Der Fußgängerverband „Fuss e.V.“ aus Berlin fordert, Fußgängern auch bei roter Ampel das Überqueren der Straße zu erlauben. „Wer sich sicher fühlt, guckt und geht. Wer sich auf Grün verlassen will, wartet wie bisher“, sagte Vorstandsmitglied Roland Stimpel der „Rheinischen Post“.
Vorbild sei der „Grüne Pfeil“ für Autofahrer, der das Abbiegen auch bei Rot gestattet. „Damit ist das Tabu durchbrochen, dass man bei Rot immer stehenbleiben muss“, meinte Stimpel. „Warum soll es dann nur für Fußgänger weiter gelten, die sich an Ampeln oft die Beine in den Bauch stehen?“ An Fußgängerampeln, an denen die Übersicht über die Fahrbahn gut sei, könne ein „Grüner Pfeil“ zum freien Gehen angebracht werden.
Verband: Fußgänger sollen bald auch bei Rot über die Straße gehen dürfen
In New York ist es seit wenigen Tagen offiziell legal, bei Rot über die Straße zu gehen. Zuvor drohte für das sogenannte Jaywalking eine Strafe von bis zu 300 Dollar (275 Euro). In Deutschland wird das Gehen über eine rote Ampel bisher mit fünf bis zehn Euro Bußgeld geahndet. Vollzogen wird das Strafgeld aber fast nie.
Was das Tabu, bei Rot zu gehen in Sachen Vorbildwirkung für Kinder angeht, die den fließenden Verkehr weniger gut überblicken können, ist bei dem Vorschlag des Vereins nicht bedacht. Wenn sie sehen, dass Passanten bei Rot nach Belieben die Straße queren, kann man ihnen kaum mehr glaubhaft machen, dass es für sie sicherer ist, auf Grün zu warten. Fußgänger sind nun einmal die vulnerabelste Gruppe der Verkehrsteilnehmer, klare Regelungen dienen auch zu ihrem Schutz.

Bei Rot über die Ampel? Im Straßenverkehr braucht es klare Regeln!
Ein optionaler Grüner Pfeil verkürzt zwar Wartezeiten um meist nur wenige Sekunden, schafft aber ebenso neue Gefahrenmomente. Klare Regeln sind im Straßenverkehr Kann-Optionen vorzuziehen. Auch wenn die Praxis längst zeigt, dass einige Passanten partout nicht abwarten können, ist es doch bisher gesellschaftlich verankert, dass man als Fußgänger und Radfahrer bei Rot stehenbleibt.
Ein Aufweichen dieser Regel aus ideologischen Gründen, die dem Fußgänger um jeden Preis mehr Rechte einräumen wollen, ist kontraproduktiv. „Ist ja frei, ich kann fahren“, sagen dann irgendwann auch die anderen Verkehrsteilnehmer und alle machen, was sie wollen. Regeln aufweichen, nur weil sie gern gebrochen werden, sollte jedenfalls keine Schule machen. ■