Stau in Berlin-Treptow

Warum arbeitet hier keiner? Diese Geisterbaustelle nervt die Autofahrer

Entlang des Königsheidewegs bremst seit Wochen eine Baustellenampel den Verkehr aus. Doch nie wird ein Bauarbeiter gesehen. Verursacher sind die Wasserbetriebe.

Author - Stefan Henseke
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Eine Absperrung, ein langer Stau: Nie sei ein Bauarbeiter zu sehen, der an dieser Baustelle arbeitet, sagen Autofahrer.
Eine Absperrung, ein langer Stau: Nie sei ein Bauarbeiter zu sehen, der an dieser Baustelle arbeitet, sagen Autofahrer.Pressefoto Olaf Wagner

Diese Baustelle in Berlin-Treptow nervt Autofahrer schon seit Wochen. Stopp – kann man das Ding wirklich Baustelle nennen, wenn man nie einen Bauarbeiter sieht? Im Königsheideweg werden Autofahrer seit dem 25. April rüde ausgebremst. Eine Baustellenampel regelt den Verkehr, im Berufsverkehr staut sich der Verkehr Hunderte Meter auf. Bekommen die Autofahrer Grün, fahren sie nur einem  Ärgernis vorbei: sieben Plastikzaunteile, drei Warnbarken – aber kein Loch im Boden, kein Bauarbeiter in Sicht.

Ein erboster Autofahrer hat einem der Verkehrsschilder, die auf die Ampel hinweisen, ein Protestplakat aufgehängt: „Liebe Verkehrsteilnehmer“, steht da. „Obwohl hier nicht gearbeitet wird, es keine Schäden und keine Baustelle gibt, ist diese Ampelanlage geschaltet und behindert Ihr Fahrt.“

Königsheideweg: Baustelle ohne Bauarbeiter

Weiter heißt es: „Die Behörde hat die Frist bis zum 11. Juli verlängert und genehmigt!?“ Verbittert unterzeichnet der unbekannte Mahner mit „Willkommen im besten Deutschland aller Zeiten“.

Das Plakat hängt nun schon eine Weile dort – ist ja auch kein Bauarbeiter in der Nähe, um es abzunehmen ... Weder Bauarbeiter, noch ein Schaden oder sonst etwas sei in dem abgesperrten Bereich zu sehen, schreibt unser Fotograf, der am Freitag kopfschüttelnd im Stau stand.

Besonders schlimmt für die Autofahrer: Da auch noch die Abfahrt der A113 in Adlershof gesperrt ist, bleibt vielen keine andere Möglichkeit, als auf den Königsheideweg auszuweichen.

Eine weitere Absperrung wird angekündigt

Wer gibt hier eigentlich vor zu bauen? Kein Schild weist auf den Verursacher der Geisterbaustelle hin. Auf der Internetseite der Berliner Verkehrsinformationszentrale (VIZ) findet man dann eine versteckte Meldung. Unter der Markierung Königsheideweg wird eine Baustelle in beiden Richtungen zwischen Haushoferstraße (Höhe Wasserwerk) und Späthsfelder Weg aufgeführt.

Auf diesem Plakat lässt ein Autofahrer seinen Unmut über die nervige Baustelle ab.
Auf diesem Plakat lässt ein Autofahrer seinen Unmut über die nervige Baustelle ab.Pressefoto Olaf Wagner

Grund: „Probeschlitzen für Lokalisierung einer Wasserleitung, zwei Baustellenampeln regeln den wechselseitigen Verkehr“, heißt es dort. Also sind die Berliner Wasserbetriebe (BWB) Verursacher der Geisterbaustelle. Und dort werde aber sehr wohl gearbeitet, teilt der BWB-Pressesprecher am frühen Nachmittag mit.

In zwei Jahren sollen hier Wasserleitungen ausgetauscht werden

Allerdings hätten die Leser recht, oft sehe man die Arbeiter nicht. „Probeschlitze werden von Bauarbeitern geöffnet. Das geht fix“, sagt Stephan Natz von den Wasserbetrieben. „Dann bestellen sie Vermesser. Deren Arbeit ist optisch unspektakulär und geht auch fix. Wenn die durch sind, wird der Straßenbauer bestellt, der das Loch wieder schließt. Geht auch fix.“

Das alles mache man mehrfach „in kleinen Sprüngen“ nacheinander, also jeder Probeschlitz (2,50 Meter lang und 80 Zentimeter breit) muss abgeschlossen sein, bevor der nächste an der Reihe ist. Mit immer neu zu genehmigenden Verkehrsphasen und der Firma, die Fahrwege verschwenkt markiert und Baustellenampeln umstellt.

„Alles verschiedene Leute, Ämter, Firmen, die alle nicht dort warten, dass der jeweilige Vorläufer fertig geworden ist, sondern eben immer wieder von unserer Bauleitung neu geholt werden müssen“, erklärt Stephan Natz.

Grund für die Probeschlitze: Die Wasserbetriebe wollen im Vorfeld von Bauarbeiten wissen, wo die Rohre wirklich entlanglaufen, damit Bagger keinen Schaden anrichten. Dort sollen wahrscheinlich in zwei Jahren große alte Wasserleitungen erneuert werden. „Bei alten Anlagen sind Akten nicht immer zuverlässig, weil sie aus vordigitaler Zeit stammen, Originale im Krieg verbrannt oder bei Fusionen verschollen sind“, sagt Stephan Natz.