Einst wurden hier die wichtigsten Daten des SED-Staates gesammelt und ausgewertet: Nun steht das einstige Haus der Statistik der DDR an der Ecke zur Otto-Braun-Straße seit Jahren als Schandfleck da. Die Gebäudeteile wirken wie eine Ruine, die keiner haben will. Sanierungsvorhaben kommen nicht voran. Doch es gibt einen neuen Versuch, das Haus der Statistik der DDR in ein Schmuckstück zu verwandeln. Auf dem Areal soll das „Rathaus der Zukunft“ in Berlin-Mitte entstehen. Der Senat hat dazu jetzt den Architekturwettbewerb gestartet.
2008 stand der Gebäudekomplex um das DDR-Statistik-Haus leer. Der Bund, dem das Areal damals gehörte, wollte dieses Bauwerk der modernen DDR-Architektur eigentlich abreißen. Der Berliner Senat rettete es, in dem es das Grundstück übernahm. In die Ruine zogen sogar Projektwerkstätten ein.
Zusammen mit einer Initiative will man auf dem Areal die vier bestehenden Gebäudeteile sanieren und drumherum ein neues Stadtquartier entwickeln. Neben Wohnungen und Projekte für Kultur und Soziales soll auch ein neues Rathaus entstehen – das sogenannte Rathaus der Zukunft.

Für dieses ehrgeizige Projekt hat die Senatsverwaltung für Bauen und Stadtentwicklung zusammen mit dem Bezirksamt Mitte einen Realisierungsplan ausgelobt. Architekten aus ganz Europa sollen sich daran beteiligen.
Das Ziel des Senates: „Das Rathaus der Zukunft soll als Pionierprojekt einen einzigartigen Ort für Bürgerinnen und Bürger, Verwaltung, Politik und die Stadtgesellschaft schaffen“, heißt es in einer Mitteilung. „Ein Ort, der einladend und zugänglich für die Bürgerinnen und Bürger ist, attraktive und funktionale Arbeitsmöglichkeiten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet, ideale Arbeitsbedingungen für die Bezirksverordnetenversammlung schafft und öffentliche und offene, multifunktionale Räume für die Zivilgesellschaft bereithält.“
Hochmodernes Rathaus im Haus der Statistik der DDR: Architekten aus ganz Europa sollen es entwerfen
Der Rathaus-Standort steht bereits fest: Laut der Senatsbauverwaltung soll es auf dem nördlichen Grundstücksteil des Areals „Haus der Statistik“ platziert werden. Die Anforderungen an die Architekten lauten: Das künftige Rathaus soll das neue Stadtquartier am Haus der Statistik entscheidend prägen. „Für die Gestaltung der Freiflächen sind Vorschläge rund um das Rathaus sowie für das Areal entlang der Otto-Braun-Straße zu entwickeln, die dem hohen Anspruch an den Ort gerecht werden können“, heißt es in den Vorgaben zum Wettbewerb.

Der Wettbewerb erfolgt zweiphasig. In der ersten Phase werden von den Architekten konzeptionelle und erste architektonische Lösungen für ein Rathaus der Zukunft erwartet. Im Dezember will dann eine Jury aus den eingereichten Wettbewerbsbeiträgen bis zu 20 Entwürfe zur weiteren Bearbeitung auswählen, das in einer zweiten Phase passieren wird. Das Ergebnis soll dann 2029 baulich umgesetzt werden.
Haus der Statistik der DDR: Bis zu 350 Millionen Euro soll das neue Quartier kosten
In dem Quartier am Haus der Statistik sollen auf einer Fläche von insgesamt 66.000 Quadratmetern Neubauten entstehen. Zwischen einem 15-geschossigen und einem zwölfgeschossigen Wohnhaus mit rund 300 Mietwohnungen ist auch ein über 60 Meter hoher Büroturm geplant, in dem künftig das Rathaus des Bezirks Berlin-Mitte einziehen soll, berichtet das Internetportal entwicklungsstadt.de.
Bis zu 350 Millionen Euro soll das neue Quartier kosten. Allerdings kann die Summe noch höher werden. Denn die Kosten für die Sanierungsarbeiten an den alten Statistik-Haus-Gebäuden kommen dazu. Und die Arbeiten laufen alles andere als geplant.
Schadstoffe, darunter festgebundenes Asbest, wurde bei der Sanierung gefunden, teilte die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) mit. Die Schadstoffe wurden beim Bau eines Treppenhauses in der Trennfuge zwischen zwei Gebäudeteilen des Komplexes gefunden, der 1968 bis 1970 errichtet worden war.
Aufgrund der Schadstofffunde gebe es „mehrere Monate Zeitverzug“, sagte BIM-Chefin Birgit Möhring. Hinzu komme eine Kostensteigerung im zweistelligen Millionenbereich. Genauere Angaben zur Höhe der Mehrkosten und zur Bauverzögerung ließen sich derzeit noch nicht machen.
Die Sanierung des Hauses der Statistik sollte rund 220 Millionen Euro kosten. In diesem Jahr sollten die ersten Büros bezogen werden, weitere zu Beginn des nächsten Jahres. Das werde sich verzögern. ■