Die Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Flughafengelände in Tegel ist Dauerthema in den Schlagzeilen: Sie gilt als die teuerste in ganz Deutschland, und jetzt gibt es auch noch Ärger wegen horrender Rechnungen für Sicherheitsdienste. Die zuständige landeseigene Messe Berlin GmbH zieht die Reißleine und steigt komplett aus der Unterkunft aus.
Das Areal auf dem früheren Berliner Flughafen Tegel war im März 2022 nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine als Ankunftszentrum eröffnet worden. In der Praxis entwickelte sich Tegel zur größten wie auch teuersten deutschen Notunterkunft, in der Tausende Geflüchtete, darunter Asylbewerber, sehr lange leben – in Leichtbauhallen mit wenig Privatsphäre.
Messe Berlin profitierte von Sicherheitsdienst
Der Berliner Senat hatte die Messe Berlin 2022 mit dem Aufbau der Unterkunft samt Immobilienmanagement und Sicherheitsdienstleistungen beauftragt. Die menschenunwürdigen Bedingungen vor Ort wie auch hohe Kosten für den Betrieb sorgten häufiger für Kritik.
2023 etwa gab das Land Berlin für die Unterkunft rund 298 Millionen Euro aus. Und nach Einschätzung des Berliner Rechnungshofs soll die Messe Berlin dabei Rechnungen für Sicherheitsdienstleister in Höhe von 100 Millionen Euro aus den Jahren 2022 und 2023 nicht ausreichend geprüft haben, wie der Tagesspiegel berichtet. Das Blatt berief sich auf eine sogenannte Prüfmitteilung des Rechnungshofes aus dem Frühjahr.

Die Messe Berlin soll von hohen Ausgaben für die Security sogar profitiert haben. Denn sie erhielt für die Bereitstellung des Sicherheitsdienstes zunächst eine Aufwandsentschädigung von 15 Prozent. Der Aufschlag wurde 2025 auf neun Prozent reduziert.
Den Vorwurf, Rechnungen nicht ausreichend geprüft zu haben, weist die Messe zurück. „Die Messe Berlin kontrolliert grundsätzlich jede Rechnung sorgfältig in einem mehrstufigen Freigabeprozess“, erklärt die Sprecherin. Der Rechnungshof selbst äußert sich nicht zu dem Vorgang. Ergebnisse der Arbeit der Behörde würden erst im Jahresbericht Ende November veröffentlicht, heißt es.
Messe Berlin zieht sich aus Tegel zurück
In der Flüchtlingsunterkunft Tegel lebten zwischenzeitlich 5000 Menschen, heute sind es noch rund 2000. Bis Jahresende sollen alle Bewohner ausziehen. Dann entsteht dort das zentrale Berliner Ankunftszentrum für Asylsuchende und Geflüchtete mit 2600 Plätzen. Dort sollen alle in Berlin Ankommenden nach einem neuen EU-Verfahren registriert und vorübergehend untergebracht werden.