Prenzlauer Berg, Montagnacht um 4.45 Uhr: An Schlaf ist in der Gegend um Danziger Straße und Prenzlauer Allee nicht mehr zu denken. Laute Hupkonzerte reißen die Nachbarschaft aus dem Tiefschlaf. Nach und nach gehen überall Lichter an. Es dauert einen Moment, bis man merkt, dass das die Bauern auf dem Weg zur Demo am Brandenburger Tor sind und dabei minutenlang grell hupend so eine Art „Mensch-ärgere-dich(-nicht)“ spielen. Nicht nur in Prenzlauer Berg. In den sozialen Medien sammeln sich die erbosten Kommentare der Berliner, denen der Schlaf geraubt wurde.
Bauernproteste mit Hupkonzerten: Nervtötend, schlafraubend
„Schöne Ironie, dass heute Bauern für Subventionen demonstrieren, indem sie ab 4.00 Uhr morgens mit Dauer-Hupen durch Berlin fahren und den Steuerzahler:innen den Schlaf rauben, die tagsüber das Geld erwirtschaften müssen, dass die Bauern wollen“, postet LaywerForFuture auf X. Und die Hupe eines Traktors oder eines Lkw ist nicht einfach eine ganz normale Hupe. Rund 110 Dezibel laut, lauter als ein Presslufthammer. Nervtötend, schlafraubend.
Von „Anwohner-Terror“ ist in den sozialen Medien zu lesen, an anderer Stelle heißt es: „So machen sich die Bauern in Berlin keine Freunde. Marodieren seit 5 Uhr morgens mit ihren ekelhaft stinkenden Dieseltraktoren durch die Stadt, hupen laut seither und dies auch vor Krankenhäusern und Seniorenheimen.“
Es wirkte so, als wollten die Bauern mit Absicht möglichst viele Berliner aus dem Schaf reißen – geduldet von der Polizei. Warum schritt die nicht ein? „Natürlich ist es verboten, einfach hupend in der Weltgeschichte herumzufahren“, bestätigt eine Sprecherin der Berliner Polizei auf RBB24. „Auf den regulären Zufahrtsrouten zu der angemeldeten Versammlung haben die Einsatzkräfte alle Veranstaltungsteilnehmenden, die unzulässigen Lärm verursacht haben, angesprochen und das Hupen unterbunden“, heißt es da aus der Pressestelle der Berliner Polizei.
Tausende #Traktoren und #Speditions-Brummis sind am Montagmorgen auf dem Weg ins Zentrum #Berlins, um dort vor dem #BrandenburgerTor zu demonstrieren. Die #Demo soll um 11:30 Uhr starten, es kommt zu zahlreichen Einschränkungen für den Autoverkehr. 🚜 👉 https://t.co/zCwzMpDrEh pic.twitter.com/4bBMs0glDL
— rbb|24 (@rbb24) January 15, 2024
Viel Erfolg scheint die Polizei dabei nicht gehabt zu haben, wenn man die Kommentare in den sozialen Medien verfolgt. In der ganzen Stadt – und das nicht nur auf den offiziellen Routen der angemeldeten Sternfahrt der Bauern. Die übrigens erst um 7 Uhr beginnen sollte. Auch der Kiez in Prenzlauer Berg war eigentlich nicht Teil der offiziellen Route.
Nächste Blockade in Berlin droht ab Donnerstag
Auf dem Instagram-Kanal von RBB24 schreibt ein Anwohner des Tempelhofer Damms: „Das ist nicht Ausübung von Meinungs- oder Versammlungsfreiheit, sondern einfach nur unverhohlener, brutaler Terror!“ Die Bauernproteste würden ihm den „Schlaf und den letzten Nerv rauben“.
Aber es gibt auch zustimmende Kommentare: „Innovative Hupen an Traktoren in Berlin. Bauern stehen früh auf. – Ich freu mich, dass Stadtbevölkerung mal mitbekommt, wer da draussen die Marktware macht“, schreibt ein Bernhard Lücke auf X.
Und schlechte Nachrichten für alle, die durchschlafen wollen. Noch in dieser Woche drohen die nächsten Hupkonzerte. Diesmal wollen die Lkw-Fahrer mit einer Sternfahrt (Donnerstag) und einer Kundgebung (Freitag) Berlin blockieren. Ihre Forderung: Die Regierung solle die Mauterhöhung für den Güterverkehr und die CO₂-Abgaben zurücknehmen.
Nach den Bauernprotesten vom Montag müssen Autofahrer in Berlin den gesperrten Bereich auf der Straße des 17. Juni am Dienstagmorgen weiterhin umfahren. Zwischen Großer Stern und Brandenburger Tor sei die Straße noch immer gesperrt, teilt die Verkehrsinformationszentrale mit. Grund seien zwei Traktorenkorsos, die aus dem Umland zur Straße des 17. Juni unterwegs seien.
Wie ein Sprecher der Verkehrsinformationszentrale sagte, ist ungewiss, ob die Sperrung noch am Dienstag aufgehoben werden könne. Am Vormittag dürften noch immer landwirtschaftliche Fahrzeuge auf dem Boulevard stehen. Außerdem wollten Demonstranten dort eine Mahnwache abhalten. ■