Es ist ein Alptraum, ein absoluter Horror: Am Berliner Tauentzien kam es in der Nacht zu einem schrecklichen Unfall. Die Bilanz einer mutmaßlichen Raser-Fahrt: Mindestens eine Person kam ums Leben, drei weitere wurden schwerverletzt.
Es ist 1.50 Uhr in der Nacht zu Mittwoch. Die Straße steht voll mit benutzten Feuerlöschern, als KURIER-Polizei-Reporter Morris Pudwell am Unfallort eintrifft. Zuvor war der Fahrer eines 7er BMW – amerikanisches Modell mit ukrainischen Kennzeichen – aus einer leichten Rechtskurve an der Gedächtniskirche von der Fahrbahn abgekommen und in eine Betonrabatte Höhe der Marburger Straße gerast.

Unfall am Tauentzien: Ersthelfer reagieren sorfort
Das Fahrzeug stand sofort in Flammen. Ersthelfer, darunter auch ein Busfahrer, waren den eingeklemmten Personen zur Hilfe geeilt, hatten erste Löschversuche unternommen. Doch alles half nichts. Sie konnten nur hilflos zusehen. Am Ende lagen auf der Mittelinsel dutzende Handfeuerlöscher, die es alle nicht geschafft haben, die Flammen zu ersticken.
Auch Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun. Sie alarmiert sofort auf das Stichwort MANV (Massenanfall von Verletzten) Kollegen nach. Mehrere Notärzte und ein Rettungshubschrauber eilen zum Unfallort. Die Feuerwehr versucht weiter, das Fahrzeug zu löschen, während gleichzeitig die Rettung der Eingeklemmten beginnt. Auch die Rüstgruppe der Feuerwehr rückt an.

Frau stirbt bei Unfall am Tauentzien
Erst nach rund einer Dreiviertelstunde kann die erste lebensgefährlich verletzte Person aus dem Fahrzeug gerettet werden. Nach unbestätigten Informationen soll eine Frau, die vermutlich nicht angeschnallt war, beim Aufprall regelrecht durch das Fahrzeug geflogen sein. Sie erlag ihren schweren Verletzungen noch am Unfallort.
Ein weiterer lebensgefährlich Verletzter wird mit dem Helikopter in eine Spezialklinik geflogen. Zwei Schwerverletzte kommen ebenfalls in ein Krankenhaus. Auch fünf Ersthelfer werden leicht verletzt und vor Ort versorgt.
Nach Feuerwehrangaben waren 60 Kräfte im Einsatz. Der Tauentzien war zwischen Joachimsthaler Straße und Nürnberger Straße vollständig gesperrt.
Mittlerweile erklärte die Berliner Polizei, dass der Horror-Unfall die Folge eines sogenannten Alleinrennens war. Der Fahrer war viel zu schnell unterwegs, teilte ein Polizei-Sprecher mit. Weitere Angaben zu den Unfallopfern und zur Unfallursache wurden bisher nicht gemacht.
Forderung nach Raser-Unfall: Ku’damm und Tauentzien sollen Tempo-30-Zone werden
Der Raser-Unfall nimmt die Linken-Fraktion im Abgeordnetenhaus zum Anlass ihrer Forderung, den Kurfürstendamm und dessen Umfeld für den Verkehr ruhiger zu machen und für den Schutz von Menschenleben zu sorgen. „Darunter verstehen wir: Erlass und Kontrolle von Tempo 30, Einrichtung eines geschützten Radwegs und langfristig weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen wie Fahrbahnverengungen und begrünte Mittelinseln“, erklärte Kristian Ronneburg, verkehrspolitischer Sprecher.
Die Hauptstadt gilt als Raser-Hotspot. Ein besonders dramatischer Fall hatte im Februar 2016 für Schlagzeilen gesorgt. Damals war ein unbeteiligter Fahrer infolge eines illegalen Autorennens am Kurfürstendamm ums Leben gekommen. Der 69-Jährige starb noch in seinem Auto.
Mit der strafrechtlichen Bewertung der sogenannten Ku'damm-Raser hatte Berlin juristisches Neuland betreten. Einer von ihnen wurde wegen Mordes verurteilt, der Zweite wegen versuchten Mordes. Seit Oktober 2017 sind verbotene Kraftfahrzeugrennen eine Straftat, zuvor wurden sie als Ordnungswidrigkeit geahndet.
Seitdem kann schon die Teilnahme an solchen Rennen mit Haftstrafen geahndet werden. Vorher gab es nur Geldbußen. Zudem entschied der Bundesgerichtshof 2021, dass auch eine Fluchtfahrt vor der Polizei als verbotenes Kraftfahrzeugrennen gelten kann. ■