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Geisterbahn-Feeling! So spaßig ist das U-Bahn-Cabrio der BVG

Das sollten alle Berlinerinnen und Berliner mal gesehen haben: Unsere KURIER-Reporterin hat das verborgene Tunnelsystem der BVG hautnah erlebt!

Author - Sharone Treskow
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Das BVG-Cabrio ist ein Muss für alle Berlinerinnen und Berliner.
Das BVG-Cabrio ist ein Muss für alle Berlinerinnen und Berliner.Berliner Kurier

Wie viele Stunden haben wir Berliner schon in der U-Bahn gesessen, ohne zu sehen, was um uns herum passiert? Für alle Neugierigen bietet die BVG von Frühling bis Herbst an wenigen ausgewählten Freitagen eine Tunnel-Tour mit dem U-Bahn-Cabrio an. In diesem Jahr konnte auch ich endlich eines der begehrten Tickets ergattern – und so viel sei vorab verraten: Es hat sich gelohnt! Aber natürlich wäre es nicht die BVG, wenn es nicht auch technische Schwierigkeiten gegeben hätte …

Geisterbahn-Feeling mit dem U-Bahn-Cabrio

Los ging es am U-Bahnhof Deutsche Oper (U2), an Gleis 3 durften wir uns am wartenden U-Bahn-Cabrio versammeln. Die Fahrzeugflotte besteht aus einer Akkulok und vier Plattformwagen mit einer Kapazität von maximal 200 Sitzplätzen. Die Tickets (58 Euro für Vollzahler) wurden kurz vor der geplanten Abfahrt um 19 Uhr durch Security-Mitarbeiter der BVG gescannt, von ihnen bekamen wir auch Kopfhörer und einen Audioguide.

Dann durften wir auch schon die Wagen des U-Bahn-Cabrios erklimmen, für jeden gab es einen gelben Sicherheitshelm unter dem Sitz. Sie wurden kollektiv brav aufgezogen. Uwe Kuttscher, Leiter der Bauabteilung bei der BVG, sollte unser Moderator sein. Doch leider hat die Funktechnik versagt, in den Kopfhörern der allermeisten Fahrgäste war nur unerträgliches Geraschel zu hören. Schließlich fuhren wir zehn Minuten verspätet los – die Fahrdienstleitung der BVG hat es uns bestimmt gedankt.

Die BVG bietet ihre Tunnel-Tour nur an wenigen Freitagen im Jahr an.
Die BVG bietet ihre Tunnel-Tour nur an wenigen Freitagen im Jahr an.Berliner Kurier

Das Gefühl, mit einem offenen Wagen bei rund 30 Kilometern pro Stunde in einen Tunnel zu brettern, war berauschend. Ich für meinen Teil hatte direkt ein breites Grinsen im Gesicht. Der Fahrtwind ließ meine Haare wehen. Die gelegentlich flackernden Lichter in der allgemeinen Dunkelheit erinnerten mich in Kombination mit dem Auf und Ab der unbekannten Strecke stark an eine Geisterbahn auf dem Rummel, nur besser.

Technik-Probleme: Ein Viertel brach die Fahrt ab

Doch um mich herum machte sich wegen der technischen Schwierigkeiten allgemeiner Missmut breit: Man hätte schließlich für eine Tour mit Moderation bezahlt. Nach nur wenigen Minuten kam das Cabrio also wieder in einem stillgelegten Tunnel zum Stand, um die unglückliche Situation zu klären. Die anwesenden Mitarbeiter und auch der Moderator waren sichtlich überfordert.

Nach einer halben Stunde Ratlosigkeit kam dann die Lösung: Am U-Bahnhof Güntzelstraße (U9) sollte es einen Halt für alle geben, die die Tunnel-Tour wegen der fehlenden Moderation abbrechen wollen. Um die Erstattung der Ticketkosten müsste sich dann der Veranstalter kümmern. Tatsächlich verließ uns hier rund ein Viertel.

Als nur noch die zufriedenen Fahrgäste übrig waren, hob sich die Stimmung direkt. Endlich konnte es richtig losgehen! Wir bretterten die U7 entlang, am Richard-Wagner-Platz gab es dann einen Richtungswechsel in der Kehranlage. Weiter ging es durch Tunnel der U9, U8 und dann wieder U7. Einmal quer durch Berlin. Total spannend: Wir nahmen auch Überführungsgleise und Nebengleise, wo wir „schlafende“ U-Bahnen entdeckt haben.

Die Berliner U-Bahn-Tunnel sind, wenig überraschend, vollgesprüht.
Die Berliner U-Bahn-Tunnel sind, wenig überraschend, vollgesprüht.Berliner Kurier

Die verdutzten Gesichter der Fahrgäste sind es wert

Neben den ganzen vollgesprühten Tunneln und Notausgängen haben wir natürlich auch etliche U-Bahn-Haltestellen gesehen. Aus einer ganz neuen Perspektive. Bei rotem Signal mussten wir halten. Auf der Abfahrttafel waren wir mit „do not board“(„bitte nicht einsteigen“) vermerkt. Wenn wir ein freies Signal hatten (grünes Licht), fegten wir aber direkt an den wartenden Fahrgästen vorbei.

Mit unseren gelben Schutzhelmen, eingepfercht im Cabrio, waren wir wohl ein ziemlich lustiger Anblick! Allein für die Gesichter der Wartenden am Bahnsteig hat sich die Tour gelohnt: Freude, Überraschung und pures Desinteresse waren dabei. Es wurde fleißig gewunken, ebenso wie es die unausgesprochene Regel von einem Boot aus verlangt. Viele haben uns gefilmt.

Auch am U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz fährt das U-Bahn-Cabrio entlang.
Auch am U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz fährt das U-Bahn-Cabrio entlang.Berliner Kurier

Die lustige Cabrio-Fahrt endete nach etwa zweieinhalb Stunden wieder am Bahnhof Deutsche Oper. Viel zu früh, wie ich fand. Nachdem die Startschwierigkeiten überstanden waren, verging die Zeit wie im Flug. Das Berliner Tunnelsystem mal hautnah zu erleben, war ein Riesenspaß. Seitdem kommen mir herkömmliche U-Bahn-Fahrten leider ein bisschen langweilig vor.