu 180 Euro zahlen. Das spielt eine sechsstellige Summe für die Kasse des Marathon-Veranstalters SCC Events ein, berichtet RBB24.
Dazu kommen zwei weitere, große Einnahmequellen: die TV-Rechte (liegen bei RTL) und die Gelder, die die Sponsoren (BMW ist seit 2011 Partner des Berlin-Marathons) zahlen. Auch hier gehen die Einnahmen in die Millionen, die Summen aber geheim.
Der Marathon führt an vielen Berliner Sehenswürdigkeiten bei, am Brandenburger Tor und der Siegessäule, am Rathaus Schöneberg und am Schloss Charlottenburg, es geht über die Straße des 17. Juni, die Karl-Marx-Allee und die Mollstraße. Die Berliner Bezirke, durch die der Lauf führt, könnten am Marathon mitverdienen.

„Bezirke können die Gebühren für eine Sondernutzung erheben, aber sie können auch darauf verzichten, wenn es ein übergeordnetes Interesse gibt“, teilt dazu die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz auf Anfrage von RBB24 mit. Doch einzig Berlin-Mitte kassiert „vorläufig“ eine Sondernutzungsgebühr von 20.000 Euro, wie es heißt. Die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg dagegen lassen die Marathon-Starter kostenlos über die sondergenutzten Straßen laufen.
Auf der Ausgabenseite stehen für den Veranstalter SCC Events die Kosten für Absperrungen, Querungen, Beschilderungen sowie einen 15 Kilometer langen Zaun, der temporär gebaut werden muss. Vor ein paar Jahren noch kostete das laut SCC-Events-Geschäftsführer Jürgen Lock rund 1,5 Millionen Euro. Aber in den letzten Jahren seien die Ausgaben dafür „exorbitant gestiegen“, so Geschäftsführer Lock in einem Podcast des Fachmagazins Runner’s World.
50.000 Euro für einen Weltrekord
Aber nicht alle Läufer bringen dem Veranstalter Geld ein. Die Spitzenläufer zahlen nicht, sondern bekommen ein dickes Startgeld, damit sie überhaupt antreten. Läufer wie der fünfmalige Gewinner Eliud Kipchoge aus Kenia sollen einen niedrigen sechsstelligen Betrag als Startprämie kassieren, berichtet RBB24. Die Sieger erhalten 30.000 Euro, die Zweitplatzierten 15.000 Euro – und für einen Weltrekord gibt es noch mal die dicke Prämie von 50.000 Euro obendrauf.
Der größte Gewinner dürfte aber die Stadt Berlin sein. Die Läufer, ihre Begleitungen und Marathon-Touristen sollen die Hauptstadtkassen mit 141 Millionen Euro füllen, wie RBB24 berichtet – etwa für An- und Abreise, Übernachtung oder Sightseeing. Addiert man die erhöhte Kaufkraft in Folge des Wettbewerbs dazu, soll der Berlin-Marathon sogar auf eine Gesamtwertschöpfung von 383 Millionen Euro kommen. ■