Hauptstadt-Slalom

Vom Ski-Lehrer aus Berlin zu Olympia – jetzt jagt Magnus Keltz Gold

Magnus Keltz ist Berlins Ski-Hoffnung. Im Februar darf der Slalom-Fahrer sogar zu den Olympischen Spielen nach Italien reisen.

Author - Sebastian Karkos
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Fototermin am Teufelsberg in Berlin: Magnus Keltz träumt von einer Sportler-Karriere im Ski-Sport.
Fototermin am Teufelsberg in Berlin: Magnus Keltz träumt von einer Sportler-Karriere im Ski-Sport.Emmanuele Contini/Berliner Zeitung

Mit Berlin verbindet man viele Sportarten. Skifahren gehört sicher nicht dazu. In einer Stadt ohne Berge und Schneesicherheit ist der Skisport ein Exot. Der Berliner Skiverband zählt gerade einmal rund 1100 Mitglieder. Einer davon ist Magnus Keltz. Der 19-Jährige gehört zu den größten Talenten der Hauptstadt. „Ich mag das, wenn Leute mich unterschätzen und dann sehen: ‚Die Berliner können doch Skifahren!‘“, sagt er.

Wie wird man Skifahrer in Berlin? Bei Keltz waren es die Eltern, die ihn früh mit in die Alpen nahmen. Skischule inklusive. „In Sölden gab es nach einer Woche immer ein Abschlussrennen. Da habe ich gemerkt, dass ich mit viel Vorsprung ins Ziel komme“, erinnert er sich. Aus dem Hobby wurde mehr. Neben Skifahren probierte er Volleyball, Tischtennis, Rugby und ist bis heute im Kartsport aktiv. Doch der Schnee blieb seine große Leidenschaft. Eine teure Leidenschaft. Ausrüstung, Reisen, Trainingslager: alles kostet. „Der Aufwand für mich als Berliner ist größer als für jemanden aus Bayern. So ist ein Bayer in zwei Stunden in den Alpen“, sagt Keltz.

Berlin und der Skisport. Nach dem 2. Weltkrieg konnte man beispielsweise auf dem Teufelsberg tatsächlich noch Skifahren. Damals waren Winter noch Winter – mit viel Schnee. Es gab sogar einen Lift, eine Schanze und 1986 einen offiziellen Ski-Weltcup im Parallel-Slalom. Heute erinnert auf dem 120 Meter hohen Trümmerberg nichts nichts mehr daran. Skitraining in Berlin ist unmöglich. Deshalb fahren die Berliner Leistungssportler regelmäßig nach Wittenburg in Mecklenburg-Vorpommern.

Der Berliner trainierte in der selben Halle wie Marcel Hirscher

Dort, rund 75 Kilometer von Hamburg entfernt, steht eine Indoor-Skihalle. Hier hat Keltz im Sommer sogar Marcel Hirscher (36), den österreichischen Ski-Star, getroffen. Trainiert wird zwar in einer Halle, aber beide trennen Ski-Universen. Trotzdem ist er froh, überhaupt regelmäßig auf die Piste zu können. Für den Berliner Ski-Verband ist Wittenburg unverzichtbar. Im November fanden dort die Berliner Meisterschaften statt – über 30 Aktive aus der Hauptstadt waren am Start. Keltz holte den Hallen-Titel im Slalom.

Aufstieg! Magnus Keltz ist Mitglied beim Ski Club Pallas in Berlin.
Aufstieg! Magnus Keltz ist Mitglied beim Ski Club Pallas in Berlin.Emmanuele Contini/Berliner Zeitung

Als Berliner ist der 1,87 Meter große Sportler eine Besonderheit. Gerade im Süden. „Das erlebe ich oft bei Siegerehrungen. Dann heißt es: ‚Die weiteste Reise hatte Herr Keltz – über 600 Kilometer nur für ein Rennen.‘“, erzählt er. Keltz startet bei regionalen Wettbewerben wie dem Deutschlandpokal, träumt von einem Weltcup-Rennen. Vielleicht schon nächstes Jahr.

Teurer Spaß: Magnus Keltz muss sich seine Ausrüstung komplett selbst kaufen, vor allem Schuhe sind teuer.
Teurer Spaß: Magnus Keltz muss sich seine Ausrüstung komplett selbst kaufen, vor allem Schuhe sind teuer.Emmanuele Contini/Berliner Zeitung

Möglichweise geben ihm die Olympischen Spiele in Italien den entscheidenden Push. Vom 4. bis 19. Februar 2026 gehört er zu einer 40-köpfigen Delegation deutscher Nachwuchssportler (16 bis 19 Jahre), die in Mailand und Cortina d’Ampezzo olympische Luft schnuppern dürfen.

Keltz unterstützt bei Olympia das Team Deutschland

„Wir treffen Sportler, sprechen mit Organisatoren, lernen die olympische Geschichte und Werte kennen. Der Tag ist voll“, sagt Keltz und lacht: „Man hat uns gesagt, dass wir sehr wenig Schlaf bekommen.“ Offiziell unterstützt die Gruppe das Team Deutschland, wird eingekleidet und darf hinter die Kulissen schauen, nicht als Athleten, sondern als Botschafter.

Ruhe vor dem Sturm: In Bormio finden bei den Olympischen Winterspielen die alpinen Skidisziplinen  statt.
Ruhe vor dem Sturm: In Bormio finden bei den Olympischen Winterspielen die alpinen Skidisziplinen statt.AP

Keltz ist mittendrin. Aber wie geht es weiter, wenn die große Ski-Karriere nicht klappt? Er hat viele Pläne, studiert gerade Physik, liebt Astronomie, denkt über eine Laufbahn als Sportsoldat nach. Ski-Lehrer ist er bereits. Im Sport bleiben wäre ein Traum für ihn, warum nicht im Wintersport? Eines hat er gelernt, gerade durch das Skifahren: „Wenn es einfach wäre, könnte es jeder machen.“

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