Umstrittenes Gebäude

Hitlers Chef-Propagandist: Wandlitzer wollen Goebbels-Villa retten

Einst lebte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in einer Villa in Wandlitz bei Berlin. Doch die Villa könnte abgerissen werden. Bürger stemmen sich nun gegen die Demontage.

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Daniel Kurth (l.), Landrat vom Landkreis Barnim, und Oliver Borchert, Bürgermeister von Wandlitz, setzen sich für einen Erhalt der Goebbels-Villa ein.
Daniel Kurth (l.), Landrat vom Landkreis Barnim, und Oliver Borchert, Bürgermeister von Wandlitz, setzen sich für einen Erhalt der Goebbels-Villa ein.Patrick Pleul/dpa

Wandlitz war in der DDR vor allem als Wohnsitz von Erich Honecker und dem Rest der DDR-Elite bekannt. Doch zuvor lebte in der Gemeinde in Brandenburg schon eine bekannte Nazigröße. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels besaß hier eine Villa, der nun der Abriss droht. Dagegen regt sich Widerstand.

Gegen den befürchteten Abriss mehrerer Gebäude wie einer ehemaligen FDJ-Hochschule und der Villa von Goebbels wird der Protest lauter. Das Areal am Bogensee in der brandenburgischen Gemeinde Wandlitz gehört dem Land Berlin.

Landrat und Bürgermeister fordern Abriss-Stopp für Goebbels-Villa in Wandlitz

In einem Schreiben an die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) fordern unter anderen der Landrat des Kreises Barnim, Daniel Kurth, und der Bürgermeister von Wandlitz, Oliver Borchert, ein Abriss-Moratorium und die Fortsetzung der Diskussionen um den Erhalt des Bogensee-Areals, wie das Landratsamt am Freitag mitteilte. Beide befürchten, der Aufsichtsrat der BIM plane Schritte zum Abriss der Gebäude.

Das bundesweit einzigartige Areal sei historisch sowie architektonisch von herausragender Bedeutung und unbedingt schützenswert, sagte Kurth. Borchert warnte, ein Abriss würde die Vernichtung eines wichtigen Erinnerungsortes bedeuten. „Die baulichen Zeugnisse auf dem Bogensee-Areal – FDJ-Hochschule und Goebbels-Villa – sind erinnerungskulturell von internationaler Bedeutung.“

Joseph Goebbels (r.) war Reichspropagandaminister unter NS-Diktator Adolf Hitler (l.).
Joseph Goebbels (r.) war Reichspropagandaminister unter NS-Diktator Adolf Hitler (l.).dpa

Areal soll in Gedenkort umgewandelt werden

Das Areal und die Gebäude sollten erhalten und weitergenutzt werden, zum Beispiel als „Ort der Demokratie“, des Austauschs und der Toleranz. Landrat und Bürgermeister fordern, für die Dauer von fünf Jahren dürfe es keinerlei Maßnahmen und Entscheidungen über einen Abriss geben. In der Zeit soll ein Konzept zu künftigen Nutzungsmöglichkeiten entwickelt werden.

Die Berliner Immobilienmanagement GmbH teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, Gespräche zwischen dem Bund und dem Land Berlin zum Bogensee-Areal seien in einer intensiven Phase. Die Immobilie habe einen hohen zeitgeschichtlichen Wert und sei bautechnisch herausfordernd. „Mögliche Weiterentwicklungs- und Nutzungskonzepte müssen dem gerecht werden. Der Bund könnte sich ein Engagement vorstellen, allerdings müssen dazu noch wichtige Voraussetzungen und Fragen geklärt werden.“

Mehrere Verkaufsversuche waren erfolglos

Das Areal am Bogensee nördlich von Berlin ist seit dem Jahr 2000 ungenutzt und verfällt. Mehrere Versuche zum Verkauf sind bisher gescheitert. 1936 schenkte die Stadt Berlin Reichspropagandaminister Goebbels den Bogensee mit umliegendem Gelände. Goebbels ließ sich dort ein Landhaus bauen.

Nach dem Ende der NS-Diktatur nutzten die Alliierten das Gelände kurzzeitig als Lazarett. Die Sowjets übergaben das Gelände 1946 der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die dort eine Jugendhochschule gründete. In den 1950er-Jahren entstand das übrige Gebäudeensemble. Nach der Wende wurde die Schule aufgelöst. Zuletzt hatte es im Internet falsche Gerüchte gegeben, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Goebbels-Villa gekauft habe. Diese stellten sich aber als Desinformation heraus. ■