Bittere Nachricht

Spreewald Gurken: Traditionsunternehmen entlässt 200 Mitarbeiter

200 Spreewald-Gurkenbauer werden nach dieser Saison arbeitslos. Der Traditionsbetrieb in Golßen wird auf Saisonarbeit umgestellt.

Author - Berliner KURIER
Teilen
Mitarbeiter der Spreewaldkonserve Golßen GmbH protestierten gegen die Betriebsschließung und ihre Kündigungen: vergeblich.
Mitarbeiter der Spreewaldkonserve Golßen GmbH protestierten gegen die Betriebsschließung und ihre Kündigungen: vergeblich.Patrick Pleul/dpa

Das Traditionsunternehmen„ Spreewaldkonserve“ in Golßen entlässt von Ende Oktober an Mitarbeiter. „200 Stammmitarbeiter werden wir verlieren“, sagte Geschäftsführer Till Alvermann der dpa. „Wir müssen wieder in die schwarzen Zahlen kommen.“ Alvermann will zugleich deutlich machen: „Wir stellen die Spreewaldgurke nicht infrage.“

Der französische Mutterkonzern Andros hatte im Januar angekündigt, dass die Produktion in Golßen Ende 2025 schließen soll. Die Spreewaldkonserve Gmbh ist seit über 80 Jahren Produzent der bekannten Spreewaldgurken und der größte Arbeitgeber in Golßen.

Eine letzte Gurken-Saison

Die Einschnitte sind dementsprechend hart für die Golßener. Um wieder schwarze Zahlen zu schreiben, soll der Ganzjahresbetrieb, bei dem etwa auch Rote Bete, Rotkohl und Sauerkraut hergestellt werden, künftig auf einen Saisonbetrieb für Gurken umgestellt werden.

Im Juli und August ist Haupterntezeit für das Gemüse, das per Handarbeit vom Feld geholt wird. Die Saison endet in Brandenburg im Oktober. In Golßen ist die Gurkenkonservern-Produktion oft seit Generationen in den Familien Arbeitsplatz.

Im Spreewald gibt es insgesamt acht Anbaubetriebe und sieben Verarbeitungsbetriebe für die Produktion der Einlegegurken. Der Betrieb in Golßen wird auf Saisonarbeit umgestellt.
Im Spreewald gibt es insgesamt acht Anbaubetriebe und sieben Verarbeitungsbetriebe für die Produktion der Einlegegurken. Der Betrieb in Golßen wird auf Saisonarbeit umgestellt.dpa

„Was übrig bleibt sind Saisonarbeitsplätze: Nur von denen kann man keine Familie ernähren“ betont Rebecca Rehe von der Gewerkschaft Nahrung und Genussmittel. Diese hatte gegen eine Schließung in Golßen mobilisiert.

Und tatsächlich soll nun die Produktionsstätte am Traditionsstandort Golßen im Kreis Dahme-Spreewald für den abgespeckten Saisonbetrieb erhalten bleiben. Stattdessen wird laut dem Geschäftsführer nun der zweite Standort in Schöneiche aufgegeben, der nur wenige Kilometer entfernt von Golßen liegt. Gegen ein Ende der Gurken-Produktion in Golßen hatte es Protest gegeben. Auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) schaltete sich ein.

Golßen die Urstätte der Spreewaldgurke

Alvermann, der seit Dezember Geschäftsführer der Obst- und Gemüseverarbeitung Spreewaldkonserve Golßen GmbH ist, sagte: „Golßen ist die Urstätte der Spreewaldgurke. Das war mir vorher nicht bewusst, sonst hätten wir das gleich berücksichtigt.“ Trotz der geänderten Entscheidung, Schöneiche statt Golßen als Produktionsstandort zu schließen, ändere sich am künftigen Konzept und einem Abbau von Arbeitsplätzen nichts.

Ende des Jahres werden Alvermann zufolge noch etwa 60 Festangestellte beschäftigt sein, in der kommenden Saison sollen es dann 30 sein. Das sei schwierig für die betroffenen Kollegen. „Aber ich bin optimistisch, dass ein Großteil in der Nähe neue Jobs finden wird“, so Alvermann. Für die Ernte der Gurken werden vor allem auch Saisonarbeiter eingesetzt.

Bricht Mindestlohn den Gurkenbauern das Genick?

Eine Mindestlohn-Erhöhung sieht der Unternehmensmanager für den arbeitsintensiven Anbau von Obst und Gemüse kritisch. Dann müssten Gurken aus Deutschland, die ohnehin mit günstigeren ausländischen Produkten konkurrierten, teurer werden, befürchtet Alvermann. Vor gravierenden Folgen der Mindestlohn-Erhöhung warnte auch der Bauernverband. Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland soll in zwei Stufen auf 14,60 Euro zum 1. Januar 2027 steigen. Derzeit beträgt er 12,82 Euro. (dpa)