Studie des Mietervereins

Ein Drittel der Haushalte in Berlin kann sich die Miete nicht leisten

Fast die Hälfte des Einkommens geht bei ihnen für die Miete drauf. 

Author - Stefanie Hildebrandt
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Der Berliner Mieterverein hat eine neue Studie veröffentlicht. Demnach löst Neubau nicht das bestehende Problem zu hoher Mieten.  
Der Berliner Mieterverein hat eine neue Studie veröffentlicht. Demnach löst Neubau nicht das bestehende Problem zu hoher Mieten. Patrick Pleul/dpa

Der Berliner Mieterverein präsentierte am Dienstag eine Studie zur Mietbelastung und Zahlungsfähigkeit der Berliner Mieter. Demnach kann sich ein Drittel der Berliner Haushalte die von Eigentümern geforderte Miete nicht leisten. 

„Die Berliner Haushalte können sich überwiegend nicht leisten, was von den Eigentümern gefordert wird – das zeigt unsere Studie sehr anschaulich“, sagt Ulrike Hamann-Onnertz, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins (BMV). „Auf Basis der frischen Daten aus dem Mikrozensus Wohnen müssen wir feststellen, dass die derzeit genutzten wohnungspolitischen Instrumente der Landesregierung wesentliche Teile der Berliner Bevölkerung nicht berücksichtigen.“

Angespannte Lage am Wohnungsmarkt

Aufgrund der angespannten Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt hat der Berliner Mieterverein das Stadtforschungsteam der ASUM GmbH beauftragt, die Daten des Mikrozensus Wohnen Berlin-Brandenburg auszuwerten. Im Fokus stand dabei die Mietbelastung der Berliner Haushalte und die Ermittlung des Bedarfs an sozial reguliertem Wohnraum.

Zwei Drittel WBS-berechtigt

Die Ergebnisse zeigen, dass fast zwei Drittel der Berliner Haushalte (61,2Prozent) über ein Einkommen verfügen, mit dem auf dem freien Markt kaum eine bezahlbare Wohnung zu finden ist und die deshalb WBS-berechtigt sind.

Der Berliner Senat hat kürzlich den WBS-Berechtigungskreis erweitert. Dabei zeigt die Auswertung der Mietervereins, dass ein großer Teil an Haushalten der mittleren Einkommensgruppe bereits in den WBS-Stufen bis 180% der Bundeseinkommensgrenze (BEG) berücksichtigt war. Weil nun weitere Berechtigte hinzu kommen, verschärft dies die Lage. 

Blick auf Hochhäuser des Märkischen Viertels. Mit Neubau allein wird Berlin sein Wohnungsproblem nicht lösen. 
Blick auf Hochhäuser des Märkischen Viertels. Mit Neubau allein wird Berlin sein Wohnungsproblem nicht lösen. Sabine Gudath

„Die Erweiterung des Kreises der WBS berechtigten Haushalte ist vor dem Hintergrund der hohen Mietbelastung durchaus zu begrüßen“, so Hamann-Onnertz. Der Senat hätte jedoch die Stellschrauben bei den Miethöhen sowie bei den Vermietungs- und Neubauquoten gleichermaßen anpassen müssen. So sorgt die Ausweitung für noch mehr Verknappung von bezahlbaren Wohnungen für rund 700.000 Berliner Haushalte der „alten“ WBS-Stufen.

Ansetzen müsse der Senat jedoch vor allem im Wohnungsbestand bei den noch leistbaren Mieten und bei den Mieterhöhungsspielräumen der Landeseigenen. 

Kleine und große Haushalte leiden unter hohen Mieten

Weiterhin zeigt die Studie, dass besonders kleine und große Haushalte unter den hohen Mieten in der Stadt leiden. Miethaushalte der unteren Einkommensklassen haben den geringsten Wohnflächenverbrauch und dennoch die höchsten Mietbelastungen.

„Wir brauchen dringend ein ganzheitliches Konzept für die Wohnraumversorgung in Berlin. Mit der jetzigen Situation, die eine Konkurrenz um bezahlbare Wohnungen schürt, steuern wir mehr und mehr auf die soziale Spaltung und soziale Verwerfungen hin“, so Hamann-Onnertz.

Zentrale Ergebnisse der Studie zusammengefasst

Mindestens ein Drittel der Haushalte können sich am Wohnungsmarkt nicht aus eigener Kraft versorgen, insbesondere kleine und große Haushalte. Diese Haushalte zahlen durchschnittlich 45 Prozent ihres Einkommens für die Bruttokaltmiete.

Die Ausweitung der WBS-Berechtigung auf bis zu 220 % der Bundeseinkommensgrenze hilft vor allem mittleren Einkommen und mittleren Haushaltsgrößen, verschärft jedoch die Wohnungsknappheit für alle WBS-berechtigten Haushalte und fördert die Konkurrenz um die soziale Ressource Wohnung, solange das Angebot nicht ausgeweitet wird.

Der Neubau von geförderten Wohnungen ist sinnvoll, wird jedoch mittelfristig keine spürbaren Auswirkungen auf das Wohnungsangebot haben, denn die Einstiegsmieten dort sind nach den derzeitigen Förderbestimmungen viel zu hoch, kritisiert der Mieterverein.

Der Neubau verbessert unter den derzeitigen Bedingungen nicht die desolate Lage auf dem Wohnungsmarkt für einen Großteil der Bevölkerung. Er schafft vor allem keine leistbaren Wohnungen“, heißt es in einer Mitteilung.  Der große Hebel sei daher, leistbare Mieten im Bestand zu sichern. ■