Wohl jeder, der im Berliner Bezirk Lichtenberg wohnt – genau wie viele Menschen aus anderen Bezirken – kennt das Rathaus. An dem roten Backsteingebäude mit der Markanten Fassade gehen täglich Tausende Menschen vorbei. Vielleicht fällt ihnen ein kleines Detail über dem Eingang des Gebäudes auf, vielleicht auch nicht – doch wer es einmal gesehen hat, kann es nie wieder übersehen! Am großen Portal prangt ein seltsames Ornament, in dem man, wenn man genau hinschaut, ein Hakenkreuz erkennen kann. Ein Relikt aus dunklen Zeiten. Die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung will nun, dass das Symbol getilgt wird.
Hakenkreuz am Rathaus Lichtenberg: SPD-Fraktion will, dass das Symbol entfernt wird
Darüber berichtet die „Berliner Woche“. Die SPD-Fraktion habe einen entsprechenden Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht. „Für Menschen, die über das Hakenkreuz informiert sind, ist es noch gut erkennbar“, heißt es dort. Das Bezirksamt werde ersucht, das Hakenkreuz komplett zu entfernen und damit der Bezeichnung „Ort der Vielfalt“, die der Bezirk Lichtenberg trägt, Rechnung zu tragen. In einem Antrag der SPD-Kreisdelegiertenversammlung heißt es: „Wir als Einzelpersonen und als Vertreter der queeren Community fühlen uns dadurch schmerzhaft an die Verfolgung queerer Menschen während des Naziregimes erinnert.“

In das Gitter, das auch den vergoldeten Schriftzug „Rathaus“ trägt, ist im oberen Bereich ein Hakenkreuz eingearbeitet. Nach dem Krieg sei es durch weitere Ornamente ergänzt worden, um es unkenntlich zu machen. Das Gitter über dem Portal des Rathauses in der Möllendorffstraße solle so umgestaltet werden, dass keine Spuren des Nazi-Relikts zurückbleiben – außerdem wird gefordert, dass eine Informationstafel angebracht wird, um auf die Entstehung des Symbols hinzuweisen.
Auch SPD-Politikerin Jutta Feige kritisierte in einem Beitrag der „BZ“, dass Bürger auf sie zugekommen seien und ihr schilderten, wie sie das Hakenkreuz entdeckten. „Wenn man davon weiß, ist es deutlich zu erkennen“, sagt sie. Und: Bereits 1992 sei das Hakenkreuz Thema gewesen, schon damals sollte es getilgt werden. Doch der Plan verlief offenbar im Sande. „Dass es wegkommt, ist überfällig“, sagt Feige.

Bezirksbürgermeister Martin Schaefer: Man kann das Hakenkreuz noch immer erkennen
In dem Bericht der „Berliner Woche“ heißt es, der Antrag sei an die zuständigen Fachausschüsse überwiesen worden. Es bleibt abzuwarten, was aus dem Antrag wird – und ob bald die letzten Spuren des Hakenkreuzes von der Rathaus-Fassade verschwinden. Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) sagte, das Lichtenberger Rathaus habe eine bewegte Vergangenheit, wie viele andere Gebäude. „Es liegt in unserer Verantwortung, angemessen und sensibel mit allen Kapiteln davon umzugehen.“
Auch er bestätigt, dass man das Hakenkreuz noch immer erkennen könne, auch wenn bauliche Veränderungen am Gitter vorgenommen worden seien. Man wolle den Antrag in der BVV diskutieren und einen Beschluss dazu fassen. Das Problem: Das Rathaus Lichtenberg steht unter Denkmalschutz, was jegliche Umbaumaßnahmen komplizierter machen dürfte. Spannend dabei: Unter Denkmalschutz gestellt wurde das Gebäude erst im Jahr 1977, das schmiedeeiserne Gitter entstand im Jahr 1937. Es wäre nach dem Krieg also genug Zeit gewesen, das Symbol vollständig zu tilgen. „Leider ist es uns nach fast 50 Jahren nicht möglich zu beantworten, warum die damaligen Entscheidungsträger in der DDR an dieser Stelle nicht aktiv geworden sind“, sagt Schaefer der „Berliner Woche“. ■