Nach fast 30 Jahren

Es ist offiziell: Galeries Lafayette schließt 2024 in Berlin!

Für viele Berliner undenkbar: Das einzige deutsche Kaufhaus der Kette Galeries Lafayette verschwindet kommendes Jahr aus der Friedrichstraße ...

Author - Sharone Treskow
Teilen
Das Kaufhaus Galeries Lafayette schließt Ende 2024 in Berlin.
Das Kaufhaus Galeries Lafayette schließt Ende 2024 in Berlin.Jürgen Ritter/Imago

Das Kaufhaus der Galeries Lafayette gehört für viele Berliner einfach fest ins Stadtbild – und ins Einkaufserlebnis in der Friedrichstraße. Immerhin kann man hier wunderbar Luxusgüter shoppen und es sich in der Feinkostabteilung gut gehen lassen. Auch die Ex-Kanzlerin Angela Merkel kauft hier bekanntermaßen ihren frischen Fisch ein. Doch damit wird bald Schluss sein: Die Galeries Lafayette zieht aus und verlässt Berlin!

Die Galeries Lafayette schließt das Kaufhaus schon 2024

Die Deutsche Presse-Agentur berichtet: Für den einzigen deutschen Standort der französischen Kette Galeries Lafayette ist Ende 2024 nach fast 30 Jahren Schluss. Wir erinnern uns: 1996 zog das Kaufhaus in das vom französischen Architekten Jean Nouvel entworfene Gebäude – das Quartier 207. Doch der Mietvertrag für die Filiale in der Friedrichstraße in Berlin mit dem Immobilieneigentümer Tishman Speyer wurde nicht über 2024 hinaus verlängert, wie das Kaufhaus jetzt mitteilte.

Der Betrieb wird mit dem Ende des Mietvertrages Ende 2024 eingestellt. Die Arbeitnehmervertretung sei auch erst am Mittwoch über den Schritt informiert worden. Das Kaufhaus werde „alles tun“, um die „190 Mitarbeiter des Geschäfts während des gesamten Prozesses bestmöglich zu unterstützen“, hieß es weiter.

Aber machen sie nur wegen des ausgelaufenen Mietvertrags dicht? Die Ankündigung, die Filiale zu schließen, sei „eine Folge der sich veränderten Konsumgewohnheiten in Deutschland und der erheblichen Veränderungen auf dem Einzelhandelsmarkt der Stadt“, erklärt das Unternehmen in der Mitteilung.

Der gläserne Trichter ist ein bekannter Teil der Innenarchitektur des Kaufhauses in Berlin.
Der gläserne Trichter ist ein bekannter Teil der Innenarchitektur des Kaufhauses in Berlin.blickwinkel/Imago

Eigentümer des Quartiers 207 wollte Galeries Lafayette nicht halten

Völlig überraschend kommt die Nachricht über das Ende des Berliner Luxuskaufhauses nicht. Die Kette hatte in den vergangenen Wochen bereits betont, dass sie mit dem Eigentümer über eine Verlängerung des Vertrags verhandeln würde. Aber der Eigentümer Tishman Speyer hatte stets betont, dass er an einer Lösung für das Kaufhaus über 2024 hinaus „nicht interessiert“ ist.

Jetzt hat auch das Kaufhaus die Hoffnung auf eine Einigung offensichtlich aufgegeben. Auch ein neuer Standort ist nicht geplant. Damit geht Ende 2024 nach dann fast 29 Jahren eine Ära zu Ende. 

Im Berliner Kaufhaus Galeries Lafayette kann man allerlei Luxusgüter kaufen.
Im Berliner Kaufhaus Galeries Lafayette kann man allerlei Luxusgüter kaufen.VWPics/Imago

Franziska Giffey trauert um das Berliner Kult-Kaufhaus

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg bedauert die angekündigte Schließung der Galeries-Lafayette-Filiale in Berlin. „Wir nehmen die Entscheidung unseres Mitglieds sehr betroffen zur Kenntnis, aber auch mit Verständnis, denn sie ist Ausdruck der angespannten Lage im Berliner Einzelhandel“, sagt Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen der Deutschen Presse-Agentur. „Wir werden als Verband alles dazu beitragen, Galeries Lafayette unsere Unterstützung anzubieten und uns auch um die Mitarbeiter zu kümmern.“

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) äußerte sich auch schon bedrückt über das Aus des Berliner Standorts der Galeries Lafayette: „27 Jahre lang war das Kaufhaus ein Anziehungspunkt in der Friedrichstraße“, teilt sie auf Anfrage mit. „Wir unterstützen jetzt die Bemühungen des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, den Beschäftigten der Galeries Lafayette eine Perspektive anbieten zu können.“

IHK-Vizechef zeigt sich enttäuscht

Auch IHK-Vizepräsident Robert Rückel äußert sich in einer Pressemitteilung zum Rückzug der Galeries Lafayette: „Das Aus für das Lafayette ist nicht nur ein herber Schlag für die Friedrichstraße, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die schwierige Lage für Berlins Einkaufsstraßen insgesamt“, betont Rückel. „Das veränderte Einkaufsverhalten durch Onlineshopping, Pandemie und allgemeine Wirtschaftslage stellt den stationären Einzelhandel vor große, teils existenzbedrohende Herausforderungen. Für die Friedrichstraße heißt das, sie muss sich neu erfinden.“

Jetzt seien innovative Ideen und Konzepte notwendiger denn je, um diesen „Häutungsprozess zu einem guten Ende zu bringen“. Weiter beteuert Rückel: „Wir wissen aus Studien und Umfragen, dass ein Mix aus Shopping, Entertainment, kulturellen und gastronomischen Angeboten gute Chancen bietet, Zentren lebendig und krisen-resilient zu gestalten. Mit dem Vorschlag, die Zentrale Landesbibliothek in die Friedrichstraße zu verlegen, gibt es bereits einen dazu passenden, unkonventionellen Vorschlag.“ In der aktuellen Lage brauche man den Mut, solche Wege offen zu prüfen. „Eins muss allen Beteiligten klar sein: Eine Umnutzung von bislang öffentlich zugänglichen Flächen zu Büros wäre das Ende der Friedrichstraße als Einkaufs- und Begegnungsstraße.“

Ein Teil der Zentral- und Landesbibliothek von Berlin sitzt am Blücherplatz.
Ein Teil der Zentral- und Landesbibliothek von Berlin sitzt am Blücherplatz.Jürgen Ritter/Imago

Zentral- und Landesbibliothek statt Galeries Lafayette?

Mit dem Auszug der Galeries Lafayette wirkt dieser Plan immer wahrscheinlicher: Vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) das Quartier 207 ernsthaft als neuen Standort für die Zentral- und Landesbibliothek in Erwägung zieht – sogar favorisiert. 

Im Kulturausschuss wurde das Thema gerade erst kontrovers diskutiert. Der Plan steht aktuell noch unter Finanzierungsvorbehalt und das Parlament muss erst zustimmen. Stolze 589 Millionen Euro müssten für den Umzug ausgegeben werden. Für die Bibliothek wird schon seit Jahren ein neuer Standort gesucht. Wieso? Die beiden Standorte am Blücherplatz und in der Breiten Straße sind einfach zu klein geworden – immerhin hat die Bibliothek einen Bestand von rund 3,5 Millionen Büchern, Zeitschriften und Co.!

„Die ZLB in der Friedrichstraße, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Humboldt-Forum, der Humboldt-Universität und zu herausragenden Leuchttürmen Berliner Kultur, wie der Staatsoper Unter den Linden, wäre für alle Berlinerinnen und Berliner gut erreichbar, für die Anwohner in der Friedrichstraße ein echter Gewinn“, schwärmte Chialo von seiner Idee. Der Kultursenator ist überzeugt: Das Quartier 207 biete ideale Bedingungen für eine „zeitgemäße Bibliothek in einer Millionenmetropole“, und das „mitten im Herzen der Stadt“.