Etliche Fälle aufgedeckt

Immer mehr Wuchermieten in Berlin! Sind Sie auch betroffen?

Seit Frühjahr gibt es in Berlin die Mietpreisprüfstelle. Hier können Berliner ihre Miete checken lassen – und die Experten haben reichlich zu tun.

Author - Berliner KURIER
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Der Mietmarkt ist hart umkämpft – und Wohnen wird immer teurer. Zahlreiche Berliner haben sich bereits an die Mietpreisprüfstelle gewandt.
Der Mietmarkt ist hart umkämpft – und Wohnen wird immer teurer. Zahlreiche Berliner haben sich bereits an die Mietpreisprüfstelle gewandt.Blickwinkel/imago

Wohnen in Berlin ist in den vergangenen Jahren teurer und teurer geworden – gut, dass es eine Prüfstelle gibt, bei der man seine Miete unter die Lupe nehmen lassen kann. Wer glaubt, dass er zu viel zahlt, kann sich an die Experten wenden. Jetzt gibt es einen Zwischenstand: Rund 190 Menschen haben in den vergangenen sechs Monaten Rat gesucht – und tatsächlich lag in den meisten Fällen Mietwucher vor. Woran Sie erkennen, dass auch Sie betroffen sein könnten.

Experten stellten in 177 Fällen Mietwucher fest

Die Beraterinnen und Berater hätten in 177 und damit in mehr als 93 Prozent der geprüften Fälle eine überhöhte Miete festgestellt, teilte die Senatsverwaltung für Wohnen jetzt mit. Die konkreten Ergebnisse: Bei 48 Fällen überstiegen die Preise die Mieten vergleichbarer Wohnungen um über 20 Prozent, was eine Ordnungswidrigkeit darstellen kann. In 120 Fällen stellten die Prüfer gar eine Überschreitung der ortsüblichen Vergleichsmiete um mehr als 50 Prozent fest – Wuchermieten. Diese stellen unter Umständen sogar eine Straftat dar.

Die Mietpreisprüfstelle gibt es seit Anfang März – für das Projekt wurden 150.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Stelle soll ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für Menschen sein, die das Gefühl haben, zu viel Miete zu zahlen. Möglich sind telefonische Beratungsgespräche als auch solche vor Ort. Beauftragt mit der Durchführung wurden die Mieterberatung Prenzlauer Berg sowie die Gesellschaft für angewandte Stadtforschung und Mieterberatung (Asum).

Die Miete wird auch in Berlin immer teurer. Wer glaubt, dass er zu viel Miete bezahlt, kann sich an die Mietpreisprüfstelle wenden.
Die Miete wird auch in Berlin immer teurer. Wer glaubt, dass er zu viel Miete bezahlt, kann sich an die Mietpreisprüfstelle wenden.Wolfilser/imago

Für den Berliner Mieterverein sind diese Ergebnisse keine Überraschung. Die meisten Mieterinnen und Mieter, die das Gefühl haben, ihre Miete sei zu hoch, hätten recht, teilte Geschäftsführerin Ulrike Hamann-Onnertz mit. „Das neu aufgebaute Beratungsangebot ist dabei nur eine weitere Beratungsstelle und bleibt weit hinter den Möglichkeiten einer staatlichen Stelle zurück“, kritisierte sie. „Diese könnte systematisch die Portale scannen und gesetzeswidrige Mieten, mit denen die Mietpreisbremse überschritten wird, anmahnen.“

Ergebnisse sind keine Überraschung für den Berliner Mieterverein

Es gebe zwar durchaus Vermieter, die aus Unkenntnis zu hohe Mieten verlangten, sagte Asum-Geschäftsführer Knut Beyer. Aber insbesondere große Wohnungsunternehmen verstießen immer wieder bewusst gegen die Vorgaben, in der Hoffnung, dass sich die Mieterinnen und Mieter nicht wehrten. „Unsere Sprechstunden sind komplett ausgelastet und mehr als 90 Prozent haben eine überhöhte Miete – da steckt mehr negatives Potenzial im Hintergrund“, betonte Beyer.

Wer also das Gefühl hat, dass er zu viel Miete zahlt, sollte am besten Erkundigungen über die Mieten in vergleichbaren Wohnungen oder die ortsübliche Vergleichsmiete einziehen. Bei Unsicherheiten hilft die Mietpreisprüfstelle. Auch Bausenator Christian Gaebler (SPD) spornt die Berliner an, sich zu kümmern: „Wir können die Mieterinnen und Mieter nur ermutigen und informieren, sich schlau zu machen und sich zu wehren.“ Für den Senat sieht er nur begrenzte Handlungsmöglichkeiten. „Uns fehlen auf Landesebene die Instrumente, dagegen vorzugehen.“ (dpa)