Wer heute versucht, sich an die beliebtesten Stars aus dem Fernsehen der DDR zu erinnern, kommt an einer kaum vorbei: Ellen Tiedtke. Die Kabarettistin war im TV jahrelang als Ellentie zu sehen – und verzauberte in der Kinder-Sendung die kleinen und großen Zuschauer gleichermaßen. Mehrfach wurde sie zum Publikumsliebling des DDR-Fernsehens gewählt. Aber: Was wurde eigentlich aus Ellen Tiedtke, nachdem die Sendung Ellentie so große Erfolge feierte – und in welchen Shows könnte man sie noch bestaunen? Wir erinnern uns.
Kennen Sie noch Ellentie? Schauspielerin Ellen Tiedtke verzauberte das DDR-Publikum
Rotblonde Haare, Latzhose, gestreifter Pullover und Ringelsocken – so dürften die meisten Zuschauer, die damals vor der Flimmerkiste saßen, ihre Ellentie in Erinnerung haben. Szenen der beliebten Sendung mit Kabarettistin Ellen Tiedtke sind noch heute im Netz zu sehen, etwa auf dem Video-Portal „Youtube“. Eine Sequenz zeigt die Schauspielerin im Liegestuhl auf einem Balkon – doch als dieser zusammenklappt, taucht sie kurze Zeit später wieder auf, den Putzeimer auf dem Kopf. Solche lustigen Szenen begeisterten damals das Publikum, ob Groß oder Klein. „Alle Kinder lieben sie: Ellentie“ – der Slogan passte.
Die Kindersendung Ellentie wurde am 5. Januar 1983 erstmals im DDR-Fernsehen ausgestrahlt – sie lief im zweiten Programm. Kabarettistin Ellen Tiedtke begrüßte hier als Ellentie die Zuschauer, präsentierte Trickfilme, Lieder und Märchen – die einzelnen Beiträge, die gezeigt wurden, wurden von der Moderatorin dabei verbunden. Die Folgen von Ellentie waren jeweils 30 Minuten lang und waren am Mittwoch um 16.30 Uhr zu sehen. Später wechselte der Sendeplatz: Von Februar bis Dezember 1990 wechselte Ellentie auf den Sonntagvormittag. Als das DDR-Fernsehen eingestellt wurde, endete auch die Sendung Ellentie. Den Zuschauern bleibt sie dennoch in guter Erinnerung: Gleich zweimal wurde Ellen Tiedtke zum Fernsehliebling des DDR-Fernsehens gewählt.
Für Ellen Tiedtke war die Sendung Ellentie der Durchbruch – dabei war es nicht die erste Produktion, für die sie vor der Kamera stand. Tiedtke wurde in Bischofsburg in Ostpreußen geboren, flüchtete Ende des Zweiten Weltkrieges mit ihrer Familie nach Schwerin. Schon früh stand für die kleine Ellen fest, dass sie auf die Bühne wollte. „Soweit ich mich erinnere, habe ich mich immer in den Vordergrund gespielt, wenn zu Hause Besuch da war, habe Gedichte aufgesagt und getanzt“, erzählte sie im Rentenalter in einem Interview.
Ab 1983 stand Ellen Tiedtke in der TV-Sendung Ellentie für das DDR-Fernsehen vor der Kamera
In Schwerin und Leipzig besuchte sie die Schauspielschule. Ihr erstes Engagement nach dem Studium führte sie ans Stadttheater Cottbus, wo sie mit Kolleginnen und Kollegen die Kabarett-Truppe „Die Stichlinge“ gründete. Sie stand danach unter anderem mit einem Programm in der „Leipziger Pfeffermühle“ auf der Bühne – hier wurde ihr Programm von einem mit Parteifunktionären besetzten Publikum gestört. „Da wurde ein ausgewähltes Publikum reingesetzt, das gebuht hat. Die Bühne wurde gestürmt - und das Programm abgesetzt“, erinnerte sie sich. Ihr Weg führte sie daraufhin nach Berlin. Tiedtke trat in der Berliner „Distel“ auf. Nachdem sie 1961 den Kunstpreis der DDR erhalten hatte, folgten auch erste Engagements beim Film: Ellen Tiedtke spielte im Krimi „Doppelt oder nichts“ und in der Defa-Komödie „Ohne Paß in fremden Betten“ mit.

Doch ihre Karriere bekam einen herben Schlag verpasst, als sie sich weigerte, in der Schlagerrevue von Heinz Quermann „Lobhudelei der DDR“ zu betreiben. Die Konzert- und Gastspieldirektion verbot daraufhin den Kulturinstitutionen, Ellen Tiedtke noch zu engagieren. 1975 kam sie dann aber an den Friedrichstadt-Palast, trat dort mit Kinderrevuen auf – und kam an der Seite von Clown Ferdinand in mehreren Produktionen ins DDR Fernsehen zurück. Ab 1983 wurde dann Ellentie produziert und ausgestrahlt – und Tiedtke wurde für die Sendung zweifach ausgezeichnet.

„Ich war eine alterslose Person, die Kinder nicht mit erhobenem Zeigefinger belehrte, sondern ihre Fehler machte“, sagte sie. Und das kam an: Viel Fanpost habe sie bekommen, begeisterte Briefe von Kindern, die sie für die besondere Figur lobten. Die Sendung ebnete ihr nach allem Ärger noch einmal den Weg ins Fernsehen. „Wenn die Ellentie nicht gewesen wäre, würde ich heute ein bisschen verbittert dasitzen“, sagte sie als Rentnerin.
Mit dem Ende des DDR-Fernsehens kam aber auch das Ende von Ellentie – und das Karriere-Aus für Ellen Tiedtke. Sie zog sich nach dem Mauerfall – da war die Schauspielerin 61 Jahre alt – aus dem Rampenlicht zurück. 2008 erschien mit der Platte „Mit dem Schalk im Nacken“ noch einmal Musik von Tiedtke, 2022 brachte sie das Kurzgeschichten-Buch „Mit etwas Fantasie…“ auf den Markt. Im gleichen Jahr starb sie im Alter von 91 Jahren in einem Krankenhaus in Berlin. ■