Schneller schießen

Wie geht es weiter mit den Wölfen?

Die Umweltminister der Länder debattieren über einen neuen Umgang mit den Wölfen. 

Author - Stefanie Hildebrandt
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Zwei Wolfswelpen stehen auf einem Feld. (Symbolbild)
Zwei Wolfswelpen stehen auf einem Feld. (Symbolbild)Torsten Beuster/dpa

Der Wolf ist das zentrale Thema bei der zweitägigen Konferenz der Umweltminister in Münster. Wie umgehen mit dem Beutegreifer, der die Gemüter seit seiner Rückkehr nach Deutschland vor 20 Jahren erhitzt. Nachdem Angriffe auf Nutzvieh zunehmen, wird nun über einen neuen Umgang mit dem nach EU-Recht geschützten Tier gesucht. 

Bundesumweltministerin Lemke hat bereits im Oktober Vorschläge zu einem schnelleren Abschuss einzelner Tiere vorgelegt. Allerdings reichte das nicht allen Ressortchefs aus. Während der Konferenz in Münster fordern auch Nutztierhalter weitergehende Schritte zu einer Regulierung des Wolfsbestandes. Schäfer etwa verweisen auf existenzbedrohende wirtschaftliche Schäden durch Wolfsangriffe. 

Problemwölfe schneller abschießen?

Die Umweltminister von Bund und Ländern wollen zum Abschluss ihrer zweitägigen Beratungen in Münster an diesem Freitag nun über den Ausgang ihrer Wolfsdebatte informieren. Dabei geht es um Regelungen für einen schnelleren Abschuss von Problemwölfen, die Schutzzäune überwunden und Nutztiere gerissen haben. Der Abschuss von auffälligen Wölfen ist unter strengen Voraussetzungen bereits möglich. Seit 2017 wurden zwölf Wölfe mit Behördengenehmigung getötet. Dazu kamen 65 illegale Abschüsse. 

Wolfsvorkommen in Deutschland. Grafik: P. Massow, Redaktion: J. Schneider
Wolfsvorkommen in Deutschland. Grafik: P. Massow, Redaktion: J. Schneiderdpa

Bereits im Oktober hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) Vorschläge für ein bundesweit einheitliches Vorgehen vorgelegt. So sollen die Bundesländer bestimmte Regionen mit vermehrten Wolfsrissen festlegen. Hat ein Wolf hier Schutzvorkehrungen wie einen Zaun überwunden und ein Weidetier gerissen, soll auf ihn per Ausnahmegenehmigung 21 Tage lang geschossen werden dürfen – und zwar im Umkreis von 1000 Metern um die Weide.

Mecklenburg-Vorpommern und Bayern wollen härter gegen Wölfe vorgehen

Anders als bisher soll nicht erst eine DNA-Analyse abgewartet werden müssen. Bisher sind genetische Untersuchungen anhand von Riss- und Fraßspuren notwendig, um einen Abschuss zu ermöglichen. Die Vorschläge reichten vor Konferenzbeginn nicht allen Ländervertretern aus. Die Ressortchefs aus Mecklenburg-Vorpommern und Bayern machten deutlich, dass sie Rechtsänderungen des Bundes für nötig halten.

So viele Risse durch den Wolf gab es im Jahr 2022

Die Zahl der Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere stieg 2022 laut einem Forschungsprojekt des Bundesamtes für Naturschutz auf 1136 Fälle. Dabei wurden 4366 Nutztiere getötet oder verletzt. Am meisten betroffen waren Schafe (3778 Fälle), gefolgt von Rindern (260), Gehegewild (184) und Ziegen (91). Gegenüber 2021 stieg die Zahl der Übergriffe um 17 Prozent und die der betroffenen Nutztiere um 29 Prozent. In vielen Wolfsterritorien hat es laut Auswertung nur wenige oder keine Übergriffe gegeben, in anderen Gebieten aber eine Häufung. Seit der Rückkehr des Wolfs nach Deutschland vor mehr als 20 Jahren gab es laut Bundesumweltministerium keine Wolfsübergriffe auf Menschen.

Als effizienteste Maßnahme zum Schutz von Nutztieren stellt der Bund Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune und Herdenschutzhunde heraus.

Die Ressortchefs der Grünen signalisierten Unterstützung für Lemkes Plan. So mahnt Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer bundesweit einheitliche Regeln an und warnt vor einem Überbietungswettbewerb der Länder bei der Lockerung der Regeln. Abschüsse nach bestimmten Quoten hielten der Bund und auch Brandenburg nach dem Bundesnaturschutzrecht nicht für rechtskonform, sagte der Umweltminister des Landes, Axel Vogel (Grüne). „Wir haben es mit einzelnen Tieren zu tun, die sehr geschickt Herdenschutzmaßnahmen überwinden. Dagegen müssen wir etwas tun, um die Akzeptanz für den Wolf insgesamt zu erhalten“, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne), der Leiter der Konferenz. ■