Klima-Aktivisten legen den Osten lahm, Bischof ruft zum Dialog mit ihnen auf
Am Freitagmorgen ging am Frankfurter Tor gar nichts mehr. Eine der wichtigsten Verkehrsadern im Osten war dicht. Die Forderungen der Umweltschützer: Tempo 100 und 9 Euro Ticket für alle.

Mit einer größeren Blockadeaktion hat eine Gruppe von Klimaschutz-Demonstranten den Autoverkehr in Berlin-Friedrichshain lahmgelegt. Etwa 50 Demonstranten setzten sich am Freitagmorgen auf die Kreuzung am Frankfurter Tor, 30 davon klebten sich fest, wie eine Polizeisprecherin sagte. Das Ablösen der festgeklebten Demonstranten der Gruppe „Letzte Generation“ dauere länger, so die Polizei.
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Nach Möglichkeit weiträumig umfahren
Die gesamte Kreuzung, an der sich die Durchgangsstraßen aus Mitte, Friedrichshain, Lichtenberg, Prenzlauer Berg und Kreuzberg treffen, wurde für längere Zeit gesperrt, schrieb die Verkehrsinformationszentrale (VIZ). Es gab lange Staus in alle Richtungen. Die VIZ riet: „Nach Möglichkeit weiträumig umfahren.“
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Parallel hätten andere Demonstranten versucht, an der Fassade des Bundesverkehrsministeriums an der Invalidenstraße in Mitte hochzuklettern, so die Polizei. Ob der Versuch erfolgreich war, stand zunächst noch nicht fest. Die Gruppe „Letzte Generation“ blockiert seit Anfang des Jahres immer wieder Autobahnen und Kreuzungen.
Auch das Orchester Lebenslaute beteiligte sich an der Aktion.

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Evangelischer Bischof ruft zum Dialog mit Klimaktivisten auf
Unterdessen hat Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein die politisch Verantwortlichen zum Dialog mit der umstrittenen Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“ aufgerufen. Die Klimaschutzaktivisten seien keine Spinner und keine Chaoten, sagte Stäblein am Freitag in Berlin vor der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO): „Es könnten meine Kinder sein, es könnten ihre Kinder sein. Sie verstehen nicht, dass sich nichts ändert.“
Es könnten meine Kinder sein, es könnten ihre Kinder sein. Sie verstehen nicht, dass sich nichts ändert.“
Christian Stäblein
Die Aktivisten wollten sich mit ständigem Vertagen und leeren Versprechungen beim Klimaschutz nicht mehr abfinden und würden das Thema radikal vom Ende her denken. Er wolle ihre Methoden nicht rechtfertigen, betonte Stäblein: „Sie wissen, dass ihr Protest nicht legal ist, aber sie sind bereit, die Konsequenzen dafür zu tragen.“
Marco Buschmann lehnt Gespräch ab
Der Bischof appellierte, nicht eine Debatte über die Methoden der „Letzten Generation“ vorzuschieben, damit in der Sache nichts geändert werden müsse. Die Kirche sollte immer für das Gespräch mit den Klimaaktivisten stehen und ihnen den Austausch mit der Politik ermöglichen. Es sei aber auch ungerecht, wenn nur die lauten Protestformen in den Blick genommen würden, fügte Stäblein hinzu.
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Am Donnerstag hatte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) ein Gesprächsangebot der „Letzten Generation“ abgelehnt. Die Bundesregierung könne Rechtsverstöße nicht im Nachhinein legitimieren, indem sie auf solche Gesprächseinladungen eingehe, sagte der FDP-Politiker im RBB-Inforadio. Die Klima-Aktivisten sorgen seit Monaten mit Straßenblockaden und spektakulären Klebe-Aktionen in Museen für Aufsehen.