Neues Jagdgesetz

Nachtzielgeräte, Lebendfallen: Wie Brandenburg Waschbär, Nutria und Bisamratte jagen will

Es ist unklar, ob der Gesetzentwurf vor der Landtagswahl im September noch in den Landtag kommt. Knackpunkt scheint der in Deutschland streng geschützte Wolf zu sein.

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Eine Nutria schwimmt in einem Teich und sucht nach Futter. Die auch als Biberratten bezeichneten Tiere breiten sich immer weiter aus. Da sich die Tiere ganzjährig vermehren und schon im Alter von wenigen Monaten geschlechtsreif sind, nimmt die Zahl der eigentlich aus Südamerika stammenden Nutrias ständig zu.
Eine Nutria schwimmt in einem Teich und sucht nach Futter. Die auch als Biberratten bezeichneten Tiere breiten sich immer weiter aus. Da sich die Tiere ganzjährig vermehren und schon im Alter von wenigen Monaten geschlechtsreif sind, nimmt die Zahl der eigentlich aus Südamerika stammenden Nutrias ständig zu.Jens Büttner/dpa

Schon Rainald Grebe sang einst: „Wenn man Bisamratten im Freibad sieht, dann ist man im Naturschutzgebiet – Mark Brandenburg.“ Wildnis Brandenburg: Immer mehr Tiere, auch solche, die eigentlich nicht hierhergehören, breiten sich in der Mark aus. Manche Arten sollen nun noch stärker gejagt werden, um ihre Ausbreitung zu stoppen. Zu geplanten Änderungen im Brandenburger Jagdgesetz soll auch die Bejagung von Marderhund und Waschbär gehören. Die Ausbreitung zweier anderer Tiere soll anders gemanagt werden.

Waschbär und Marderhund sollen in Brandenburg als invasive Arten mit Nachtzieltechnik bejagt werden. Bei Bisam (oft auch Bisamratte genannt) und Nutria ist geplant, sie ohne Jagdrecht zu managen. Das sähen Änderungen der Verordnung zur Durchführung des Jagdgesetzes vor, wie Carsten Leßner vom Umweltministerium erklärt.

Bisam und Nutria könnten als Schädlinge eingestuft und mit Lebendfallen bekämpft werden

Gerade bei der Bisamratte sei eine Ausnahmegenehmigung für den Muttertierschutz nötig, weil das Tier das ganze Jahr über Junge werfe. Der Schutz der Muttertiere sei ein hohes Gut, macht Leßner klar. Die neue Regelung für Bisam und Nutria bedeute keineswegs, wie häufig kolportiert, dass weniger Tiere entnommen würden, erläutert Umweltminister Axel Vogel (Grüne) „Das Gegenteil ist der Fall.“

Brandenburg habe als einziges Bundesland die beiden Tiere ins Jagdgesetz aufgenommen. In dem Moment, wo das mit einer Änderung nicht mehr der Fall sei, seien Bisam und Nutria als Schädlinge eingestuft und könnten mit Lebendfallen bekämpft werden – etwa, um Schäden beim Hochwasserschutz vorzubeugen. Dafür könnten Verantwortliche des Gewässerschutzes zuständig sein. Die Maßnahme sei damit auch eine Entbürokratisierung, so der Minister. Zur Aufnahme des Bibers ins Jagdgesetz gibt es Leßner zufolge noch unterschiedliche Ansichten.

Laut Experten gibt es ungefähr zwei Millionen Waschbären in Deutschland.
Laut Experten gibt es ungefähr zwei Millionen Waschbären in Deutschland.Uwe Zucchi/dpa

Der Waschbär und die Bisamratte stammen eigentlich aus Nordamerika, die Nutria kommt ursprünglich aus Südamerika, der Marderhund aus den fernöstlichen Gebieten Asiens.

Trotz langen Ringens hat die geplante Reform des Jagdgesetzes von Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Axel Vogel (Grüne) noch immer einen schweren Stand in der Regierungskoalition. Es ist unklar, ob der Gesetzentwurf vor der Landtagswahl im September noch in den Landtag kommt. Knackpunkt scheint der in Deutschland streng geschützte Wolf zu sein.

Der Landesjagdverband fordert die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht, um eine Zunahme des Bestands einzudämmen. Im Juli 2023 hatte Vogel jedoch gesagt, der Koalitionsvertrag sehe eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht nicht vor. Die Jagdgesetz-Reform sieht unter anderem auch mehr Pflichten für Jäger und mehr Einfluss für Besitzer kleiner Wälder vor. Ziel bleibt, Baumschäden durch Wildverbiss zu senken, um den Waldumbau mit Mischwäldern voranzubringen. Es sollen mehr Tiere geschossen werden. ■