Zuletzt sorgte ein Blutbad, das ein Ehemann in Zehlendorf an seiner Frau anrichtete, für Schlagzeilen. Mit einem Messer ging er auf sie los, tötete die Frau auf offener Straße. Kaum ein Tag vergeht in Berlin, an dem nicht in den Polizeitickern und Nachrichtenspalten von Auseinandersetzungen berichtet wird, die mit Messern ausgetragen werden.
Die Berliner Zeitung hat nun bei der Feuerwehr nach konkreten Zahlen gefragt: wie viele Opfer von Messerangriffen müssen sie wirklich behandeln? Die Antworten sind alarmierend. Die Zahlen deuten auf einen krassen Anstieg der Messergewalt hin.
Von 230 Fällen im Jahr 2022 steigerten sich nach Angaben der Feuerwehr die Rettungseinsätze wegen Messergewalt im Jahr 2023 auf 294. In diesem Jahr waren es von Januar bis Ende Juli allein schon 234 Einsätze!

„Ausgewertet wurden Einsätze, bei denen das Meldebild auf eine Stich- oder Schnittverletzung durch eine fremde Person hinwies“, teilte ein Feuerwehrsprecher der Berliner Zeitung mit. „Nicht berücksichtigt wurden Einsätze, bei denen die Ursache der Verletzung aufgrund des Meldebildes unklar war oder eine Selbstverletzung als Ursache gemeldet wurde.“
Dunkelziffer bei Messergewalt noch höher
Das heißt de facto, dass es noch mehr Auseinandersetzungen mit Messern gegeben haben könnte, die nicht erfasst wurden. Wenn sich etwa Verletze selber in ärztliche Behandlung begeben oder eine Messerverletzung erst in der Klinik festgestellt wird, tauchen sie in der Feuerwehrstatistik nicht auf.
Für eine valide Auswertung müssten alle Einsätze und erfassten Patientenprotokolle händisch ausgewertet werden, so ein Feuerwehrsprecher gegenüber der BLZ. „Zahlreiche Faktoren haben entsprechend Einfluss auf die Datenbasis.“ Die dargestellten Daten bilden nach seinen Worten einen guten Überblick, seien jedoch unter dem Wissen von einer Dunkelziffer zu betrachten.
Im Sommer besonders viele Straftaten
Besonders oft kommt es in den Sommermonaten zu Auseinandersetzungen mit Messern. Auch die Polizei verzeichnet im Sommer mehr Einsätze wegen Körperverletzungen oder Raubtaten in der Öffentlichkeit.
Auch bei der Berliner Charité hat die Zeitung nachgefragt. Hier teilt man mit, dass im ersten Halbjahr 2024 schon so viele Stichverletzungen behandelt wurden, wie sonst in einem ganzen Jahr. 50 bis 55 Messerstiche seien dort verzeichnet worden. Aus anderen Kliniken gab es keine Angaben.
Weitere Zahlen bestätigen den alarmierenden Trend auch bundesweit: Das Bundeskriminalamt registrierte 2023 in Deutschland 8951 Messerangriffe im Bereich gefährliche und schwere Körperverletzung. Im Jahr zuvor waren es 8160 Fälle. Im Bereich Raub wurden 2023 4893 Fälle registriert, im Vorjahr waren es 4195.
In Berlin erfasste die Polizei 2023 insgesamt 3482 Fälle mit einem Messer als Tatmittel – 165 mehr als im Vorjahr.
Täter sind bei diesen Angriffen besonders oft einer Gruppe zuzuordnen: Nach Aussagen von Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik sind Nichtdeutsche bei den Tätern überrepräsentiert. Die Gewalt sei jung, männlich und habe einen nicht deutschen Hintergrund.
Berliner CDU will Waffenkontrollzonen
Angesichts der ansteigenden Messergewalt warb der innenpolitische Sprecher der Berliner CDU, Burkard Dregger gegenüber der Berliner Zeitung, für die von der CDU-SPD-Koalition geplanten Waffenkontrollzonen. Dafür soll eine Novelle des Polizeirechts die Rechtsgrundlage schaffen: „Der entscheidende Punkt ist, dass es nicht auf neue Verbote ankommt. Sondern es bedarf der Durchsetzung der bestehenden Verbote“, sagte Dregger der Berliner Zeitung.
Er wies damit Kritik von Linken und Grünen zurück, die von neuen und nicht durchsetzbaren Verboten sprachen. „Die Waffenkontrollzonen befähigen die Polizei, die bestehenden Messerverbote durchzusetzen und die verbotenen Messer einzuziehen, und zwar durch verdachtsunabhängige Kontrollen.“ Dregger weiter: Grüne und Linke beklagten, das gehe zu weit, und träumten von mehr Prävention und Sozialpolitik. „Das ist erwiesenermaßen nicht ausreichend.“ ■