Brutaler Angriff

Schock in Pankow: Warum Eltern jetzt um ihre Kinder zittern

Seit dem Angriff auf 13-Jährige und 11-Jährige am Wochenende fragen sich Eltern, wie sicher ihre Kinder sind.

Author - Stefanie Hildebrandt
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An diesem Spielplatz in Pankow kam es zu dem brutalen Vorfall.
An diesem Spielplatz in Pankow kam es zu dem brutalen Vorfall.Hildebrandt

„Bei uns in Pankow passiert doch so etwas nicht.“ Den Satz, den eine Bekannte erstaunt sagte, als Anfang August nachts im Pankower Schlosspark eine junge Frau angeschossen und ausgeraubt wurde, kann man sich getrost abschminken. Alles, was in Berlin passiert, geschieht auch im vermeintlich beschaulichen Pankow.

Jetzt sorgt ein weiterer krasser Fall für Aufsehen. Eine Gruppe von fünf Jugendlichen geht Samstagabend auf einem Spielplatz auf Kinder los und verprügelt sie so, dass sie mit Kochenbrüchen ins Krankenhaus müssen.

Die Polizeimeldung vom Wochenende liest sich wie ein Gruseldrehbuch: „Am gestrigen Abend griff in Pankow eine Jugendgruppe drei Kinder an, raubte sie aus und verletzte sie teilweise schwer. Den ersten Erkenntnissen zufolge hielten sich gegen 20 Uhr ein Elfjähriger und zwei 13-Jährige im Paule-Park auf dem Spielplatz auf, als sie plötzlich durch eine fünfköpfige Gruppe Jugendlicher angegriffen wurde. Dabei sollen die 13-Jährigen mehrfach geschlagen worden sein, während der Elfjährige flüchten und Hilfe holen konnte. Als zwei Erwachsene hinzueilten, liefen die Jugendlichen mit einem der 13-Jährigen davon, der dazu mutmaßlich genötigt worden sein könnte“, heißt es dort.

Schild am Eingang zum Paule Park.
Schild am Eingang zum Paule Park.Hildebrandt

Die beiden zurückgebliebenen Kinder kamen mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus, wo ein Nasenbeinbruch des Älteren behandelt wurde. „Zeitgleich machten sich die Eltern des dritten Jungen zusammen mit der Polizei auf die Suche nach ihrem Sohn. Sie fanden ihn schließlich am S-Bahnhof Schönholz. Er hatte Gesichtsfrakturen und einen Bruch einer Hand erlitten, die nun stationär in einem Krankenhaus behandelt werden. Die Angreifer erbeuteten ein Handy und eine Geldkarte“, heißt es weiter.

Jugendliche werfen Glasflaschen auf Passanten

Was ist nur los mit den Jugendlichen in Pankow? Dieser Vorfall ist leider nicht der erste dieser Art, der zeigt, dass irgendetwas aus dem Ruder läuft. Anfang Oktober machen sich zwei Frauen im Netzwerk nebenan.de Luft.

Wir (zwei Frauen) sind heute gegen 19.45 Uhr aus Prenzlauer Berg kommend am Pankower Tor vorbeigelaufen. Auf dem Tor saßen zwei Jungs (noch Kinder, vielleicht 12), die eine Glasflasche in unsere Richtung geworfen haben. Die Flasche ist direkt vor meinen Füßen gelandet – ich hatte also Glück“, schreibt eine Frau. Ein paar Meter weiter vor dem dm die nächste unangenehme Begegnung: „Der kleinste von den Dreien machte Kickbox-Übungen auf dem Gehweg in Richtung Passanten. Ein Vorbeigehen war nicht möglich, ohne ihn beiseite zu schieben. Direkt daraufhin kam der Größere und fing an uns zu beschimpfen, was uns einfällt, den Kleinen anzufassen. Es ging so weit, dass er uns bedrohte, uns umzubringen.“

Durchgang zum Rathauscenter in Pankow. Auch hier sollen sich öfter Jugendliche aufgehalten haben.
Durchgang zum Rathauscenter in Pankow. Auch hier sollen sich öfter Jugendliche aufgehalten haben.Hildebrandt

Morddrohungen von Kindern gegenüber Erwachsenen? In der Diskussion in dem Netzwerk berichten andere besorgte Eltern von ähnlichen Beobachtungen: Jugendliche, die Glasflaschen zerdeppern, Leute frech ansprechen, Kartons mit Sachen zum Verschenken durch die Gegend werfen und sich wie die Stärksten aufführen. Jugendliche, die in der Straßenbahn vapen und spucken – sie nehmen sich noch harmlos aus gegenüber dem Fall im Sommer 2024, als ein 18- und 19-Jähriger im Bürgerpark in Berlin-Pankow überfallen und verletzt wurden. Mit jedem dieser Fälle geht ein Stück Sicherheitsgefühl verloren. Traurig, dass das auch Kinder schon deutlich spüren.

In Pankow sind seit dem Frühling immer wieder Jugendliche unterwegs, die andere einschüchtern. Ein Siebtklässler berichtet von Typen, die am Rathauscenter unterwegs waren, einen älteren Herrn belästigten und den Kindern drohten: „Nächstes Mal gibt es Stress.“ Im April hatte die Polizei schon einmal eine Bande Jugendlicher festgenommen, die im Paule Park und am Rathauscenter andere Jugendliche ausgeraubt hatte. Bei der Durchsuchung der Täter hatte ein 15-Jähriger ein Messer mit fest stehender Klinge dabei gehabt. Nach der erkennungsdienstlichen Feststellung wurden die Jugendlichen wieder entlassen.

Die Jugendfreizeiteinrichtung Schabracke in Pankow liegt in direkter Nähe zum Spielplatz.
Die Jugendfreizeiteinrichtung Schabracke in Pankow liegt in direkter Nähe zum Spielplatz.Hildebrandt

Nach der jüngsten Attacke berichten Anwohner von einer Gruppe männlicher Jugendlicher, vielleicht 15 oder 16–, die ständig auf dem Gelände am Paule Park rumhängen, oft komme es zu Streit. Auch in der benachbarten Jugendfreizeiteinrichtung Schabracke dürfte das nicht verborgen geblieben sein, doch auf die Frage des Tagesspiegels, ob man mitbekommen hätte, dass Jugendliche Stress auf dem Spielplatz und Umgebung machten, heißt es nur kurz angebunden: Wir folgen einer Anordnung des Bezirksamtes, dass wir keinerlei Auskünfte an die Presse geben dürfen.