Beim 72. Bundespresseball verwandelte sich das Hotel Adlon Kempinski wieder in Berlins prominenteste Tanzfläche: wenigstens für einen rauschenden Abend. Die Ballnacht verband wie immer Glitzer mit Haltung, alles unter dem Motto „Für die Demokratie. Pressefreiheit stärken.“ Auch in diesem Jahr ging es um mehr als nur ums Schaulaufen in Smokings und Roben.
2300 Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft hatten sich angekündigt, darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er durfte gemeinsam mit der First Lady Elke Büdenbender das Tanzparkett eröffnen – ein Zeichen der Solidarität mit der freien Presse. „Die Teilnahme des Bundespräsidenten am Bundespresseball zeigt erneut, dass wir in Frank-Walter Steinmeier einen verlässlichen Partner bei der Verteidigung der Pressefreiheit an unserer Seite haben“, betonte Mathis Feldhoff, Vorsitzender der Bundespressekonferenz.
Das Thema des Abends war ernst: Der Druck auf unabhängige Journalistinnen und Journalisten wächst – auch in Deutschland. Von Hasskommentaren über Drohungen bis zu tätlichen Angriffen – die Wirklichkeit für Medienschaffende ist alarmierend.
„Mit dem Motto ‚Für die Demokratie. Pressefreiheit stärken‘ wollen wir darauf hinweisen, dass eine Beschränkung von Pressefreiheit auch immer ein Angriff auf die Demokratie bedeutet“, mahnte Feldhoff eindringlich. „Gerade angesichts von Desinformationskampagnen und Fake News ist der professionelle Qualitätsjournalismus essenziell für den demokratischen Diskurs in unserem Land“.

Ein besonderer Moment: Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (103), eine der letzten lebenden Zeitzeuginnen, sprach zu den Gästen und erinnerte daran, wohin es führen kann, wenn Meinungsfreiheit und Demokratie unter Druck geraten.
Margot Friedländer beim 72. Bundespresseball
Mit Claus Kleber sollte auch journalistische Größe gewürdigt werden. Der langjährige „heute journal“-Moderator wollte nebenbei die Dinnerrede halten. Und wie jedes Jahr wurde gefeiert – stilvoll, klangvoll, tanzbar. Die Big Band der Bundeswehr sorgte für die musikalische Note – ehrenamtlich. Ihre Gage geht als Spende an Amnesty International, um jene zu unterstützen, die weltweit für Menschenrechte kämpfen.

Dazu gab es eine Karaoke-Bühne, mehrere DJs, ein Spielkasino, eine Candy-Bar, verschiedene Fotoaktionen und Kosmetikprofis für Make-up-Auffrischungen.
Adlon-Küchendirektor Stephan Eberhard und Küchenchef Jonas Zörner hatten an diesem Freitagabend insgesamt 100 Köche am Start. Zu essen gab es Mousse vom Brandenburger Burrata mit Bärlauch, Coq au vin, Rosa Lammrack mit Bulgur, Bouillabaisse, Tarte Tatin mit Apfel Chutney und Ziegenkäse Espuma, gegrillte Meerbrasse mit Fenchel und Risotto oder Pulled Beef mit Pomme Dauphine-Limetten-Creme, ebenso Sushi. Und – ab 23.30 Uhr – natürlich auch wieder die legendäre Adlon-Currywurst. 3000 Currywürste mit Milchbrötchen wurden angeboten. Das sollte reichen.

Der Ball hatte auch wieder eine grüne Seite: Mithilfe von ClimatePartner werden sämtliche CO₂-Emissionen der Veranstaltung durch zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgeglichen – Nachhaltigkeit in der Glitzerwelt. Das klingt modern, ist aber selten. ■