Blick hinter die Kulissen

DDR Museum Berlin eröffnet Filiale

Das DDR Museum öffnet am Wochenende sein neues Depot in Marzahn für die Öffentlichkeit.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Das Sandmännchen und ein DDR-Fernseher in einer Karat-Schrankwand.
Das Sandmännchen und ein DDR-Fernseher in einer Karat-Schrankwand.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Das DDR Museum mit dem prominenten Standort in Berlin-Mitte hat sein umfangreiches Depot von Spandau nach Berlin-Marzahn verlegt und öffnet es nun für die Öffentlichkeit. Am Wochenende können Besucher zum ersten Mal einen Blick in die Sammlung und hinter die Kulissen werfen.

Zwölf Meter Karat-Schrankwände in einer Reihe aufgebaut – das macht schon mächtig was her. Öffnet man die glänzenden Furniertüren, verbergen sich dahinter immer neue DDR-Alltagswelten. Da gibt es Bücher, die in jedem DDR-Bücherregal standen, Geschirr, von dem man schon bei Oma an der Kaffeetafel gedeckten Apfelkuchen mit Sahne aus dem Siphon genoss. Spielzeug und Schallplatten, die den Weißt-du-noch-Reflex auslösen, wenn man in der DDR aufgewachsen ist.

Klub der Funktionäre im DDR Museum Berlin

Diese überlange Karat-Schrankwand, der Klassiker in ostdeutschen Wohnzimmern, ist das Herzstück eines neuen Besucherzentrums des DDR Museums in Berlin-Marzahn. Hier, im sogenannten „Klub der Funktionäre“, sollen zukünftig Veranstaltungen zum Thema DDR  stattfinden, auch die Besucher-Führungungen durch das neue Depot beginnen und enden hier.

Bei der Vorstellung des neuen Konzepts, das in den Osten zurückbringt, was in den Osten der Stadt gehört, nämlich hunderttausende Alltagsgegenstände aus dem Leben in der DDR, haben die Gäste auf braunen Sesseln aus Honeckers Gästehaus der DDR-Regierung im Jagdschloss Hubertusstock Platz genommen.

Regale bis unter die Decke voll mit Erinnerungen aus einem untergegangenen Land.
Regale bis unter die Decke voll mit Erinnerungen aus einem untergegangenen Land.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Ilko-Sascha Kowalczuk, der neue wissenschaftliche Berater des DDR Museums fläzt lässig neben Stefan Wolle, dem alten Berater, der jüngst in den Ruhestand verabschiedet wurde. Die beiden sind sich in der Einschätzung einig: so etwas wie einen Klub der Funktionäre, das gab es in der DDR eigentlich nicht. Der Name ist eine gut erfundene Mischung aus Ost-Kolorit und einer Reminiszenz an den „Club der Visionäre“ am Landwehrkanal.

Schließlich muss man schon sehr fest an seine Vision von einem neuen Zentrum der DDR-Alltagskultur in Marzahn glauben, wenn man das Unterfangen angeht, unzählige Fahrzeuge, Möbel und Geschirr – insgesamt etwa 360.000 Sammlungsstücke – auf eine Reise durch die halbe Stadt zu schicken.

In weniger als einem Jahr wurde das neue Depot am Pyramidenring 10 errichtet, eine alte Halle nebenan flott gemacht. Drei Monate dauerte dann der Umzug von 3000 Umzugskartons auf 1400 Paletten. „Die Kosten von drei Millionen Euro stemmte das privat geführte Museum selbständig“, sagt Geschäftsführer Gordon von Godin.

Vor der neu gebauten Halle in Marzahn steht ein zerlegter Panzer. Auch große Teile der Berliner Mauer sind zu sehen.
Vor der neu gebauten Halle in Marzahn steht ein zerlegter Panzer. Auch große Teile der Berliner Mauer sind zu sehen.Markus Wächter

Sogar einen Panzer in zwei Hälften haben die Macher des DDR-Museums auf die Straße in Richtung Marzahn geschickt und am Eingang der neuen Halle aufgebaut. Warum man Besucher so martialisch begrüße, fragt einer der Anwesenden. Ausstellungsleiter Eric Strohmeier Wimmer kontert, nichts sei doch pazifistischer als demontiertes Kriegsgerät. Die beiden Panzerhälften sollen noch bunt bemalt werden.

Schulklassen sollen ins DDR Museums Depot kommen

Das neue Depot des DDR Museums bietet nicht nur klimatisierte Räume für papierene Ausstellungsstücke und gute Bedingungen, um die einzigartig große Sammlung zu bewahren, das Depot will auch Zentrum für Forschung, Erinnerungskultur und Ausbildung in Sachen DDR-Alltag sein. Und auch Schulklassen sind gern im neuen Depot gesehen. Egal ob Fragen zu Stasi, Mauer, Diktatur oder Impfpflicht, die Themen von früher sind auch heute noch relevant.

Zwischen den fünfstöckigen Regalen, in denen dank Robotron Daphne-Datenbank sämtliche Exponate von der Stehlampe bis zum Pionierausweis schnell gefunden werden können, fühlt man sich ganz klein. Bis an die Decke der Halle stapeln sich Dinge, die einst geliebt, gehasst, benutzt und begehrt wurden.

Eine Haus-Bar in einer Schrankwand mit DDR-Spirituosen im Klub der Funktionäre im neuen Depot des DDR Museums.
Eine Haus-Bar in einer Schrankwand mit DDR-Spirituosen im Klub der Funktionäre im neuen Depot des DDR Museums.Jens Kalaene/dpa

Wer selber noch einen Beitrag zur Bewahrung der DDR-Geschichte leisten will und noch Objekte zu Hause hat, kann sich beim DDR-Museum melden. Auf der Website findet sich eine Liste von gezielt gesuchten Objekten aus dem DDR-Alltag, darunter Erinnerungen aus dem Pionierlager, eine Erika Schreibmaschine, Geschirr aus Meladur, Filmplakate und originalverpackte Konserven. Von unabgesprochenen Einsendungen sollten Interessierte aber absehen.

Am 16. März 2025 öffnet das „DDR Museum Depot“ zwischen 11 und 16 Uhr erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit. Die erste Führung um 13 Uhr ist bereits ausgebucht. Ab diesem Zeitpunkt gelten folgende Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Sonntag: 11.00 – 16.00 Uhr, Dienstag: 11.00 – 15.00 Uhr, Donnerstag: 14.00 – 19.00 Uhr

Tickets für 3 Euro für eine 90-minütige Führung können vorab über die Website gekauft werden:  www.ddr-museum.de/de/sammlung

Das Depot des DDR Museums ist mit der Tram der Linien M6, M7, 16, 27 an der Haltestelle Dingelstädter Straße und 400 Meter Fußweg zu erreichen. Einige Parkplätze stehen vor Ort zur Verfügung.