Vor einem Monat wüteten Vandalen auf dem Friedhof der Sozialisten in Berlin-Lichtenberg in Friedrichsfelde. Über 100 Grabsteine wurden mit Farbe beschmiert. Der Buchstabe „Z“ prangte in Pink, Weiß, Schwarz oder Braun auf 100 Gedenksteinen. Die Frage bleibt: Wann werden die Grabsteine gereinigt?
Mitte Juli war der KURIER am Morgen nach der Verwüstungsnacht vor Ort. Einige Grabstätten wirkten, als seien sie willkürlich ausgewählt worden. Andere wiederum schienen bewusst ausgelassen worden zu sein. Ein Muster war trotzdem nicht zu erkennen. Die Bestürzung unter den Besuchern des Friedhofes war groß. Den damaligen Artikel lesen Sie hier.
„Ich bin tief erschüttert über die beschmierten Grabsteine“
Filiz Keküllüoğlu (Grüne), Bezirksstadträtin für Grünflächen und Ordnungsamt, reagiert auf die Attacke. „Ich bin tief erschüttert über die beschmierten Grabsteine“, sagt sie nun dem Berliner KURIER. „Auch meine Mitarbeitenden waren entsetzt und fassungslos über diese pietätlose Tat. Solche Handlungen sind nicht nur respektlos gegenüber den Verstorbenen und ihren Angehörigen, sondern auch ein Angriff auf unsere Gemeinschaft.“ Sie fährt fort: „Ich verurteile diese Tat aufs Schärfste und appelliere an alle, sich mit Würde und Respekt gegenüber dem Gedenken unserer Mitbürger:innen zu verhalten.“ Es sei unsere gemeinsame Verantwortung, solchen Vorfällen entschieden entgegenzutreten und für ein respektvolles Miteinander einzustehen, meint sie.

Wer übernimmt die Reinigung der Grabsteine?
Laut Keküllüoğlu ist das Bezirksamt für die Reinigung der beschmierten Steine zuständig. Über den Aufwand und die Kosten kann derzeit immer noch keine Aussage getroffen werden. Betroffene Angehörige der verunstalteten Gräber müssen sich also noch gedulden. Das Bezirksamt habe jedoch die Angehörigen darüber informiert.
Laut Polizei ist das „Z“ ist zu „nichtsaussagend“
Das große „Z“, das auf die Grabsteine gesprayt wurde, könnte auf eine Aktion prorussischer Schmierfinken hindeuten. Dieses Zeichen hatten die russischen Truppen auch auf Panzer und andere Fahrzeuge geschmiert, als sie am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschierten.

Auf KURIER-Nachfrage erklärte die Berliner Polizei jedoch, dass ein politischer Hintergrund der Aktion bis zum jetzigen Ermittlungsstand verneint wird. Laut dem Landeskriminalamt kann man nicht zu 100 Prozent davon ausgehen, dass es sich bei der Vandalismus-Attacke tatsächlich um russische Kriegspropaganda handelt. „Der Gedanke liegt nahe“, so der Polizeisprecher, „aber das ‚könnte‘ ist zu groß.“ Um einen politischen Hintergrund nachweisen zu können, sei das „Z“ zu „nichtsaussagend“.
Auf die Frage, ob es in Berlin häufiger zu derartigen Vandalismus-Attacken mit dem Buchstaben Z kommt, antwortete die Polizei, dass man das Z-Geschmiere damals mit dem Krieg häufiger fand, eine derartige Attacke wie auf dem Friedhof in Lichtenberg aber schon hervorsteche. Stand Mitte August konnte kein Täter oder keine Täterin gefunden werden. Die Ermittlungen laufen.