Was für eine heftige Geschichte! Eine Berliner Pfarrerin segnete vier Männer – es folgte ein unpassender Kommentar in einem internen Whatsapp-Chat der Potsdamer CDU. Ein Brandenburger Regionalpolitiker beschloss daraufhin, die Partei zu verlassen.
Lokalpolitiker ist aus der CDU ausgetreten – mit einer „Polyhochzeit“ fing es an
Das frühere CDU-Mitglied Ulrich Magerl, ein Jurist aus Kleinmachnow, ist aus der Partei ausgetreten – Auslöser war das Verhalten des Lokalpolitikers Jan Jacobi (Vorsitzender des CDU-Stadtbezirksverbands Drewitz-Stern-Kirchsteigfeld und Regionsvorsitzender des CDA Landesvorstand Brandenburg). Auf Facebook erzählte Magerl jetzt, was vorgefallen ist, das ihn so weit getrieben hat.
Alles fing an mit einer Berliner Pfarrerin, die im Sommer vier Männer im Zuge eines kirchlichen Pop-Up-Hochzeitsfestivals gesegnet hatte – die Geschichte bekam zuletzt mediale Aufmerksamkeit und wurde in diesem Zuge auch als „Polyhochzeit“, also polygame Hochzeit, bezeichnet. Wie Magerl nun via Social Media erklärte, habe Jacobi einen BILD-Bericht über die „Polytrauung“ wie folgt kommentiert: „Es gab Zeiten, da hatten sie so viel Respekt und hätten sich selbst angezündet.“
„Menschenverachtende, homophoben Äußerungen“: Magerl über CDU-Kollegen
Magerl sei schockiert gewesen und habe Jacobi konfrontiert: „Auf meine direkte Reaktion, in der ich ihn unter anderem fragte, ob dies die Werte der CDU seien, für die er stehe, erntete ich ein tränenlachendes Emoji und wurde als Mitglied des Stadtbezirksvorstandes aus der WhatsApp-Gruppe entfernt.“
Sein Rauswurf aus der CDU-Chat sei am 8. November gewesen. „Am Jahrestag des Mauerfalls, dem 9. November, bin ich dann nach über 36 Jahren aus der CDU ausgetreten.“ Diese Entscheidung sei Magerl nicht leicht gefallen. Aber sie zeigt deutlich seine Haltung zu dem Vorfall.

Ex-CDU-Mann spricht von „unentschuldbarer Entgleisung“
„Diese menschenverachtenden, homophoben Äußerungen meines ehemaligen ‚Parteifreundes‘ trage ich nicht mit“, beteuerte Magerl weiter. „Es handelt sich hierbei meines Erachtens um eine unentschuldbare Entgleisung.“ Der Jurist habe die Führungsgremien der Landespartei hierüber informiert: Sie müsse nun entscheiden, wie sie sich positioniert. „Bis dahin bin ich raus.“
Jacobi wehrt sich: Homophobie-Vorwurf sei „absurd“
Auch Jan Jacobi äußerte sich inzwischen zu der Aktion. Gegenüber der Märkischen Allgemeine bestätigte der CDU-Politiker, er habe „aus Verärgerung in einer Chat-Gruppe eine sarkastische Bemerkung verfasst, die sich auf den Artikel der Bild-Zeitung“ über die „Polytrauung“ bezogen habe.
Jacobi lenkte jedoch ein, sein Kommentar sei „ausschließlich“ auf die betreffende Landesjugendpfarrerin der Evangelischen Kirche gerichtet gewesen. Diese propagiere „nicht nur strafrechtlich relevante Polygamie“, sondern trete die „Werte der Kirche mit Füßen“.
Es sei „völlig absurd“, ihm Homophobie zu unterstellen. Er habe „die sarkastische Aussage unverzüglich gelöscht, um Missverständnissen vorzubeugen.“ Doch relativiert diese Erklärung seine krasse Aussage in irgendeiner Form?
Herbe Kritik an Jacobi: „Gravierender Fehltritt“
Magerl hingegen zeigte sich erneut fassungslos über Jacobis Worte. Auf der Plattform X schrieb er: „Herr Jan Jacobi behauptet nun, er habe mit seiner Äußerung nicht die vier getrauten Männer gemeint, sondern die evangelische Pfarrerin aus Berlin, die die Polytrauung vornahm.“ Und weiter: „Wäre das besser? Hätte sie sich aus Respekt selbst anzünden sollen?“
In einem anderen Post erklärte Magerl, Jacobi sollte die CDU am besten verlassen, um „weiteren Schaden“ von der Partei „abzuwenden“. Ob es wirklich dazu kommen wird, bleibt abzuwarten. Jacobi musste online aber schon mächtig Kritik für seine Worte einstecken:




