Berliner Tierretter

Die kleine Mia: Gelähmter Fuchswelpe kann wieder laufen

Von der Straße in die häusliche Pflege: Mareike Seadini von der Fuchshilfe Berlin gibt kleinen Raubtieren eine zweite Chance.

Author - Stefan Henseke
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Das Hinterteil hängt etwas durch: Füchsin Mia schaut aus ihrem Gehege. Das Tier kam als gelähmter Welpe zur Fuchshilfe und kann nach Physiotherapie wieder laufen.
Das Hinterteil hängt etwas durch: Füchsin Mia schaut aus ihrem Gehege. Das Tier kam als gelähmter Welpe zur Fuchshilfe und kann nach Physiotherapie wieder laufen.Julius-Christian Schreiner/dpa

In Berlin ist der Fuchs inzwischen allgegenwärtig. Auf Straßen, in Parks – meist ohne Scheu vor dem Menschen. Natürlich nimmt da auch die Anzahl von Füchse in Not zu. Mareike Seadini von der Fuchshilfe Berlin päppelt kranke oder verlassene Fuchswelpen wieder auf. Mia ist eines von den kleinen Raubtieren. Es wurde gelähmt gefunden.

Seadini kümmert sich auch in ihrer Wohnung um den kleinen, hilflosen Fuchs. Die Tierretterin sitzt mit Mia auf dem Sofa, sagt aber: „Wir wollen keine Couchfüchse. Unser Ziel ist immer die Freiheit. Sie entfremden sich schnell, wenn sie im Gehege sind – das ist gut, denn so können wir sie auswildern.“

Tierretterin: „Ich dachte, wir müssen sie einschläfern“

Mia, der gelähmte Fuchs, ist für Mareike Seadini ein ganz besonderer Fall. „Ich dachte, wir müssen sie einschläfern“, sagt sie. Doch nach gezielter Behandlung und drei Wochen Physiotherapie kann Mia wieder laufen. Heute lebt sie im Gehege – fast vollständig genesen.

Aktuell betreut die Fuchshilfe 18 Welpen. Hinzu kommen erwachsene Füchse mit Verletzungen. „Wir hatten eine Füchsin mit grauem Star – sie wurde erfolgreich operiert, aber wir dachten, sie könne nicht ausgewildert werden. Doch sie hat sich selbst entschieden: ist einfach gegangen“, berichtet Seadini.

Die Pflege der Fuchswelpen ist nicht weniger aufwendig als die eines Babys, erklärt die Tierretterin. „Du stehst morgens auf, machst Welpenmilch, fütterst, gibst Medikamente, reinigst alles.“ Manche Welpen müssen anfangs alle zwei Stunden gefüttert werden. „Ich habe auch schon mal einen mit ins Büro genommen.“

Auch Fuchswelpe Maja wurde hilflos aufgefunden. Mitten auf einer Straße, neben ihrem toten Geschwisterchen – dehydriert, unterkühlt, allein. Momentan lebt sie in einem umgebauten Badezimmer in Berlin, versorgt von Mareike Seadini.

So niedlich die Tiere auch sind – ein Fuchs sei kein Haustier, sagt Mareike Seadini: „Wir wollen keine Couchfüchse. Unser Ziel ist immer die Freiheit.“
So niedlich die Tiere auch sind – ein Fuchs sei kein Haustier, sagt Mareike Seadini: „Wir wollen keine Couchfüchse. Unser Ziel ist immer die Freiheit.“Julius-Christian Schreiner/dpa

Seadini ist aber keine Einzelkämpferin. Acht Frauen betreuen ein Gehege in Wandlitz, acht weitere Pflegestellen kümmern sich um Tiere wie Maja. Früher hat Seadini als Sekretärin in einer Tierarztpraxis in Berlin-Neukölln gearbeitet. „Dort kam mein erster Fuchs – ein Unfallopfer mit Schädelhirntrauma. Ich habe ihn gepflegt, und er wurde erfolgreich ausgewildert.“

Wildtierexperte: Es ist schwierig, die Füchse wieder auszuwildern

Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert findet es positiv, dass such Menschen sich um kranke und verletzte Füchse kümmern. Er sagt aber auch: „Andererseits bleibt offen, ob die Tiere wieder ausgewildert werden können. Sobald sie an Menschen gewöhnt sind, ist es schwierig, sie wieder auszuwildern, denn sie müssen ja selbstständig leben.“

Nach Schätzungen leben inzwischen 5000 bis 10.000 Füchse im Großstadt-Dschungel von Berlin (mit dpa).