Das Areal am Bogensee nahe Wandlitz in Brandenburg ist beeindruckend. Immer, wenn ich da bin, frage ich mich, warum hier seit Jahrzehnten nichts passiert. Ideen, was man mit den denkmalgeschützten Häusern, der Goebbels-Villa und der bombastischen FDJ-Hochschule anstellen könnte, hätte ich viele.
Weil Berlin sich aber seit Jahren Stillstand leistet, steht nun der Abriss der Goebbels-Villa und der FDJ-Schule nebst Wohnheimen zur Debatte. Eine Bankrotterklärung, die einige sogar noch mit einem grünen Mäntelchen versehen wollen. Das Areal der Natur zurückzugeben, fordern Grünen-Politiker. Wie peinlich. Weil überall in Berlin Grünflächen zubetoniert werden, muss im grünen Wald in Brandenburg ein Gelände mit so großem historischem Gewicht und Potenzial für die Zukunft als Ausgleichsfläche herhalten? Das hat das Areal am Bogensee mit der Goebbels-Villa und der ehemaligen FDJ-Kaderschmiede nicht verdient.
Weil sich Berlin keine großen Würfe zutraut und leisten kann, wird lieber argumentiert, man wolle die Steuergelder der Berliner verantwortungsvoll einsetzen. Das ist nicht nur ideenarm, sondern auch kurzsichtig. Wie sollen wir kluge Schlüsse aus Geschichte ziehen, wenn von ihr keine sichtbaren Spuren bleiben? Das Gelände am Bogensee ist eine weitere Chance, die vertan wird.
Ideen für das Areal am Bogensee bei Wandlitz
Was also würde ich mir auf dem Gelände wünschen? Wohnen im kleinen Rahmen, etwa in den ehemaligen Wohnheimen, wäre am Bogensee trotz Denkmalschutz möglich. Go for it! Auch ein Museum des Ortes nebst Gastronomie hätte in und um die Goebbels-Villa Platz. Herzstück aber wäre ein Lernort – getragen gemeinsam von Bund und Berlin und Brandenburg – im Flächennutzungsplan stehen schließlich Bildung und Forschung für das Gelände.
In Berlin fehlen Schulen. Warum nicht ein Internat einrichten, warum nicht auf einem Campus gezielt mit einer agilen Ausbildungsstätte gegen den Fachkräftemangel angehen? Pfleger, Solaranlagenbauer, Erzieher und ITler könnten in einer Art Bootcamp fit für die Zukunft gemacht werden. Für den Zeitraum der Ausbildung könnten sie auf dem Campus wohnen. Was wäre, wenn man Bogensee als eine Art Labor für die Bewältigung von Zukunftsaufgaben entwickelte? Was wäre, wenn Jugendliche im Rahmen eines Gesellschaftsjahres herkämen und Visionen für die Gesellschaft umsetzten. Warum nicht Schritt für Schritt mit ihnen ein energetisch autarkes Zukunftsstädtchen bauen, mit dem heißesten Shit auf dem Markt?
Ein alleiniger Nutzer für die ganze Anlage allein lässt sich nicht finden, das hat die Vergangenheit gezeigt. Doch im Zusammenspiel verschiedener Akteure, die sich Demokratie, Bildung, Naturschutz, Kunst und Zukunftsfähigkeit auf die Fahnen schreiben, muss doch was gehen, 40 Kilometer von Berlin im Grünen. Was wäre, wenn der Weg das Ziel ist und ihn möglichst viele junge Leute mitgehen? ■