Raubkatzen sind schon schmucke Tiere. Auch die Löwen im Berliner Zoo sind es. Doch nun sehen dort Löwenmann Mateo und Löwin Elsa noch schmucker aus. Die beiden Raubkatzen tragen jetzt ein Halsband – allerdings nicht aus modischen Gründen. Mit ihrem Schmuck sind die beiden Löwengeschwister momentan im Dienste der Wissenschaft im Einsatz.
Die Halsbänder sind neuartige Tiersender, die die Forschergemeinschaft GAIA-Initiative zusammen mit dem Berliner Zoo und Tierpark entwickelt haben. Mithilfe der Geräte will man mehr über die Lebensgewohnheiten der Löwen erfahren.
Im Rahmen eines Gesundheitschecks haben Tierärzte und Biologen den beiden Löwen die Halsbänder angelegt. Mateo und Elsa werden diese nun einige Wochen tragen. In dieser Zeit sammeln die Sensoren in den Halsbändern die Bewegungsdaten der Tiere. Diese soll eine KI entschlüsseln und aus den Messergebnissen bestimmte Verhaltensmuster der Löwen ableiten.

Die Sensoren können millimetergenau die Bewegungen der Tiere in allen drei Dimensionen erfassen. Die gewonnenen Daten werden mit den Aufzeichnungen einer installierten Kamera auf der Anlage kombiniert, um charakteristische Bewegungsmuster zu identifizieren, die bestimmten Verhaltensweisen der Löwen entsprechen. Das hilft am Ende der KI, die so anhand der Daten „erkennt“, was die Löwen gerade machen – brüllen, fressen oder ihr Fell pflegen.
Berliner Zoo-Löwen tragen Halsbänder im Dienst der Wissenschaft
„Herkömmliche Monitoring-Projekte mit Tiersendern konzentrieren sich in erster Linie darauf, die Orte, an denen sich Tiere aufhalten, sowie ihre Routen zu erfassen“, sagt erklärt Dr. Jörg Melzheimer, Biologe und einer der Projektleiter von GAIA. „Wir gehen mit unser KI-basierten Analyse einen Schritt weiter und können nicht nur auswerten, wo sich die Tiere befinden, sondern auch verstehen, was sie tun und warum sie es tun.“
Warum man den ganzen Aufwand betreibt? „Mit diesem Projekt haben wir die Möglichkeit, einen wirklich bedeutenden Beitrag zur Erforschung und zum Schutz von Löwen zu leisten“, sagt Dr. Andreas Pauly, der im Zoo die Abteilung Tierschutz, Tiergesundheit und Forschung leitet.
Anders ausgedrückt: Mit diesen Daten bekommen wir Menschen mehr Einblicke in das Leben der Löwen und können so besser ihr Verhalten „verstehen“. Und diese Erkenntnisse dienen auch dem Schutz dieser Raubkatzen.

Denn der „König der Tiere“ ist in einigen Regionen massiv gefährdet. „Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent gibt es nur noch rund 20.000 Löwen“, sagt Zoo-Chef Dr. Andreas Knieriem. „Deshalb müssen wir neue Wege gehen. Es macht mich hoffnungsvoll, dass künstliche Intelligenz nicht nur faszinierende Texte generieren oder uns mit verblüffend realistischen Bildern überraschen kann, sondern auch das Potenzial hat, den modernen Artenschutz zu revolutionieren.“
Dank solcher neuen Forschungsmethoden konnte bereits ein umfassender Überblick über die Löwenpopulation im Etosha-Nationalpark gewonnen werden, teilte der Zoo Berlin mit. Zum ersten Mal seit vielen Jahren habe man genaue Informationen über die Rudel, ihre Zusammensetzung, ihre Territorien und ihre Interaktionen mit anderen Rudeln und Tieren sammeln können. Wertvolle Erkenntnisse, die die Arbeit der Ranger und Behörden vor Ort unterstützen, die sich für den Schutz der Löwen im Nationalpark einsetzen.
Nun sorgen die Zoo-Löwen Mateo und Elsa mit ihrem „Halsschmuck“ dafür, dass weitere wichtige Daten dazu kommen. Und um diese Sender loszuwerden, müssen sie nicht noch einmal zum Gesundheitscheck. Das Entfernen geht ganz einfach. „Unser Team beobachtet die Tiere genau, und sobald die Datenerfassung abgeschlossen ist, werden wir per Fernsteuerung die Halsbänder öffnen“, sagt Dr. Andreas Pauly. ■