Wo verbringe ich die Feiertage? Und kaufe ich überhaupt einen Weihnachtsbaum? Das sind Fragen, die sich gerade Bewohner eines Hauses in der Hausburgstraße in Friedrichshain stellen. Denn wieder einmal ist die Gasheizungsanlage ausgefallen – zum sechsten Mal in diesem Jahr. Der Ausfall summiert sich inzwischen auf fast einen ganzen Monat.
Der KURIER schaute im Mehrfamilienhaus vorbei und traf sich mit Mietern. Und mit Sandra-Charlotte Klatt. Sie arbeitet im Vorderhaus, in der einzigen Gewerbeeinheit des Gebäudes. Im dem Versicherungsbüro sitzen normalerweise vier Mitarbeiter. Doch die sind seit zwei Wochen komplett im Homeoffice. Im Büro sind es gerade einmal 12,5 Grad.
Frau Klatt ist gekommen, um nach der Post zu sehen. Im Raum steht ein Heizlüfter, doch der ist kaum mehr als ein Notbehelf. Sie sagt: „Er braucht zwei Stunden für einen Temperaturanstieg von eineinhalb Grad.“ Sie ist froh, dass sie nicht in dem Haus leben muss. Das machen ungefähr die Hälfte der ursprünglichen Bewohner auch nicht mehr. Sie sind bei Freunden und Verwandten untergekommen.

Wie Frau Eberhardt, die berichtet: „Ich habe es eine Woche auszuhalten versucht, dann hatte ich wirklich einen Nervenzusammenbruch. Ich lag mit einer Mütze im Bett, mit fünf Decken und Schlafsack.“ Keine Heizung, kein Warmwasser und damit kein Duschen. Die Waschmaschine benutzen geht, aber dann stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, die Wäsche in einem Raum aufzuhängen, der irgendwo zwischen 10 und 15 Grad kalt ist ...
Das Wohnhaus gehört einer Investmentgesellschaft aus Dänemark
In den vergangenen Tagen weilten Arbeiter im Keller, Mittwoch funktionierte die Heizung dann wieder. Für drei Stunden. Dann war es erneut kalt, wie Mieter berichten. Aber dafür funktionierte das Warmwasser – zum Verzweifeln!
Die Bewohnerin Nadia lebt mit Mann, Katze und Hund im Haus und sieht vor allem ein ganz anderes Problem: „Es geht um die Kommunikation.“ Und zwar mit dem Verwalter. Es ist seit einem Jahr die Imperial Base mit Sitz in Friedrichshain. Besitzer des Hauses ist die Egnsinvest Ejendomme Tyskland A/S, eine im dänischen Horsens ansässige Investmentgesellschaft. Imperial Base antwortet auf KURIER-Anfrage nicht – diesen Ärger kennen die Mieter.

Hendrik Goyer sagt: „Ich habe mich in meiner letzten E-Mail beschwert, und sie haben versprochen, mich zurückzurufen, es aber nie getan. Ich warte immer noch auf den Anruf. Irgendwie merkt man, dass die gar keinen Bock haben, wirklich mit uns zu kommunizieren. Dann gibt es auch teilweise Ankündigungen per E-Mail: ‚Morgen läuft die Heizung wieder.‘ Aber es läuft nichts.“

Auf Fragen nach Heizlüftern gab es negative oder gar keine Antworten. Gleiches gilt für das Thema Mietminderung oder Stromkostenzuschuss. Die Bewohner des Hauses haben mittlerweile eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, in der es auch um juristische Dinge geht. Ob es hilft? Im Haus geht die Sorge um, dass es auch über die Feiertage kalt bleibt. Mieter Hendrik Goyer will sich nicht darauf verlassen: „Ich habe Weihnachten schon geplant: Ich feiere in der Wohnung meiner Freundin.“




