Heiße Ware

DDR-Gullydeckel noch immer begehrt – vor allem bei Dieben

Mindestens 90 Kilogramm sind sie schwer. Dennoch haben Langfinger jetzt 21 DDR-Gullydeckel in Brandenburg so einfach verschwinden lassen.  

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Ein DDR-Gullydeckel, der in Dresden hergestellt wurde. Wegen des Schrottpreises finden Diebe sie sehr interessant.
Ein DDR-Gullydeckel, der in Dresden hergestellt wurde. Wegen des Schrottpreises finden Diebe sie sehr interessant.Hanke/imago

Um sie heute noch zu finden, muss man immer schön auf den Boden schauen. Die Rede ist von den DDR-Gullydeckeln. In so manchen Orten gibt es sie noch, erkennbar an dem Schriftzug „Made in GDR“. Und sie verrichten noch gut ihre Dienste. Allerdings sind die gusseisernen Teile  nicht nur bei Nostalgikern beliebt. Auch bei Dieben haben DDR-Gullydeckel aktuell einen hohen Stellenwert.

In der DDR wurden Gullydeckel unter anderem im VEB Eisenhammer bei Dresden angefertigt. Das Werk hatte aber auch noch ganz andere heiße Eisen im Feuer: So produzierte es für das DDR- Fahrzeugkombinat IFA gusseiserne Teile für den W50-Lkw oder für den „Barkas“. Sogar die Bremstrommeln für den Trabi stammten aus dem Gullywerk. Nach der Wende war dann damit Schluss.

Bremstrommeln vom Trabant: Sie wurden in dem Dresdner Werk ebenfalls hergestellt.
Bremstrommeln vom Trabant: Sie wurden in dem Dresdner Werk ebenfalls hergestellt.privat

Aber die Teile aus dem Dresdner Werk sind noch nicht ganz verschwunden, rollen in dem einen oder anderen DDR-Oldtimer herum. Gleiches gilt für die Gullys, die man, wie gesagt, beim genauen Betrachte der Straßen im Osten des Landes finden kann.

Das Besondere an den Gussteilen: Das sind so manche Verzierungen wie Stadtwappen, die man auf den Gullydeckeln finden kann. Und sind massiv und scheinbar unverwundbar. Und so verrichten diese Teile in so manchen Orten auch heute noch hervorragend ihre Dienste, sorgen dafür, das Regenwasser schön in die Kanalisation fließen kann.

Allerdings wissen auch Langfinger die DDR-Gullydeckel offenbar zu schätzen. In Eisenhüttenstadt wurden jetzt gleich 21 dieser Deckel geklaut, wie die Stadtverwaltung am Dienstag. Da fragt man sich wirklich, wer so etwas macht. Gullydeckel stiehlt man nicht so einfach. Sie sind sauschwer, einer wiegt mindestens 90 Kilogramm. Und darin liegt sein Wert. Um die 4,50 Euro pro ein Kilogramm Gussschrott bekommt man beim Händler.

21 DDR-Gullydeckel wurden in Eisenhüttenstadt einfach so geklaut

Nun haben also Diebe in Eisenhüttenstadt, genauer gesagt im Wohngebiet Mittelschleuse, zugeschlagen. Und der Verlust wiegt schwer. Denn die gestohlenen 21 DDR-Gullydeckel sind für die Eisenhüttenstädter Stadtväter sehr wertvoll.

„Ein Ersatz dieser Deckel ist nicht mehr möglich, da diese Sondermaße haben und heute nicht mehr produziert werden“, heißt es auf der Internetseite der Stadtverwaltung. „Aus diesem Grund müssen nun die kompletten Einläufe erneuert werden.“ Das bedeutet, in dem Wohnviertel stehen nun jede Menge Bauarbeiten an.

Die Erneuerung der ersten fünf Regeneinläufe wurde bereits beauftragt. Außerdem müssen nun die  Zufahrten und Parkplätzen für den Fahrzeugverkehr gesperrt werden, um die dortigen Regeneinläufe vorerst provisorisch gesichert werden sollen.

„Durch den Diebstahl der Gullydeckel ist der Stadt ein Schaden in Höhe von zirka 60.000 bis 70.000 Euro entstanden“, teilt die Verwaltung mit. Daher ruft das Rathaus die Bürger zur Mithilfe auf, hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung zu dem Diebstahl. ■