Leere Läden, Obdachlose

Wilmersdorfer Straße: Berlins älteste Fußgängerzone schmiert ab

Was früher eine lebendige Shoppingmeile war, wirkt heute an manchen Ecken gespenstisch. Die Wilmersdorfer Straße ist nur noch ein Schatten ihrer selbst.

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Leerstand in der Wilmersdorfer Straße.
Leerstand in der Wilmersdorfer Straße.Markus Wächter

Mittags in der Wilmersdorfer Straße in Berlin – was früher eine lebendige Shoppingmeile war, wirkt heute an manchen Ecken beinahe gespenstisch. Während einige Passanten zielstrebig ihre Einkäufe erledigen, bummeln andere nur noch durch die Straße, ohne etwas zu kaufen. Besonders ins Auge fällt: Immer mehr Läden stehen leer.

Der Niedergang begann spätestens mit der Schließung der Karstadt-Filiale im Januar 2024, berichtet die „Berliner Zeitung“ (Bezahlschranke). Der Vermieter meldete Eigenbedarf an – und plötzlich fehlte der große Anziehungspunkt. Ein Jahr später bleibt die Einkaufsstraße vielerorts düster.

Marja Belas ist fast täglich in den Wilmersdorfer Arcaden in Berlin unterwegs. Sie weiß genau, warum die Kunden ausbleiben: Der Magnet sei weg, sagt sie der „Berliner Zeitung“. Ihrer Meinung nach bräuchte die Einkaufsstraße wieder ein großes Kaufhaus, um die Menschen zum Bummeln und Shoppen zu animieren – und zwar ohne, dass sie sich finanziell übernehmen müssen.

Ein solcher Anziehungspunkt könnte ihrer Ansicht nach sogar Kunden aus ganz Berlin zurücklocken. Doch nicht alle teilen diese Nostalgie. Besonders junge Leute sehen das anders.

Hohe Mieten in der Wilmersdorfer Straße ruinieren Träume

Nicht nur Kunden, auch Händler haben es schwer. Viele Geschäftsleute müssen ihren Traum vom eigenen Laden begraben – die Mieten sind einfach zu hoch. Einer von ihnen ist Dietmar Scurt, der mit seiner Frau ein kleines Café betrieb. Doch die Kosten zwangen sie zur Aufgabe.

Auch Jenny Henecke kann davon ein Lied singen. Sie führte bis vor Kurzem noch eine Imbissbude, musste jedoch ebenfalls aufgeben. Sie versteht nicht, warum die Stadt nichts gegen die zunehmende Verödung der Einkaufsstraße unternimmt. Die Wilmersdorfer habe so viel Potenzial. Sie sei super erreichbar mit Bus und Bahn – aber wenn die Läden dichtmachen, gibt es bald nichts mehr zu sehen!“, sagte sie der „Berliner Zeitung“.

Tristesse und fehlendes Grün in der Wilmersdorfer Straße

Die zunehmende Zahl leerstehender Geschäfte hat noch eine weitere Folge: Immer mehr Wohnungslose suchen Schutz unter den Vordächern der verlassenen Läden. Die einst belebte Einkaufsstraße wirkt dadurch zunehmend ungepflegt. Manche Passanten beklagen die triste Atmosphäre – ihnen fehlt es an Grün.

Karstadt in der Wilmersdorfer Straße hat zugemacht.
Karstadt in der Wilmersdorfer Straße hat zugemacht.Markus Wächter

Doch es gibt auch Ideen, wie die Wilmersdorfer Straße wieder attraktiver werden könnte. Eine junge Frau schlägt sogenannte Pop-up-Stores vor – Läden, die für kurze Zeit in leer stehenden Geschäften eröffnen und mit ihrem temporären Konzept Kunden anlocken könnten.

Die Wilmersdorfer Straße braucht dringend frischen Wind. Passanten sind sich einig – wenn nichts passiert, droht der einstigen Shoppingmeile der endgültige Niedergang. ■