Ein Nutria watet mit letzter Kraft durch einen fast ausgetrockneten, schlammigen Fischteich in der Nähe von Brandenburg/Havel.
Ein Nutria watet mit letzter Kraft durch einen fast ausgetrockneten, schlammigen Fischteich in der Nähe von Brandenburg/Havel. dpa/Dettlaff

Ein Teil der Schwarzen Elster in Brandenburg ist ausgetrocknet, auch das kleine Flüsschen Plane. In Berlin führt die Panke teilweise kein Wasser mehr. Und die Spree verdurstet. Der Fluss muss gerade mit so wenig Wasser auskommen, dass er am Müggelsee wieder rückwärts fließt. Auch die Wettervorhersage meint es nicht gut mit Berlin. Die nächste Hitzewelle naht, Regen ist weit und breit nicht in Sicht. Experten schlagen Alarm. Trocknet jetzt sogar der Spreewald aus?

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Früher hätten wir uns über so einen Wetterbericht gefreut. Gerade in den Ferien. Die Meteorologen von wetter.com sagen für die nächsten zwei Wochen Temperaturen bis zu 34 Grad voraus. Fast immer Sonne, kaum Wolken, an Regen braucht man gar nicht zu denken. An 13 von 14 Tagen liegt die Regenwahrscheinlichkeit laut Vorhersage  bisher bei null (!) Prozent, nur für kommenden Donnerstag werden bisher mickrige 35 Prozent vermerkt.

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Für die Panke wird die Dürre zum Trauerspiel. Immer weniger Wasser führt das Flüsschen, das dem Bezirk Pankow seinen Namen gab. In Röntgental wird es sumpfig, in Panketal versiegt das Wasser ganz. Seit drei Wochen ist es so, erzählt eine Anwohnerin. Auch wenn man buddele, komme keine Feuchtigkeit. Und die jungen Kastanien entlang der Panke werfen jetzt schon ihre Blätter ab.

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Das Gras beginnt schon zu wachsen: In Panketal, wie hier an der Brücke Schönerlinder Straße, versiegt die Panke.
Das Gras beginnt schon zu wachsen: In Panketal, wie hier an der Brücke Schönerlinder Straße, versiegt die Panke. Sabine Gudath

Für Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) ist die derzeitige „Dürre-Situation die schlimmste, die das Land in seiner Geschichte bisher erlebt hat“. Hintergrund sind die ausbleibenden Niederschläge der vergangenen fünf Jahre und die große Trockenheit auch in diesem Jahr. Anhaltende Trockenheit und ausbleibender Regen sorgen in den Berliner und Brandenburger Gewässern weiter für einen niedrigen Wasserstand. Eine länderübergreifende Expertengruppe hat deshalb weitere Maßnahmen zur Stützung von Gewässern getroffen, wie das Brandenburger Umweltministerium mitteilt.

Spreewald: Müssen jetzt wieder Schleusen geschlossen werden?

Auch der Spreewald als beliebtes Ausflugsziel mit seinen Kanälen gerät in den Blick. Vor zwei Jahren musste das Brandenburger Umweltamt wegen der Dürre schon einmal drei Schleusen im Spreewald schließen, um mehr Wasser in der Spree zu halten, dafür zu sorgen, dass das wenige Wasser, das dort ankommt, nicht gleich wieder abfließt.

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Vor allem im Flussgebiet der Schwarzen Elster sei die Situation weiterhin deutlich angespannt, heißt es nach einem Treffen der Experten für Wasserbewirtschaftung. Die verfügbaren Speicherreserven in dem Gebiet sind demnach zu mehr als 70 Prozent aufgebraucht. Der Flussabschnitt oberhalb der Mündung der Rainitza bis in das sächsische Landesgebiet hinein führt nach wie vor kein Wasser.

Noch reicht das Wasser: eine Kahnfahrt im Spreewald.
Noch reicht das Wasser: eine Kahnfahrt im Spreewald. dpa/Hammerschmidt

Ab Senftenberg wird die Schwarze Elster weiterhin durch die Ausleitung von Wasser aus dem Speicherbecken Niemtsch (Senftenberger See) und die Grubenwasserreinigungsanlage Rainitza gestützt. Die Stützung des Brandenburger Spreegebietes erfolgt den Experten zufolge durch die Speicher im sächsischen Einzugsgebiet und durch die Talsperre Spremberg. Die Talsperre Bautzen ist nach Bauarbeiten seit Montag wieder im Einsatz und wird den Hauptanteil für die Niedrigwasseraufhöhung leisten.

Ausgetrocknet ist ein Teilabschnitt des Flusses Schwarze Elster in Südbrandenburg.
Ausgetrocknet ist ein Teilabschnitt des Flusses Schwarze Elster in Südbrandenburg. dpa/Pleul

In den Talsperren ist immer weniger Wasser

Die Talsperre Spremberg, die den Bereich des Spreewaldes stützt, hat im Juli eine Wassermenge von durchschnittlich 9,2 Kubikmetern pro Sekunde an das mittlere Spreegebiet abgegeben. Am Unterpegel Leibsch am Ausgang des Spreewaldes hat sich der Abfluss im Vergleich zur ersten Julihälfte allerdings deutlich verringert. Begünstigt durch Trockenheit und hohe Temperaturen bewegten sich die Abflüsse in der zweiten Julihälfte nur noch auf einem sehr niedrigen Niveau – zwischen 1,2 und 1,7 Kubikmetern pro Sekunde. Der mittlere Niedrigwasserabfluss für den Monat Juli beträgt an diesem Pegel sonst 2,89 Kubikmeter pro Sekunde.

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Um die Situation weiter zu verbessern, wird seit Montag  durch leichte Absenkungen der Wasserstände in mehreren Bereichen dort versucht, die hohen Wasserverluste zu reduzieren. Damit soll im August ein höheres Abflussniveau am Ausgang des Spreewaldes erreicht werden. Sollte die Maßnahme nicht wirken, müssten weitere folgen. Dann könnte es zu starken Einschränkungen im Gebiet des Spreewaldes kommen, wie die Arbeitsgruppe weiter mitteilte. Nebengewässer könnten dann austrocknen, das Passieren von Schleusen würde eingeschränkt.

In den austrocknenden Gewässern kämpfen Tiere ums Überleben

Angaben über die Niederschläge in der Lausitz belegen die extreme Trockenheit: An der Wetterstation Cottbus fielen im Juli nur 11,2 Millimeter Regen – das entspricht weiteren Angaben zufolge lediglich 16 Prozent der für diesen Monat üblichen Niederschlagsmenge. Nach aktuellen Prognosen könnte sich die Trockenheit auch im August fortsetzen, flächendeckender Regen ist weiterhin nicht in Sicht.

So was kennt man aus Wüstenregionen, es ist aber in Brandenburg: Die Plane ist ausgetrocknet.
So was kennt man aus Wüstenregionen, es ist aber in Brandenburg: Die Plane ist ausgetrocknet. dpa/Dettlaff

Und Brandenburg bekommt immer weniger Wasser aus Sachsen. Die meisten Flüsse, die dann weiter nach Brandenburg fließen, haben inzwischen extremes Niedrigwasser – mit Ausnahme der Elbe. Aktuell befinden sich die Durchflüsse an zahlreichen der ausgewerteten 149 Pegel nach Angaben des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in diesem Bereich – bei weiteren 29 geht der Trend dorthin. Die Situation sei „sehr angespannt“ und mit der im Juli 2018 vergleichbar, sagt Hydrologin Petra Walther.

„Es sind schon teilweise Flussabschnitte trockengefallen“, sagt Walther. Dazu zählt die Schwarze Elster nahe der Landesgrenze zu Brandenburg bei Hoyerswerda, wo es auch eine Notabfischung gab. In den kleinen Nebenflüssen und Oberläufen passiert das laut Walther bei dieser Witterung schnell. Die Prießnitz etwa habe weiter oben noch Wasser – im Gegensatz zur Mündung. „Da kommt nichts mehr an.“ In Standgewässern litten die Fische, weil sich Seen und Teiche aufheizten und der Sauerstoffgehalt sinke.

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Ja, die Dürre hat auch drastische  Folgen für die Tierwelt. Fische sterben in den Pfützen, die von austrocknenden Seen und Flüssen zurückbleiben. Die Agentur dpa fotografierte einen Nutria, der sich mit letzter Kraft durch einen fast ausgetrockneten, schlammigen Fischteich in der Nähe von Brandenburg/Havel kämpfte. Normalerweise versorgt hier der Fluss Plane die Teiche mit Wasser. Doch wegen des Wassermangels führt die Plane kaum Wasser und kann die Teiche nicht mehr mit Wasser speisen.