
Berlin ohne Döner? Für viele unvorstellbar. Doch genau darüber wurde gestritten. Fast vier Jahre lang lag ein Antrag der Türkei in Brüssel auf dem Tisch und brachte die Hauptstadt zum Kochen. Hätten die Regeln gegriffen, wäre der Berliner Döner nicht mehr der Döner gewesen, den wir kennen und lieben.
Die Idee der Türken: Döner nur noch nach strengem Regelbuch. Fleisch vom Spieß, klar definiert: Keine Pute, kein Gemüse im Fleisch und keine Soßen. In Anatolien gilt der Döner als schlichtes Gericht. In Berlin kommt er mit Soße, frischem Salat und auf Wunsch sogar mit Pommes ins Brot. Kurz gesagt: Alles, was satt macht, darf hinein.
Berliner Döner hat seinen Ursprung am Zoo und in Kreuzberg
Dabei ist der Döner, so wie wir ihn kennen, eine Berliner Erfindung. In den 1970ern schob Kadir Nurman am Zoo die ersten Fladen mit Fleisch über die Theke. Fast zeitgleich entwickelte Mehmet Aygün bei Hasir am Kotti seine Variante. Wer der „Erfinder“ war, darüber streiten Fans bis heute. Klar ist: Ohne Berlin gäbe es den Döner nicht in seiner heutigen Form.

Heute zählt die Stadt über 1600 Dönerläden. Jeden Tag gehen rund 400.000 Döner über die Theke. Kein anderes Gericht prägt die Straßen so sehr. Berlin hat außerdem die höchste Dichte an Dönerbuden in Deutschland: 18 Läden auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Istanbul gibt es weniger Imbisse als in der Hauptstadt. Damit ist klar: Berlin ist die wahre Döner-Metropole.
Bei Hasir am Kotti: Wo der Berliner Döner zuhause ist
Wir waren im Hasir in Kreuzberg, wo seit 40 Jahren Fleisch vom Spieß ins Brot wandert. Serkan Dereli (37), seit zwölf Jahren im Unternehmen und zuständig fürs Controlling, sagt: „Ja, Mehmet Aygün ist einer der Väter des Döners. Aber der Döner hat viele Papas.“ Bescheiden, und gerade deshalb so sympathisch.
Zum Streit meint er: „Wir haben das alles verfolgt, aber wir sind gelassen geblieben. Uns wäre nichts passiert, wir stellen den Döner traditionell her. Wir haben einen Fleischspieß, keinen Hackspieß. Nur die Soßen hätten wir streichen müssen.“ Die Sorgen hätten andere gehabt. „Die Kollegen, die Gemüsedöner oder Chickendöner anbieten, die hätten Probleme bekommen. Wir nicht.“ Dereli sagt auch: „Unser Döner ist eigentlich zu billig. Acht Euro zahlen die Kunden, aber schon das Fleisch kostet 11 Euro pro Kilo. Bei uns gibt es pro Portion 250 Gramm Fleisch, das ist schon ordentlich!“

Und genau diese Üppigkeit ist es, die den Berliner Döner inzwischen selbst in der Türkei populär macht. „Dort wird schon mit dem Schlagwort ‚Berliner Döner‘ geworben“, erzählt Dereli. In Anatolien ist der Döner mager, in Berlin dagegen gibt es mehr Fleisch, mehr Geschmack, mehr Wumms.
Kein Wunder also, dass auch die Macher selbst stolz auf ihr Produkt sind. Ecrin Gökçe, seit zehn Jahren Dönermeister bei Hasir, sagt: „Ich liebe unseren Döner, esse ihn auch privat oft.“ Seine Empfehlung: ohne Soße, dafür mit einer Spezialität des Hauses. „Unsere geschmorten Bratenzwiebeln, oberlecker.“
