Echt irre!

1000 Euro für eine Pflanze: Legendärer Berliner Blumenmarkt treibt Besucher in den Wahnsinn

Die Leiterin des Berliner Staudenmarktes im Botanischen Garten verrät, warum Menschen so viel Geld für eine Pflanze zahlen - und warum es so einen Hype um den Markt gibt.

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Frühling, Sonnenschein, blauer Himmel und ein sehr gut besuchter Staudenmarkt im Berliner Botanischen Garten.
Frühling, Sonnenschein, blauer Himmel und ein sehr gut besuchter Staudenmarkt im Berliner Botanischen Garten.Uwe Steinert/imago

Es gibt Märkte, die sind mehr als nur ein Ort des Handels – sie sind ein wahres Erlebnis. Der Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten gehört definitiv dazu. Er zieht jährlich Tausende von Gartenfreunden aus ganz Deutschland an. Dabei geht es nicht nur um das Staunen über die unglaubliche Pflanzenvielfalt, sondern auch um die Jagd nach den seltensten und teuersten Exponaten. „Warum geben Menschen bis zu 1000 Euro für eine Pflanze aus?“, fragt sich der Laie. Eine Spurensuche nach Antworten …

Wahre Garten-Fans wissen: Es geht um mehr als nur um das Wachstum einer Pflanze – es geht um Leidenschaft, Geschichte und Handwerkskunst. Im Botanischen Garten in Berlin, wo der Markt inzwischen seine Heimat gefunden hat, erwartet man an diesem Wochenende (5. und 6. Mai) wieder rund 20.000 Besucher. Doch was macht diesen Markt so besonders?

Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten: Ein Ort der Experten

Ivette Grafe, die Leiterin des Staudenmarktes, kennt die Antwort. „Unsere Besucher sind wahre Experten“, erklärt sie im Interview mit der Berliner Zeitung. „Die echten Pflanzenfans haben sich schon Wochen vorher auf den Internetseiten der Gärtnereien informiert, was die zu uns mitbringen. Oder sie rufen dort vorher an. Die Leute kommen dann mit einem Rollwagen und mit einer langen Liste, auf der ganz genau steht, in welcher Reihenfolge sie zu den einzelnen Ständen wollen“

Ein Mann hält beim Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten einen Kasten mit Pflanzen in der Hand.
Ein Mann hält beim Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten einen Kasten mit Pflanzen in der Hand.Hauke-Christian Dittrich/dpa

Was dabei oft nicht nur den Gärtnern, sondern auch den Besuchern die Herzen höherschlagen lässt, sind die Preise. Für eine spezielle Leberblümchen-Züchtung zahlte ein Sammler im letzten Jahr 80 Euro – nicht wenig für eine Pflanze, die nur etwa zehn Zentimeter hoch wird. Doch die wahren „Schmuckstücke“ des Marktes kosten noch viel mehr. Im vergangenen Jahr wurden auch Bonsais und Spalierbäumchen angeboten, deren Preis jenseits der 1000-Euro-Marke lag.

„Richtig teuer sind natürlich Sammlerstücke“, verrät Grafe. „Bei den Stauden können das entweder ganz alte Züchtungen sein oder Pflanzen, die nur ganz schwer vermehrbar sind.“

Kein Wunder, dass viele Menschen schon am Vortag anreisen, um als erste vor den Toren des Botanischen Gartens zu stehen. Doch warum die Eile? „Sie haben Angst, dass die besten Pflanzen schon weg sind. Kleine Gärtnereien mit speziellen Züchtungen haben nun mal keine Massenproduktion und von einer speziellen Pflanze vielleicht nur fünf Exemplare dabei“, erklärt Grafe.

Beim Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten kommen Pflanzenfans auf ihre Kosten.
Beim Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten kommen Pflanzenfans auf ihre Kosten.Hauke-Christian Dittrich/dpa

130 Aussteller auf Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten

Viele Fans übernachten sogar im Hotel, um nichts zu verpassen. Der Hype um den Staudenmarkt ist in den letzten Jahren zu einer regelrechten Kultveranstaltung geworden. „Es gibt bundesweite Chatgruppen von Gartenfreunden, die extra wegen uns aus allen Himmelsrichtungen nach Berlin reisen und sich hier zweimal im Jahr treffen. Manche buchen schon im Januar ihre Zugverbindungen“, so Grafe weiter.

Kein Wunder, dass die Gartenfreunde nicht nur nach der Qualität der Pflanzen fragen, sondern auch nach den besten Pflege-Tipps. „Wir sagen den Gärtnern auch, dass sie die Kunden aufklären sollen, welche Standorte die Pflanzen benötigen“, erzählt sie.

130 Aussteller, davon 80 gärtnerische Betriebe, aus Deutschland, Polen, Tschechien, Österreich und Holland. Auf dem Berliner Staudenmarkt kommt sicher jeder auf seine Kosten.