DDR-Trainingsstätte

Kettensägen-Feldzug gegen Spatzen im Pankower Jahn-Stadion

Bäume und Hecken werden ohne Rücksicht gestutzt. Spatzen sind auf dem Gelände sowieso unerwünscht.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Gerodete Vegetation am Pankower Jahn-Stadion.
Gerodete Vegetation am Pankower Jahn-Stadion.BI Jahnsportpark

Im Jahnsportpark im Prenzlauer Berg werden Fakten mit der Kettensäge geschaffen. Obwohl der Senat gerade wegen mangelnder Beachtung artenschutzrechtlicher Vorschriften vor Gericht zweimal gescheitert ist, hält es ihn nicht davon ab, einen Kahlschlag des Grüns per Kettensäge zu veranstalten. Im Jahn-Stadion holzten Arbeiter am 22. Februar über 30 Bäume und viele Hecken ab, die den Spatzen vor Ort Unterschlupf und Brutplätze boten.

Bei der zerstörten Vegetation handelt es sich laut der Bürgerinitiative Jahnsportpark  – auch laut Gutachten des Senats – um gesetzlich geschützte Ruhestätten und Nahrungshabitate von Haussperlingen und anderen Vögeln.

Bis Oktober Abrisss-Stop

„Die abgesägten Gehölze befinden sich in unmittelbarer Umgebung der bis Oktober unter gerichtlichem Abrissstopp stehenden Brutplätze an Stadiongebäuden und der eilig aufgestellten Bretterwände mit Nistkästen, die nun samt Ausgleichskonzept praktisch wertlos sind“, so die Bürgerinitiative. Sollen so die unliebsamen Spatzen, die einen Abrissstop verursacht hatten, endgültig vertrieben werden, fragen sich die Mitglieder der BI.

„Der Senat setzt erneut auf die bewährte Taktik, Fakten zu schaffen“, so die Anwohner in einer Mitteilung. „Dass dabei gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen wird, weil die erforderlichen Ausgleichspflanzungen bisher nicht erfolgt sind, scheint nicht weiter zu stören.“

Fakt ist: Die Brutzeit hat mittlerweile begonnen. Seit dem ersten März dürfen Hecken und Bäume nicht mehr geschnitten werden. Wo Spatzen keine geeigneten Bedingungen vorfinden, ziehen sie weiter. Doch auch im angrenzenden Mauerpark sowie am Falkplatz finden derzeit Rodungen und Eingriffe in die Vegetation statt.

„Es deutet nichts darauf hin, dass der Senat den Natur- und Artenschutz künftig besser berücksichtigen wird. Rechtlich gilt das Gebot des Vorrangs der Vermeidung. Wenn also wegen des Abrissstopps nicht gefällt werden muss, ist dies zu unterlassen. Ebenso dürfen geschützte Lebensstätten nicht zerstört werden, ohne dass der vorgeschriebene Ausgleich erfolgt ist und die betroffenen Tierarten vollständig erfasst wurden“, sagt die Bürgerinitiative, die für einen Erhalt des Jahn-Stadions kämpft.

„Man könnte meinen, wenn Bausenator Gaebler die Spatzen vor Gericht schon nicht in die Flucht schlagen kann, dann mit schwerem Gerät und brachialer Gewalt. Die brachialen Eingriffe lassen sich nicht mehr als Inklusionsprojekt verkaufen, der Lack ist ab“, bilanziert Alexander Puell von der Bürgerinitiative Jahnsportpark.

Die Liste der Einträge in das Schwarzbuch des Artenschutzes im Jahn-Sportpark ließe sich beliebig lange fortsetzen: Habitate werden ersatzlos zerstört, Ausgleichsmaßnahmen werden nicht umgesetzt bzw. auf „später“ verschoben, Kartierungen von Vögeln und Fledermäusen sowie ihren Habitaten sind unvollständig, Untersuchungen der Bäume erfolgen nicht methodengerecht, kritisieren die Gegner des Abrisses. ■