Berüchtigter Vorbesitzer

Finanzsenator will Wandlitz-Villa verschenken – keiner will sie haben!

Berlins Finanzsenator Stefan Evers will ein Grundstück am Bogensee mit der ehemaligen Villa des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels zur Not verschenken.

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Blick auf den ehemaligen Landsitz von NS-Propagandaminister Goebbels auf dem Gelände der früheren FDJ-Hochschule in Bogensee bei Wandlitz.
Blick auf den ehemaligen Landsitz von NS-Propagandaminister Goebbels auf dem Gelände der früheren FDJ-Hochschule in Bogensee bei Wandlitz.Patrick Pleul, dpa

„Ich biete jedem an, der das Gelände übernehmen möchte, es geschenkt vom Land Berlin zu übernehmen“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Bisher seien indes weder die Kommune Wandlitz noch das Land Brandenburg oder der Bund an einem solchen „großzügigen Geschenk“ interessiert gewesen. Das könnte an dem berüchtigten Vorbesitzer liegen: NS-Propagandaminister Joseph Goebbels! Er nutzt das Landhaus auch dazu, um unauffällig fremdzugehen. Hier soll er Affären mit mehreren Schauspielerinnen gehabt haben. Erst im 22. April 1945 verließ Goebbels das Haus. Wenige Tage später beging er mit seiner Frau Magda im Berliner Führerbunker Selbstmord, die vorher noch ihre sechs Kinder tötete - oder töten ließ.

Das rund 17 Hektar große Gelände, auf dem sich Goebbels das Landhaus bauen ließ, ist seit 2000 ungenutzt und verfällt immer mehr. Nach dem Ende der NS-Diktatur nutzten die Alliierten das Gelände kurzzeitig als Lazarett. 1946 übergaben die Sowjets das Gelände der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die dort eine Jugendhochschule gründete.

Seit längerer Zeit wird wieder verstärkt über Nutzungsideen für das Areal diskutiert, das dem Land Berlin gehört. Berlin erwägt, die Gebäude abzureißen und die Flächen zu renaturieren, weil die jährlichen Kosten für Sicherung und Unterhalt in die Millionen gehen.

Evers will die Goebbels-Villa zu Not abreißen lassen

Evers versicherte, dass sich die Hauptstadt zielführenden konzeptionellen Überlegungen nicht verschließen werde, wenn sie im Interesse der Stadt lägen und der vielschichtigen historischen Bedeutung des Areals gerecht würden. Vor diesem Hintergrund sei er gespannt auf Vorschläge des Bundes oder aus Brandenburg und auf die Benennung möglicher Geldquellen, etwa Fördergelder.

„Sollte das aber einmal mehr ins Leere führen wie in den vergangenen Jahrzehnten, dann hat das Land Berlin keine andere Möglichkeit, als so den Abriss zu vollziehen, wie er jetzt vorbereitet und von uns adressiert ist“, sagte Evers.

Berlin habe sich jahrzehntelang um eine Zukunft des Areals bemüht – vergeblich. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieses jahrzehntelange Bemühen ein reichlich einseitiges war.“ Man sei auf Partner auf Bundesebene und in Brandenburg angewiesen, mit denen bisher kein Fortkommen möglich gewesen sei, so Evers. ■