Todesnachricht verbummelt

Böse Behörden-Panne: Berlinerin kriegt Nachricht vom Tod des Bruders zu spät

Weil eine Behörde schlampte, hätte Sabine Schmidt die Beisetzung ihres Bruders um ein Haar verpasst. Und SO reden sich die Ämter jetzt raus.

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Sabine Schmidt am Grab ihres Bruders: Seine Beerdigung hätte sie wegen einer Behörden-Panne beinahe verpasst.
Sabine Schmidt am Grab ihres Bruders: Seine Beerdigung hätte sie wegen einer Behörden-Panne beinahe verpasst.Emmanuele Contini

Was für eine Behörden-Panne! Sabine Schmidt ist fassungslos: Am 24. Mai stirbt ihr 51-jähriger Bruder Michael in einem Berliner Krankenhaus. Doch erst zwei Monate später erfährt sie von seinem Tod – durch ein Schreiben des Bezirksamtes. In dem Brief wird sie nicht nur über Michaels Tod informiert, sondern erhält auch eine Zahlungsaufforderung für die Bestattungskosten. Der Grund für die späte Benachrichtigung: Auf dem Totenschein war zunächst ein falsches Geburtsdatum eingetragen worden.

Michael Schmidt erleidet bei der Arbeit einen Kreislaufzusammenbruch, berichtet sein Kollege Erik Flemming in der „Berliner Zeitung“. Er gab gemeinsam mit ihm Führungen bei den Berliner Unterwelten e.V. gab: „Kurz nachdem wir unsere Tour beendet hatten, ging es Michael plötzlich sehr schlecht“, sagt er. Ein Rettungswagen bringt ihn in die DRK-Kliniken Berlin-Mitte. Doch seine Schwester Sabine, die in Reinickendorf wohnt, erfährt nichts davon. Ihr letzter Kontakt zu Michael war an ihrem Geburtstag am 25. April.

Michael litt an Morbus Wilson, einer seltenen Kupferspeicherkrankheit. Trotz der Diagnose war seine Einsamkeit erdrückend – er lebte allein in Berlin-Charlottenburg. Erik Flemming beschreibt ihn als bescheiden und fröhlich, aber auch sehr einsam und „niemandem zur Last fallen“ wollend. Vielleicht informierte Michael deshalb seine Schwester nicht über den Klinikaufenthalt.

Michael Schmidt arbeitete bis kurz vor seinem Tod bei den Berliner Unterwelten e.V.  Sabine Schmidt steht vor den Gedenktafeln.
Michael Schmidt arbeitete bis kurz vor seinem Tod bei den Berliner Unterwelten e.V. Sabine Schmidt steht vor den Gedenktafeln.Emmanuele Contini

Etwa sechs Wochen verbringt Michael in der Klinik, bevor er am 24. Mai stirbt. Seine Kollegen sind erschüttert und beschließen, für eine würdevolle Beisetzung zu sorgen. Sie sammeln 2000 Euro und organisieren die Beerdigung selbst. Sabine erfährt erst kurz vor der Beisetzung am 31. Juli von dem Tod ihres Bruders: „Das Schreiben des Bezirksamtes erreichte mich zwei Tage vorher und so konnte ich gerade noch Kontakt zu seinen Arbeitskollegen aufnehmen“

Fehler im Totenschein führte zur bösen Behörden-Panne

Sabine versteht nicht, warum die Klinik sie nicht informierte. Mehrfach versuchte sie, ihren Bruder auf dem Handy zu erreichen, ohne Erfolg. Sie fragt sich, warum niemand sein Handy auslas, um ihre Kontaktdaten zu finden.

SPD-Gesundheitsstadtrat Oliver Schworck erklärt in der „Berliner Zeitung“, dass der Fehler im Totenschein und die damit verbundenen bürokratischen Hürden die verspätete Benachrichtigung verursachten. Erst am 18. Juli wurde der Fehler entdeckt, und sofort wurden die Angehörigen informiert.

Trotz allem findet Sabine Trost in der Tatsache, dass Michaels Kollegen ihm eine würdevolle Beisetzung ermöglichten. Erik Flemming wird sich um das Grab auf dem Domfriedhof in der Liesenstraße kümmern. Sabine ist den Kollegen ihres Bruders unendlich dankbar: „Das Positive daran ist, dass Michael so tolle Arbeitskollegen hatte und sie meinem Bruder so einen würdevollen Abschied bereitet haben.“ ■