Neue Analyse

Flüchtlingstürme in Lichtenberg: Berlin zahlt dafür 38 Mio. Euro zu viel!

Ab Januar wird aus dem Hotel eine Flüchtlingsunterkunft. Nach und nach sollen bis zu 1200 Menschen einziehen. Berliner mietet das Areal für zehn Jahre.

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In diese drei Türme in der Landsberger Allee 3 sollen ab Januar 1200 Flüchtlinge einziehen.
In diese drei Türme in der Landsberger Allee 3 sollen ab Januar 1200 Flüchtlinge einziehen.Schöning/imago

Das City Hotel Berlin East in der Landsberger Allee in Lichtenberg hat nur noch wenige Tage geöffnet, dann werden die drei Türme für mehrere Millionen Euro umgebaut und sollen zu einer Mega-Unterkunft für 1200 Flüchtlinge werden. Doch jetzt kommt raus: Für das ganze Projekt werden viele Millionen Euro umsonst verbrannt.

Das City Hotel Berlin East ist ein Vier-Sterne-Hotel im Osten Berlins. Bei Berlin.de heißt es: „Eine 15-minütige Straßenbahnfahrt vom berühmten Alexanderplatz entfernt bietet dieses Hotel regionale Küche und einen Fitnessbereich. Die geräumigen Zimmer und Studios im City Hotel Berlin East verfügen über Sat-TV und ein eigenes Bad. Der Zimmerservice ist rund um die Uhr für Sie da. Morgens stärken Sie sich an einem reichhaltigen Frühstücksbuffet. Das hoteleigene Restaurant Grenzlos, die Bar New Orleans und das traditionelle Berliner Bistro bieten eine Vielfalt an erlesenen Speisen und Getränken.“

Der Umbau und die Miete kosten 140 Mio. Euro

Im Bezirk Lichtenberg stößt das Projekt auf Ablehnung. Benjamin Hudler (32), Vorsitzender der CDU-Fraktion in der BVV Lichtenberg erklärte vor wenigen Tagen im KURIER: „Es fehlt eine Planung für notwendige Integrationsleistungen, die Bezirke werden alleine gelassen.“ Pläne für eine Schule oder Kita, die man natürlich für die Kinder der Flüchtlinge braucht, gibt es bisher laut Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten nicht. „Bisher kennen wir nur die benannten Standorte, aber nicht die Idee der Sozialsenatorin, welche Folgeinfrastruktur geschaffen wird“, sagte Hudler.

Die drei nebeneinanderstehenden Mega-Türme in der Landsberger Allee 3 sind auffällig im Stadtbild von Lichtenberg. Je 13 Stockwerke hoch, 473 Zimmer. Mit Holzfußboden, breiten Betten und mindestens 29 Quadratmeter großen Zimmern. Für die erwarteten 1200 Flüchtlinge soll der ganze Komplex jedoch umgebaut werden. Die Gesamtkosten für eine Anmietung über zehn Jahre und Umbau belaufen sich auf rund 140 Millionen Euro.

Doch es wäre auch viel billiger gegangen. Die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) kommt in der einer Analyse für den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses zu dem Schluss, der Senat habe für die geplante Großunterkunft für Flüchtlinge nicht die wirtschaftlichste Option gewählt, berichtet RBB24. Kaufen statt Mieten wäre viel billiger gewesen. Auch die Summe, die man hätte einsparen können, nennt die BIM: rund 38 Millionen Euro.

„Es kann nicht sein, dass die Ostbezirke alles leisten“

Die Option sei „realistisch gewesen“, erklärt die BIM auf Nachfrage von RBB24, man habe das Verkaufsinteresse beim Besitzer abgefragt. Allerdings gebe es die Mittel für so einen Kauf im Haushalt bislang nicht, zudem sei ein kurzfristiger Kauf noch in diesem Jahr „nicht mehr zu realisieren“ gewesen.

Sebastian Schlüsselburg, haushaltspolitischer Sprecher der Linken, kritisiert die Senatsentscheidung. „Wir können uns angesichts des Haushaltslochs nicht leisten, dass der Senat Geld verschwendet“, sagt er RBB24. Außerdem funktioniere die gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge in der Stadt nicht: „Es kann nicht sein, dass die Ostbezirke alles leisten und Steglitz-Zehlendorf sich einen schlanken Fuß macht“.

Auch der Lichtenberger CDU-Abgeordnete Dennis Haustein wäre ebenfalls für einen Ankauf der Immobilie gewesen. „So könnte man bei der Nachnutzung gleich weiterdenken und zum Beispiel studentisches Wohnen und mehr realisieren.“ ■