Der Beschluss fiel ohne Gegenstimme: Der Vorplatz des Berliner Abgeordnetenhauses soll künftig „Margot-Friedländer-Platz 1“ heißen. Das entschied nach Informationen der B.Z. das Präsidium am Dienstag.
Im Mai verstarb die Holocaust-Überlebende im Alter von 103 Jahren. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.

Ihren finalen großen öffentlichen Auftritt hatte Friedländer am 7. Mai bei der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Kriegsendes. Dort richtete die unermüdliche Zeitzeugin, die sich zeitlebens gegen Antisemitismus und Angriffe auf die Demokratie einsetzte, ihren bekannten Appell an das Publikum: „Bitte seid Menschen!“
Friedländer berührte das Publikum damals im Wappensaal des Roten Rathauses, als sie sich zum Pult rollen ließ und Passagen aus ihrem Buch vortrug. Nur zwei Tage nach dem Auftritt starb sie.
Vorschläge für eine Ehrung in Berlin
Schnell wurden Rufe nach einer Ehrung der Frau mit dem Jahrhundert-Schicksal laut. In Charlottenburg hatten CDU und Grüne im Mai in der Bezirksverordnetenversammlung per Eilantrag angeregt, eine bislang unbenannte Fläche nahe dem Kurfürstendamm nach Margot Friedländer zu benennen.

Kurz nach ihrem Tod war die Idee aufgekommen, die Skalitzer Straße umzuwidmen. In der Hausnummer 32 hatte Friedländer ab 1941 gelebt, bis ihre Mutter und ihr Bruder 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Sie selbst tauchte unter, wurde jedoch 1944 verraten.
Margot Friedländer, als Jüdin von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt, verlor ihre Eltern und ihren Bruder. Nach Kriegsende wanderte sie in die USA aus und kehrte erst mit 88 Jahren in ihre Geburtsstadt Berlin zurück.
Unermüdliche Zeitzeugin gegen NS-Verbrechen
Unermüdlich setzte sie sich dort als Zeitzeugin gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und gegen Hass ein – bis zu ihrem Tod am 9. Mai, mit 103 Jahren. Nun will Berlin ihrer dauerhaft gedenken.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte nach der Trauerfeier betont, es solle ein Ort gewählt werden, „der die Erinnerung an Margot Friedländer und ihre Mahnungen, die Geschichte niemals zu vergessen, wachhält.“ Nun ist ein würdiger Ort gefunden: Der Platz vor dem Berliner Abgeordnetenhaus soll den Namen Margot Friedländers tragen. Oft finden hier Demonstrationen statt, täglich passieren die gewählten Vertreter auf dem Weg zum Abgeordnetenhaus diesen Platz und werden so an Friedländers Vermächtnis erinnert. Gegen Rechtsextremismus und für Menschlichkeit.



