100 Jahre S-Bahn Berlin

S-Bahn-Chef Peter Buchner: DARUM läuft's nicht bei der Berliner S-Bahn

S-Bahn-Chef Peter Buchner gibt zum Jubiläum Einblicke in die turbulente Geschichte des Unternehmens. Warum es dort so krass kriselt.

Teilen
Lächeln trotz Krise. S-Bahn-Chef Peter Buchner hat es gerade nicht leicht.
Lächeln trotz Krise. S-Bahn-Chef Peter Buchner hat es gerade nicht leicht.Funke Foto Services/imago

Berlins S-Bahn wird unglaubliche 100 Jahre alt. Anlässlich dieses spektakulären Jubiläums gibt S-Bahn-Chef Peter Buchner Einblicke in die packende und oft turbulente Geschichte der S-Bahn. Doch nicht nur die Vergangenheit sorgte für Aufregung – auch heute kämpft das Unternehmen mit erheblichen Problemen. Was wirklich hinter den Kulissen passiert und welche Herausforderungen die S-Bahn heute meistern muss, lesen Sie hier.

Kommt sie oder kommt sie nicht? Die S-Bahn in Berlin ist auch nicht mehr, was sie mal. Volle Züge, kaputte Züge, verspätete Züge - wer kennt das nicht? S-Bahn-Chef Peter Buchner ist aber auch wirklich nicht zu beneiden. Dem „Tagesspiegel“ gab er jetzt ein Interview, das sich gewaschen hat. Hier spricht er über die größten Probleme der Berliner S-Bahn und seine Sorgen als S-Bahn-Chef im Jubiläumsjahr.

Buchner uber den S-Bahn-Start im Jahr 1924: „Das Besondere war die „große Elektrisierung“, also der Sprung von der rußenden Dampflok zum modernen Elektroantrieb. Es gab ein völlig neues Fahrzeugkonzept mit Mehrzweckräumen, vielen Türen und dem Viertelzug-Konzept. Und 1930 wurde dann der Name S-Bahn erfunden und das grüne Logo mit dem weißen „S“ eingeführt. Die S-Bahn war damit eine Marke. Ich finde die Berliner S-Bahn so faszinierend, weil sie das erste moderne Schnellverkehrssystem der Welt war. Es war nicht nur die Technik, die das ausmachte, sondern vor allem das Gesamtkonzept: vom dichten Takt-Verkehr über das einheitliche Design der Züge bis hin zur einheitlichen Architektur.“

S-Bahn-System und die Infrastruktur sind ausgereizt

Entscheidungen, die er bedauert: „Es wurden nach dem Zweiten Weltkrieg und auch nach der Wende nicht alle Strecken wieder zweigleisig aufgebaut. Das bereitet uns heute Probleme. Auch bei der Stromversorgung und den Abstellgleisen wurde weniger wieder hergestellt.“

Wenn sie mal pünktlich kommt, die Berliner S-Bahn, dann ist sie oft rappelvoll. 
Wenn sie mal pünktlich kommt, die Berliner S-Bahn, dann ist sie oft rappelvoll. Olaf Wagner/imago

Was falsch läuft: „Die Qualitätsziele sind sehr anspruchsvoll. Das System und die Infrastruktur sind ausgereizt. Wir wollen trotz aller Widrigkeiten wieder 96 Prozent Pünktlichkeit erreichen. Im letzten Jahr lagen wir bei 93,6 Prozent. Aber es ist auch nicht so, dass früher alles besser war. Als ich 1992 nach Berlin kam, waren die Baustellen so heftig, dass die S-Bahn besonders an den Wochenenden kaum noch nutzbar war. Es gab Pendelverkehr und Fahrplanabweichungen ohne Ende.“

Seine bisherigen Erfolge: „Wir können in der Hauptverkehrszeit bis zu 6700 Sitzplätze mehr anbieten – pro Stunde. Statt vorher sechs fahren auf der Stadtbahn jetzt sieben Züge innerhalb von 20 Minuten. Auf dem Ring sind pro Zug acht statt sechs Wagen unterwegs. Unser Angebot ist heute also viel besser. Nichtsdestotrotz ist bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit noch Luft nach oben. Unsere größte, ureigenste Aufgabe ist dabei die Performance der Fahrzeuge.“

Ein Problem: Die alte Elektrik der S-Bahnwagen

Die wirklich großen Probleme: „Mit den Neubauzügen der Baureihe 483/484 sind wir sehr gut gestartet. Anfangs hatten sie noch Kinderkrankheiten. Das liegt meist an der Software, denn Neufahrzeuge sind heute rollende Computer. Da sind wir aber mittlerweile gut unterwegs. Was uns noch Probleme bereitet, sind die Türen. Deren Technik reagiert schon auf Kleinigkeiten sehr sensibel, insbesondere im Berufsverkehr, wenn viele Menschen fahren. Hier müssen wir trotz der hohen Belastung stabiler werden.

Zugleich gibt es Probleme bei unserer wichtigsten Baureihe 481. Mit dem sogenannten Langlebigkeitsprogramm machen wir die Züge seit Jahren fit für den Weiterbetrieb bis Mitte der Dreißigerjahre. Dafür müssen wir die Fahrzeuge komplett auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Allerdings mussten wir feststellen, dass die ältere Elektrik der Züge uns das übelnimmt. Seither treten punktuell Störungen auf, die es vorher nicht gab. Das müssen wir in den Griff bekommen.“

Welche Verbesserungen sind für S-Bahn-Kunden zu erwarten? „In den letzten Jahren haben wir unser Angebot um mehr Züge und mehr Fahrten enorm erweitert. Eine weitere wichtige Verbesserung für die Fahrgäste wird im Dezember der Start der S15 von Gesundbrunnen über den Wedding zum Hauptbahnhof sein.“

Es bleibt also noch viel zu tun für S-Bahn-Chef Peter Buchner und seine Mitarbeiter, und auch im Jubiläumsjahr der Berliner S-Bahn ist die Freude nicht ganz ungetrübt.

Was sagen Sie zu dem Thema? Schicken Sie uns Ihre schönsten S-Bahn-Anekdoten und Fotos an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten! ■