Im Berliner Abgeordnetenhaus soll es wieder um das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Landsberger Allee gehen. Die Linkspartei hat einen Antrag gestellt, dass das Landesparlament den Senat auffordern soll, das einstige DDR-Spaßbad vor dem Abriss zu bewahren. Die Zeit drängt. Denn hinter den Kulissen laufen offenbar schon Maßnahmen für den SEZ-Abriss, die in einem Geheimplan des Senats stehen.
Seit der Zwangsvollstreckung am 1. Oktober 2024 hat das Land Berlin wieder die Schlüsselgewalt über das einstige DDR-Spaßbad in Berlin-Friedrichshain. Und die Mieter, die zu dem Zeitpunkt etwa Tanz- oder Yoga-Veranstaltungen durchführten, sollten erst einmal bleiben – bis zu einem Abriss des SEZ. So hieß es damals auch seitens der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM).
Doch schon zum Jahreswechsel deutete es sich an, dass die Dinge offenbar anders laufen werden als gesagt. So musste einer der „Zwischenmieter“ eine lange geplante Silvesterparty absagen, weil Behörden die Genehmigung dafür nicht geben wollten.
Dafür gab es Berichte über Gutachter, die im SEZ waren, offenbar Schadstoffspuren feststellten. Das böse Wort Asbest tauchte auf. Allerdings fand man nur Reste auf einer Türklinke.
Aber der Strom musste abgeschaltet werden. „Wegen fehlender elektrischer Schutzmaßnahmen bestehe massive Brandgefahr“, hieß es in einer Senatsantwort, die der Linke-Abgeordnete Damiano Valgolio vor Wochen auf eine parlamentarische Anfrage zum SEZ erhielt.
Inzwischen brodelt die Gerüchteküche. So gab es Anfang der Woche eine Pressekonferenz der bundesweiten „Anti-Abriss-Allianz“, bei der Vertreter der Bürgerinitiative „SEZ für alle“ zu Wort kamen. Sie berichteten, dass auf dem Areal bereits Bäume gefällt worden und im SEZ es zu einem Wasserschaden gekommen sei.
SEZ-Abriss statt Zwischennutzung: Schafft der Senat jetzt schon Fakten?
„Es gibt Hinweise, dass der Senat beim SEZ offenbar Fakten schaffen will, in dem er die Zwischennutzer vor die Tür setzt und die Innenräume soweit abreißt, dass eine Zwischennutzung ausgeschlossen ist“, sagt dazu der Linke-Abgeordnete Valgolio.
Der Politiker aus Friedrichshain gehört zu denjenigen aus seiner Partei, die nun den Antrag zur Rettung des DDR-Spaßbades ins Parlament einreichten. Mit einer Debatte wollen die Linken erreichen, dass der Senat von seinem Vorhaben absieht, dass SEZ abzureißen und dafür 500 Wohnungen und eine Schule zu errichten.

Neue Gutachten, Studien und einen neuen Ideenwettbewerb zur Zukunft des SEZ sollte der Senat stattdessen durchführen. Und bis dahin solle, wie bereits vor Monaten von der BIM-Behörde erklärt, das Gebäude zwischen genutzt werden, damit es nicht verfällt.
So möchte es die Linkspartei mit ihrem Antrag im Parlament durchsetzen. Denn klar ist, „dass ein Neubau auf dem Areal erst in einigen Jahren beginnen wird. Dass bedeutet, der einstige DDR-Prachtbau wird weiter verfallen“, sagt Valgolio.
SEZ-Geheimpapier: Der Abriss-Plan steht seit einem Jahr
Seit 1. Januar hat nun aber nicht mehr die BIM sondern die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) die Hoheit über das SEZ-Areal. Der KURIER wollte nun von dem landeseigenen Unternehmen wissen, wie es um die Zwischennutzungs- und Abrissabsichten stehe. Ganz nebenbei: Auf die Frage, ob den der Bericht der Bürgerinitiative über Baumfällungen auf dem Areal und dem Wasserschaden im SEZ stimmt, gab es von der WBM bis jetzt keine Antwort.

Dafür gab es eine Antwort zur Zwischennutzung- und Abrissfrage. „Das prominente Baugrundstück in exzellenter Lage und mit guter Anbindung an den ÖPNV birgt ein enormes Entwicklungspotenzial und ist eine wertvolle Ergänzung unseres Portfolios. Wir werden dort über 500 Wohnungen errichten und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des angespannten Berliner Wohnungsmarktes“, sagt ein WBM-Sprecher.
Weiter heißt es: „Der Rückbau und die Bewältigung von Altlasten erfordern eine sorgfältige Planung. Zudem werden wir ein Konzept für den Umgang mit der historischen Bedeutung des Ortes entwickeln und uns den Herausforderungen einer CO₂-minimierten Realisierung stellen.“
SEZ: Im Geheimplan steht, wann der Abriss erfolgen soll
Damit ist klar, wohin die Reise geht. Denn die Antwort der WBM gibt im Prinzip grob das wieder, was bereits vor fast einem Jahr in einem vertraulich eingestuften Senatspapier als Ablaufplan für den SEZ-Abriss im Detail genau steht.
Das Schreiben mit dem Abriss-Plan stammt vom April 2024. Es wurde also noch weit vor der SEZ-Übergabe am 1. Oktober 2024 erstellt. Über eine mögliche Zwischennutzung, so wie es die BIM nach der SEZ-Übergabe vorschlug, steht in dem Papier von Anfang an kein Wort.
Dafür wird erklärt, wann das SEZ möglicherweise abgerissen werden soll. Mit den Planungen ist, wie beschrieben, die WBM verantwortlich. Auch ein Zeitplan steht schon fest.