Während Berlin zum Jahreswechsel in einem Meer aus bunten Lichtern und ohrenbetäubendem Lärm versinkt, bedeutet das für die tierischen Bewohner des Berliner Zoos und des Tierparks puren Stress. Denn nicht nur Hunde und Katzen leiden unter dem ohrenbetäubenden Krach, auch Huftiere, Raubkatzen und sogar Fische spüren die Auswirkungen der Silvesternacht.
Jennifer Gübert ist Kuratorin im Berliner Zoo und Spezialistin für Huftiere. Sie weiß genau, welche Schutzmaßnahmen nötig sind, um ihre Schützlinge sicher durch die lauteste Nacht des Jahres zu bringen.
Besonders schreckhaft reagieren Fluchttiere wie Antilopen und Zebras auf die plötzlichen Knallgeräusche, erklärt sie im Interview mit der „Berliner Zeitung“ (Bezahlschranke). Ihr Instinkt sage ihnen: Gefahr! Verletzungsrisiken durch panische Flucht sind deshalb nicht auszuschließen.
Aber auch Raubtiere wie Löwen und Tiger erleben die Silvesterstunden als Ausnahmesituation, auch wenn sie meist zunächst abwarten und beobachten, was passiert. Deshalb gilt im Zoo laut Gübert eine klare Regel: Die meisten Tiere verbringen die Silvesternacht in ihren sicheren Stallungen. Dort ist es ruhiger und abgeschottet vom größten Krach.
Böller-Terror: Tiere wollen sich zu Silvester am liebsten verkriechen
Doch absolute Ruhe gibt es aber auch hier nicht. Berlin ist laut, und das nicht nur zu Silvester. Viele Zootiere haben sich mit der Zeit zwar an die städtische Geräuschkulisse gewöhnt. Trotzdem bleibt ein Restrisiko bestehen, dass sich ein Tier erschreckt und verletzt.

Auch brennende Überreste von Feuerwerkskörpern, die in den Zoo fliegen könnten, stellen eine ernstzunehmende Gefahr dar. Ein Brand wie im Krefelder Affenhaus, bei dem vor vier Jahren über 50 Tiere ums Leben kamen, soll in Berlin unbedingt verhindert werden. Sprinkleranlagen und Alarmsysteme sorgen dafür, dass im Ernstfall schnell reagiert werden kann.
Die Nachtwache bleibt während des Jahreswechsels besonders aufmerksam, auch wenn keine zusätzliche Verstärkung eingeplant ist. Über 30 Mitarbeiter wohnen direkt auf dem Zoogelände und können jederzeit eingreifen, sollte etwas passieren, so Gübert zur „Berliner Zeitung“.
Aber nicht alle Tiere erleben Silvester gleich. Einige Arten wie Erdmännchen und Stachelschweine verbringen die Nacht unter der Erde oder in geschützten Bereichen und bekommen vom Spektakel kaum etwas mit. Und die Winterschläfer? Fehlanzeige! Aufgrund des milden Winters sind bisher alle Bären und anderen potenziellen Schläfer immer noch wach.
Was auch immer in der Knallernacht passiert: Der Berliner Zoo ist vorbereitet. Die meisten Tiere haben Rückzugsorte, und für die, die draußen bleiben, ist gesorgt. Die größte Hoffnung bleibt trotzdem, dass die Berliner und Berlin-Besucher zu Silvester Rücksicht nehmen – aufeinander und auf die Tiere, die den Jahreswechsel lieber in Ruhe verbringen würden. ■