Die Spreewaldgurke vom Spreewaldhof in Golßen ist eine Institution. Ende Januar aber kündigte der französische Mutterkonzern Andros der Spreewaldkonserve GmbH an, dass die Produktion in Golßen Ende 2025 schließen soll. 220 Mitarbeiter sollen gehen, doch sie kämpfen weiter um ihre Jobs.
Mit einem Lichtermarsch demonstrierten am Mittwoch etwa 350 Menschen ihre Solidarität mit den Beschäftigten des Spreewaldhofs. Mit der Aktion machten sie sich stark gegen die Schließung des Produktionsstandortes der beliebten Gurke. Künftig soll es in Golßen nur noch Saisonarbeit geben. Gurken und andere Konserven sollen dann ausschließlich im nahegelegenen Schöneiche (Oder-Spree) hergestellt werden.
Die Spreewaldkonserve Gmbh ist seit über 80 Jahren Produzent der bekannten Spreewaldgurken under größte Arbeitgeber in Golßen. Den harten Schritt begründet das Unternehmen mit anhaltenden finanziellen Verlusten.

Doch so einfach wollen sich die Golßener ihre Spreewald-Gurken nicht vom Brot nehmen lassen. In einer „Nacht der 2000 Lichter“ zeigten am Mittwochabend auf dem Golßener Marktplatz Hunderte ihre Solidarität mit dem Spreewaldhof.
Schließung Spreewaldhof in Golßen: 350 Menschen sorgen für lautstarken Protest
„Für mich ist der Boden unter den Füßen weggerissen, weil auch mein Mann in der Produktion arbeitet“, erklärt vor Ort Steffi Jank der MAZ. Seit 20 Jahren arbeite sie in dem Werk, zuletzt in der Marketingabteilung. „Heute habe ich erfahren, dass der Hofladen demnächst schließt“, erzählt Janke. Für sie ein weiteres Zeichen, dass die Tage des Golßener Gurkenwerks tatsächlich gezählt sein könnten.
Unterstützung bekommen die Gurken-Werker indes von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG,) die sammelte Unterschriften für Alternativkonzepte in Golßen. „Wir glauben, das ist möglich“, erklärt die Gewerkschaftsvertreterin Rebecca Rahe. 2500 Menschen haben bereits unterzeichnet, mehr als Golßen Einwohner hat.
Nur wenige Wochen nach dem Start des „Golßener Weckrufs“ der Gewerkschaft sind bereits über 2.500 Unterschriften zusammengekommen. „Ob in der Bäckerei vor Ort, im Sportverein oder anderen Betrieben der Ernährungsindustrie: Überall gingen die Unterschriftenlisten rum. Die Solidarität mit den Beschäftigten und der Region ist riesig!“ berichtet die Gewerkschafterin. Sogar aus Bayern habe sie Anrufe erhalten, wie man die Beschäftigten unterstützten könne.

Gemeinsam mit Beschäftigten der Spreewaldkonserve fordert die Gewerkschaft ein Umdenken der Unternehmensleitung: „Dieses radikale Kürzungsprojekt ist nicht alternativlos. Wir fordern Andros dazu auf, die Beschäftigung zu sichern. Denn der Wegfall von 220 Arbeitsplätzen trifft nicht nur 220 Menschen. Er trifft auch 220 Familien, er trifft die Stadt Golßen und die Kaufkraft in der Region. Was übrig bleibt sind Saisonarbeitsplätze: Nur von denen kann man keine Familie ernähren“ betont Rebecca Rahe. „Hier zeigt sich, dass bei Großkonzernen die Menschen aus dem Blick geraten. Das jahrzehntelange Aufreiben der Mitarbeiter für die Spreewaldgurke, die Bedeutung des Betriebs für die Region, das zählt alles nicht mehr. Da zählen nur noch Zahlen.“ so Rahe weiter. Der französische Konzern Andros hatte die Spreewaldkonserve erst vor vier Jahren übernommen.
Gewerkschaft kämpft für Erhalt der Produktion in Golßen
In den Verhandlungen mit dem Konzern hat sich zuletzt nur wenig getan. Im Januar hatte sich die Golßener Bürgermeisterin noch optimistisch gezeigt, dass eine Lösung gefunden werden könnte, doch die letzten Gespräche verliefen eher ernüchternd, wie die Lausitzer Rundschau zuletzt berichtet.
Einsparungen bei den Arbeitsplätzen sind wohl unausweichlich. Dennoch: es laufen weiter Gespräche, „Gewerkschaft und Betriebsrat verhandeln gerade einen Sozialplan und sind auf der Suche nach Wegen, den Produktionsstandort vielleicht doch zu erhalten“, sagt die Bürgermeisterin. ■