Prozess in Berlin

Mörder wieder vor Gericht: Prügelte er eine Frau wegen eines Autos fast tot?

Constantin S. (35) tötete in Duisburg eine Frau und schlug in Berlin-Mitte eine Frau mit einem Schlagstock brutal nieder

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Dem Angeklagten Constantin S. (35) droht in Berlin Sicherungsverwahrung.
Dem Angeklagten Constantin S. (35) droht in Berlin Sicherungsverwahrung.Pressefoto Wagner

Eine Cafébetreiberin (46) erschoss er – aus Mordlust. Als Constantin S. (35) danach in Berlin untertauchte, soll er eine Frau (64) vor ihrer Wohnungstür fast totgeprügelt haben. Um die Tat in der Karl-Marx-Allee geht es nun vor dem Berliner Landgericht.

Constantin S., ein hagerer Typ mit Rasta-Zopf, jammerte: „Mir geht es nicht gut.“ Erst nach zweieinhalb Stunden kam er endlich aus der Zelle in den Saal. Wegen Mordes ist er bereits verurteilt. Nun droht ihm im Prozess um Raub und Körperverletzung die Sicherungsverwahrung.

Ein Sohn aus gutem Hause. Wohlhabend aufgewachsen im Ruhrgebiet, besuchte teure Privatschulen, ohne Erfolg dann als Wirtschaftsberater, reiste viel. Bis er am 3. Mai 2017 Lust an Gewalt auslebte und in Duisburg die Wirtin Birgül D. durch zwei Schüsse eiskalt tötete.

Mit einem Teleskopschlagstock soll Constantin S. immer wieder auf eine Frau eingedroschen haben

Unter einem Vorwand hatte er sich am Morgen Zutritt zum Café am Duisburger Innenhafen verschafft. Er kannte die Wirtin Birgül D. nicht. In seiner Tasche hatte er eine Pistole mit Schalldämpfer. Zwei Schüsse dann auf die arg- und wehrlose Frau. Es hatte Züge einer Hinrichtung.

Constantin S. verschwand danach aus dem Ruhrgebiet. Die Duisburger Ermittler tappten monatelang im Dunkeln. Am 1. November 2017 dann ein brutaler Überfall in Berlin-Mitte. Mit einem Teleskopschlagstock soll S. immer wieder auf eine Frau eingedroschen haben. Bis sie alle ihre Schlüssel fallen ließ.

Er versuchte dann laut Anklage, mit dem erbeuteten Autoschlüssel ihren Wagen zu starten. Ohne Erfolg. Die damals 64-Jährige kam mit massiven Schädelverletzungen sowie Frakturen an den Unterarmen und Händen ins Krankenhaus.

Knapp drei Monate später wurde Constantin S. in Prenzlauer Berg gefasst, als er in einem Supermarkt beim Klauen erwischt wurde. Er ging mit einem Messer auf einen Ladendetektiv los, verletzte den Mann an der Hand. Zeugen gelang es, den Angreifer vor dem Geschäft festzuhalten.

Die Ermittler hatten nun Fingerabdrücke und DNA-Spuren, die zu dem Mord an der Wirtin und zu dem Angriff auf die Frau in Mitte passten. S. wurde zunächst der Prozess wegen Mordes gemacht.

In Duisburg tötete der Angeklagte eiskalt und aus Mordlust

Im März 2019 entschied das Duisburger Landgericht: lebenslange Haft. Die Schüsse hatte S. zugegeben – ohne Reue. „Versehentlich“ habe sich ein Schuss gelöst, behauptete er. Die Richter waren aber überzeugt: Er hatte die Tat eiskalt geplant und die Wirtin mit einem am Kopf aufgesetzten Schuss getötet. Von Mordlust als Motiv sei auszugehen.

Die verhängte Strafe hätte der verurteilte Mörder frühestens 2033 verbüßt. Für den Angriff auf den Ladendetektiv ergingen gegen S. bereits 18 Monate Knast. Nun geht es vor allem um die Frage, ob S. nach verbüßter Strafhaft zum Schutz der Allgemeinheit untergebracht werden soll: Sicherungsverwahrung, die schwerste Rechtsfolge, die das deutsche Strafrecht kennt. S. kündigte eine Aussage an. Fortsetzung: 9. Januar. ■