Familien und Senioren sitzen fest!

Mietpreise explodieren: Warum Berliner in den eigenen vier Wänden gefangen sind

Bei landeseigenen Vermietern: Alt-Mieter zahlen 7 Euro pro Quadratmeter, Neumieter über 9 Euro: In Berlin wird der Umzug zum Luxusproblem.

Author - Stefan Henseke
Teilen
Neuvermietungen werden auch in Marzahn immer teurer: Viele Berliner bleiben deshalb in ihren alten Wohnungen, können sich keinen Umzug mehr leisten.
Neuvermietungen werden auch in Marzahn immer teurer: Viele Berliner bleiben deshalb in ihren alten Wohnungen, können sich keinen Umzug mehr leisten.Emmanuele Contini

Einen Umzug – den kann sich in Berlin kaum noch einer leisten. Nur, wer schon lange in seiner Wohnung lebt, zahlt einigermaßen günstige Mieten. Das zeigen die Ergebnisse einer kleinen Anfrage an den Senat. Während Alt-Mieter in den Wohnungen der landeseigenen Wohnungsgesellschaften im Schnitt um die 7 Euro pro Quadratmeter zahlen, müssen neue Mieter neun Euro und mehr zahlen.

Das Dilemma: Die Wohnungsnot wird in Berlin auch verschärft, weil sich viele einen Umzug nicht mehr leisten können. Viele Ältere würden gerne, nachdem ihre Kinder ausgezogen sind, in kleinere Wohnungen umziehen. Doch dafür müssten sie inzwischen mehr zahlen als für die alte. Und so haben vor allem junge Familien deshalb immer mehr Schwierigkeiten, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Marzahn & Co.: Nur noch Alt-Mieter leben bezahlbar

In Berlin gibt es etwa 370.000 landeseigene Wohnungen, insgesamt liegt die Zahl der Wohnungen bei rund zwei Millionen für knapp vier Millionen Einwohner.

Auf den ersten Blick sehen die Zahlen, die dem Linke-Abgeordneten Niklas Schenker auf seine kleine Anfrage an den Senat mitgeteilt wurden, ganz manierlich aus. Für Hunderttausende Wohnungen der sieben landeseigenen Wohnungsgesellschaften in Berlin werden im Durchschnitt etwa sieben Euro pro Quadratmeter Miete aufgerufen.

Die Bestandsmieten liegen derzeit bei: 6,95 Euro bis 7,21 Euro je Quadratmeter. Auch im kommenden Jahr wird es nur wenig teurer. Dann sollen die Mieten zwischen 7,04 Euro und 7,34 Euro liegen. Klingt bezahlbar. Für Alt-Mieter.

Besonders teuer: Die Durchschnittsmieten bei der WBM

Für neue Mieter ist es allerdings teurer. Die sogenannten Angebotsmieten betragen derzeit zwischen 8,26 Euro (Berlinovo) und 10,10 Euro (WBM). „Bei der Vermietung von Bestandswohnungen orientieren sich die Angebotsmieten grundsätzlich an dem gültigen Mietspiegel zzgl. 10 Prozent“, heißt es.

Der größte Preisunterschied zwischen Alt- und Neumieten gibt es bei der WBM: 2,89 Euro. 7,21 Euro wurde im November für die durchschnittliche Bestandsmiete verlangt, die Angebotsmieten liegen im Schnitt bei 10,10 Euro. Besonders viele verlangt für Neuvermietungen wird auch bei der Gesobau (9,72 Euro), der Howoge (9,47 Euro) und der Gewobag (8,94 Euro).

Nur bei der landeseigenen Wohnungsgesellschaft SuL kommen Neumieter n och relativ günstig weg. Bestandsmieter zahlen hier 6,99 pro Quadratmeter, Neumieter im Schnitt 7,75 Euro.