Draußen lockte die leuchtend-gelbe Fassade mit der herrlich altmodischen Aufschrift „Kuchen Kaiser“, drinnen deftige Gerichte und eine riesengroße Auswahl an Kuchen und Torten. Jahrzehntelang war das Café „Kuchen Kaiser“ eine Institution in Berlin-Kreuzberg. 1866 hatte Konrad Kaiser seine Konditorei in dem Haus am Oranienplatz 11 bis 13 gegründet.
Zukunft des Kuchenkaiser-Hauses war ungewiss
Das gesamte Erdgeschoss gehörte zur Konditorei, darunter befanden sich die Backstuben. Das traditionsreiche Café im Erdgeschoss, in dem einst der Berliner Komponist Paul Lincke regelmäßig Skat spielte, ist inzwischen geschlossen. Doch das Wohnhaus bleibt untrennbar mit dem Namen des Cafés verbunden und ist heute ein Stück Stadtkultur.
Die Zukunft des historischen „Kuchenkaiser“-Hauses stand jedoch in den letzten Jahren auf der Kippe! 2023 war der ursprüngliche Besitzer des Hauses, Ulrich Fluss, überraschend gestorben. Er hatte das traditionsreiche Haus an eine Gruppe von Freunden und Freundinnen vererbt. Doch was würden diese neuen Eigentümer mit dem Gebäude machen? Es teuer verkaufen? Dies war unklar und damit auch die Zukunft der Mieter und Mieterinnen der 26 Wohnungen im Haus.
Wie die Mieter auf ihrer Homepage schreiben, war Ulrich Fluss stets an einer guten Hausgemeinschaft interessiert. „Für ihn war es nicht wichtig, möglichst viel Geld einzunehmen und dadurch eventuell seine Mieter und Mieterinnen zu verlieren“, erzählen die Bewohner. Während die Mieten in Berlin in die Höhe schossen auf durchschnittlich mehr als 15,40 Euro pro Quadratmeter Mitte 2024, zahlen die Bewohner des „Kuchenkaiser-Hauses“ weiter durchschnittlich 6,40 Euro. Das ist der Berliner Mieten-Durchschnittspreis aus dem Jahr 2012!

Trotz des engen Wohnungsmarkts in Kreuzberg entschieden sich die neuen Eigentümer und Eigentümerinnen, nicht den lukrativsten Weg zu gehen und das Gebäude an Investoren zu veräußern, sondern eine gemeinwohlorientierte Lösung zu suchen. Die Mietergemeinschaft hatte die Eigentümer dazu bewegen können, das Gebäude nicht auf dem „freien Markt“ zu verkaufen, sondern an eine Genossenschaft zu veräußern. Die Mieter haben gemeinsam den notwendigen Eigenanteil zum Ankauf aufgebracht.
Mieten im Kuchenkaiser-Haus sind 40 Jahre lang gedeckelt
Insgesamt brachten die Mieter und Mieterinnen zehn Prozent der Kaufsumme auf. Damit die Genossenschaft „Selbstbau eG“ das Gebäude kaufen konnte, ohne die Mieten drastisch zu erhöhen, war aber eine Förderung aus Landesmitteln nötig. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen stellte nach langer Bearbeitungszeit schließlich Mittel bereit, um den Kauf zu ermöglichen.