Immer mehr Berliner steigen aufs Fahrrad um: Nachdem im verregneten Jahr 2023 die Nutzerzahlen etwas rückläufig waren, hat der Fahrradverkehr im vergangenen Jahr wieder zugelegt: An den 24 automatischen Dauerzählstellen im Berliner Stadtgebiet gingen die Zahlen um bis zu 30 Prozent nach oben. Wo in Berlin besonders viele Radfahrer unterwegs sind, wo neue Radwege gebaut werden.
Nach vorläufigen Zahlen aus der Verkehrsverwaltung, über die der „Tagesspiegel“ berichtet, gab es die größten Zuwächse am Kaisersteg in Berlin-Oberschöneweide. Hier wurden 30 Prozent mehr Radfahrer (insgesamt; 717.844) gemessen. Gründe: eine Baustelle auf einer Parallelroute, der nahegelegene Campus Wilhelminenhof der Hochschule für Technik und Wirtschaft.
Berlins Radler-Liebling: die Oberbaumbrücke
Aber auch an der Zählstelle mit den meisten Radfahrern gingen die Zahlen nach oben. Die Oberbaumbrücke ist Berlins Radler-Liebling Nr. 1. Knapp vier Millionen Radfahrer (3.941.713) wurden hier im abgelaufenen Jahr 2024 gemessen – das sind knapp sechs Prozent mehr. Rush-Hour-Zeit: In der Stunde gegen 18 Uhr überquert hier im Schnitt rund alle drei Sekunden ein Radler die Spree-Brücke, die von Friedrichshain nach Kreuzberg führt.
Auf den Plätzen 2 und 3 folgen die Berliner Straße in Pankow (rund 2,1 Mio., plus 6 %) und die Yorckstraße in Kreuzberg (knapp 2 Mio., plus 6 %). Zu den besonders oft von Fahrradfahrern genutzten Straßen gehören auch Jannowitzbrücke (1,88 Mio.), Frankfurter Allee (1,69 Mio.), Maybachufer (1,68 Mio.) und Invalidenstraße (1,62 Mio.). Laut Tagesspiegel sank die Zahl der erfassten Radler auf der Straße des 17. Juni (1,54 Mio.) und am Paul- und Paula-Uferweg (knapp 1 Mio.) in Rummelsburg um jeweils zwei Prozent.
An den 24 Dauerzählstellen werden die Fahrradfahrer automatisch erfasst – mittels Induktionsschleifen in der Asphalt-Deckschicht von Straßen und Radwegen. Die von infraVelo umgesetzten Zählstellen liegen überwiegend auf bisher ermittelten Vorzugstrassen zukünftiger Radschnellverbindungen. Zwei der 24 Zählstellen kamen neu hinzu: in der Schönhauser Allee (762.461 Radfahrer) und am Strausberger Platz (845.467). Die wenigsten Radfahrer wurden in der Alberichstraße in Biesdorf-Süd (182.628) gemessen.
Der Überblick: Hier werden überall Radwege gebaut
Der Ausbau des Radwege-Netzes hinkt der Zunahme bei den Radfahrern allerdings hinterher. Nur 23,3 Kilometer Radwege kamen im Jahr 2024 dazu – geplant waren einmal 100 Kilometer. Der KURIER verrät, wo momentan überall Radwege in Berlin gebaut werden und wo welche geplant sind.
Opernroute Nord (Charlottenburg – im Bau): Die Beschichtungs- und Markierungsarbeiten im zweiten Bauabschnitt zwischen Otto-Suhr-Allee und Kaiserin-Augusta-Allee wurden bis Ende 2024 größtenteils abgeschlossen. Im Frühjahr folgen kleinere Restarbeiten: der Einbau von Protektionselementen auf der Caprivibrücke sowie die farbliche Markierung südlich der Brauhofstraße. Die Arbeiten für den dritten Bauabschnitt in der Lise-Meitner-Straße (zwischen Mierendorffplatz und Olbersstraße) sind für Frühjahr 2025 geplant.

Grunewaldstraße (Schöneberg – im Bau): Auf 1,6 Kilometern entsteht hier ein gesicherter Radweg, ein Radfahrstreifen mit verschiedenen Schutzelementen (Leitboys und flexible Pfosten), der an Einfahrten bzw. in Kreuzungsbereichen mit roter Farbe sichtbar gekennzeichnet wird. Im Oktober begannen die Bauarbeiten, die nächste Bauphase startet im Frühjahr.
Köpenicker Straße (Kreuzberg - im Bau): Zwischen dem Bethaniendamm und Schlesisches Tor entstehen auf gut einem Kilometer auf beiden Seiten geschützte Radfahrstreifen mit einer Regelbreite von 2,25 Metern. An Kreuzungen erhöhen rot markierte Radfahrstreifen die Sichtbarkeit. Flächen für den ruhenden Verkehr werden ausgewiesen. An einigen Stellen entstehen neue Fahrradbügel sowie Parkflächen für Lastenräder bzw. für Mikromobilität (z. B. E-Scooter, Tretroller). Termin: 2. Quartal 2025 - 3. Quartal 2025.
Friedrichshaller Straße (Charlottenburg - im Bau): Hier geht es nur um gut 60 Meter. Auf 21 Metern entsteht ein getrennter Geh- und Radweg und auf 44 Metern ein Radfahrstreifen. Termin: 3. Quartal 2025 - 4. Quartal 2025.
Neue Radwege in Lichtenberg und Pankow
Hansastraße (Lichtenberg – in Planung): Im ersten Quartal dieses Jahres soll der Bau eines geschützten Radfahrstreifens starten. Länge: 621 Meter, Fertigstellung: 3. Quartal 2027.
Alt-Friedrichsfelde (Lichtenberg – in Planung): Auf 463 Metern wird stadtauswärts, vor der Kreuzung zur Straße Am Tierpark, ein geschützter Radfahrstreifen gebaut. Termin: 3. Quartal 2025 - 2. Quartal 2026.
Neumannstraße (Pankow – in Planung): Es ist geplant, zwischen Binzstraße und Thulestraße auf beiden Straßenseiten geschützte Radfahrstreifen zu errichten. Zwischen Thulestraße und Wisbyer Straße sind aufgrund des schmalen Straßenquerschnitts Radfahrstreifen ohne Protektionselemente vorgesehen. Termine: 3. Quartal 2025 - 3. Quartal 2026.

Hermann-Hesse-Straße (Pankow – in Planung): In Niederschönhausen kommen gleich mehrere Dinge zusammen. Zwischen Blankenburger Straße und Pastor-Niemöller-Platz werden auf beiden Straßenseiten geschützte Radfahrstreifen errichtet. Die angrenzenden Nebenstraßen und die Waldstraße werden als Fahrradstraßen ausgewiesen. Zwischen Güllweg und Waldstraße wird eine Ampel eingerichtet, damit Radler sicher abbiegen und Fußgänger entspannt die Straße überqueren können. Im Güllweg wird das Kopfsteinpflaster durch Asphalt ersetzt. Zeitraum: 2. Quartal 2026 - 4. Quartal 2027.
Herzbergstraße (Lichtenberg – in Planung): Auf 981 Metern ist auf beiden Straßenseiten ein geschützter Radweg geplant – zwischen Vulkan- und Siegfriedstraße. Tremin: 2. Quartal 2027 - 4. Quartal 2027.
Friedenstraße (Friedrichshain – vorgesehen): Auf der gesamten Länge der Straße soll die Situation für Radfahrer verbessert werden, indem vorhandene Schutzstreifen und Radwege durch breitere Radfahrstreifen ersetzt werden. Termin: 3. Quartal - 4. Quartal 2025.
Storkower Straße (Prenzlauer Berg – vorgesehen): Zwischen Landsberger Allee und Kniprodestraße entsteht auf gut einem Kilometer ein baulich abgetrennter Radweg. Termin: 4. Quartal 2026 - 4. Quartal 2027.
Hufelandstraße (Prenzlauer Berg – vorgesehen): Der Abschnitt im Bötzowviertel zwischen der Straße Am Friedrichshain und der Greifswalder Straße wird zur Fahrradstraße. Termin: 4. Quartal 2026 - 3. Quartal 2027. ■