Ein Wolf soll in der Gemeinde Havelsee (Landkreis Potsdam-Mittelmark), nur 50 Kilometer vor Berlin, einen Rauhaardackel angegriffen und gebissen haben. Der Landesjagdverband in Brandenburg ist in Aufruhr und fordert den sofortigen Abschuss des Problemwolfs.
Es passierte am Sonntag zur Mittagszeit, nur 250 Meter vom Dorf entfernt. In einem Gebiet, in dem häufig Wölfe gesichtet werden. Während die Hundeführerin ihre Pferde auf einer Weide versorgt habe, sei der frei laufende Rauhaardackel am Rand der Weide von einem Wolf attackiert und gebissen worden, wie der Landesjagdverband berichtet. „Dank des schnellen und beherzten Eingreifens der Hundeführerin und ebenfalls Jagdscheininhaberin, konnte Schlimmeres verhindert werden“, heißt es.
Ein Foto zeigt die tiefen Bisswunden des Dackels
Zum Glück für den Hund: Der Rauhaardackel konnte schnell tierärztlich versorgt werden. Zurück blieben, wie Fotos zeigen, tiefe Wunden, aber keine lebensbedrohlichen Verletzungen. Die Wunden der Reißzähne des Wolfes sind zwar tief, konnten nach Aussage der Notversorgung jedoch gut behandelt werden.

Der Landesjagdverband fordert, den Wolf sofort zu töten. Der Vorfall zeige, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis noch Schlimmeres passiere, sagt Verbands-Präsident Dirk-Henner Wellershoff. „Wir haben bereits jetzt fünf Nutztierrisse oder -übergriffe am Tag, dazu unzählige Sichtungen, Zusammenstöße oder sonstige Angriffe. Die Politik ist aufgefordert, die Bevölkerung sowie deren Haus- und Nutztiere vor derartigen Übergriffen zu schützen. Dafür müssen jetzt unbürokratische Lösungen gefunden werden.“
Bei dem Wolf in Havelsee müsse schnell gehandelt werden, sagt Wellershoff und warnt: „Bis dahin ist in diesem Bereich Vorsicht geboten.“ Dieses Raubtier habe nun gelernt und würde auch bei nächster Gelegenheit nicht mehr vor einem Angriff zurückschrecken.

Das Landesamt für Umwelt will nun untersuchen lassen, ob wirklich ein Wolf den Dackel verletzt hat. Die Hundehalterin solle eine nach dem Vorfall am Sonntag genommene Genprobe an die Behörde schicken, teilt ein Sprecher des Landesumweltamtes in Potsdam mit. Das Material werde dann im Nationalen Referenzzentrum, dem Senckenberg-Zentrum für Wildtiergenetik in Hessen, untersucht.
Die Zahl der Wolfsattacken steigt in Brandenburg an
Der Landesjagdverband will eine eigene DNA-Analyse anhand einer Probe in Auftrag geben. „In der Vergangenheit kamen vermehrt Zweifel über die Qualität der untersuchten DNA-Proben auf, die durch das Landesamt für Umwelt in Auftrag gegeben wurden. Dies wollen wir umgehen und eine unabhängige Institution miteinbeziehen“, sagt Wellershoff vom Landesjagdverband.

Das Landesamt für Umwelt teilt mit, dass die Hundehalterin den Übergriff bei der Risshotline gemeldet habe. Ihr Hund sei offenbar unbeaufsichtigt im Wald unterwegs und nicht als Jagdhund im Einsatz gewesen. Bislang sind vor allem Angriffe von Wölfen auf Weidetiere bekannt. Die meisten Wolfsrudel in Deutschland wurden bisher in Brandenburg gesichtet: Die Zahl liegt laut Landesumweltministerium inzwischen bei 52. Die Zahl der Wolfs-Übergriffe stieg von 297 im Jahr 2022 auf 358 im vergangenen Jahr. Dabei wurden 1281 Schafe und Ziegen getötet. ■